Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
Teller mit allerlei Leckereien. Ihre Augen funkelten, jedes in
einer anderen Farbe, als sie sagte: „Ich bin sicher, das könnt ihr gebrauchen nach
eurem... äh... Nickerchen.“
Tiefe
Schamesröte überzog meine Wangen angesichts ihrer unausgesprochenen
Belustigung. Melissande presste die Lippen aufeinander und wischte den
verschütteten Tee auf. Belinda lächelte uns wohlwollend zu, während Christian
Adrian einen Blick voller männlichem Verständnis zuwarf, den ich lieber nicht
allzu genau unter die Lupe nehmen mochte.
„Damian
schläft.“ Es war Melissande, die das Schweigen brach.
„Ja, ich
weiß“, erwiderte Adrian.
„Du bist
nach wie vor verflucht, nicht wahr?“, fragte sie mit erhobener Augenbraue. „Ist
es dir deswegen nicht untersagt, die Gedanken anderer zu lesen, abgesehen von
denen deiner Auserwählten?“
„Ja, das bin
ich, und ja, das ist es.“
Sie runzelte
die Stirn, eindeutig verwirrt. „Aber wie -“
„Wir haben
auf dem Weg nach unten einen Blick in Damians Zimmer geworfen“, antwortete ich
an Adrians Stelle. Ich fand es schrecklich, wie steif und unbeholfen sie
miteinander umgingen, konnte aber nichts dagegen tun, ehe wir Saer los waren.
Bei diesem Gedanken zuckte ich zusammen; schließlich wusste ich, wie gern
Melissande ihren Bruder hatte.
„Melissande
... wegen Saer...“
„Er muss
besiegt werden.“ Christians Stimme klang müde. Allie hatte sich auf der langen
Ledercouch neben ihm zusammengerollt, ihre Hand ruhte auf seinem Bein. Aus den
Augenwinkeln konnte ich die schwachen Muster von Bannen sehen, die auf seinem
Kopf und seiner Brust gezeichnet waren. Ich fragte mich, ob sich Allie wohl
Sorgen gemacht hatte, als er Adrian gegenübergetreten war. Diese Banne hatten
ihn vermutlich Adrians Versuch, ihm den Hals zu brechen, überleben lassen.
„Es tut mir
leid, Melissande, aber Saer ist zu weit gegangen, als er eine Armee aufstellte.
Auch wenn uns seine Absichten nicht bekannt sind, kann dies nichts Gutes
bedeuten.“
„Mir sind
seine Absichten bekannt“, warf Adrian mit leiser Stimme ein. Seine Finger lagen
warm in meinem Nacken, wo er mit einer Haarsträhne spielte.
„Tatsächlich?“
Christian warf Adrian einen prüfenden Blick zu. „Dann kläre uns bitte auf.“
„Ich fühle
mich nicht wohl dabei, wenn wir auf diese Art und Weise über Saer sprechen“,
unterbrach Melissande. Sie stand auf und ging ruhelos in dem Zimmer auf und ab.
„Er war stets ein hingebungsvoller Bruder und liebevoller Onkel. Ich muss
zugeben, dass seine Taten im Augenblick nicht ohne Weiteres erklärt werden
können, aber wir haben noch nicht seine Version der jüngsten Ereignisse gehört.
Es kann durchaus sein, dass er völlig unschuldig ist und wir seine Handlungen
vollkommen falsch interpretieren.“ Sie warf Adrian einen raschen,
undurchdringlichen Blick zu.
Adrian
ignorierte sie. „Saer plant, Asmodeus zu stürzen“, berichtete er, an Christian
gewandt.
„Seht ihr!“,
rief Melissande.
„Indem er
Belinda opfert und dann Asmodeus' Thron für sich selbst beansprucht“, endete
Adrian.
Die
anschließende Stille wurde nur von einer der Mumien gebrochen, die zufrieden an
meinem Schuh nuckelte.
„Tja, so
viel zu Saers Unschuld“, sagte ich leise. Ich ließ Melissande nicht aus den
Augen. Ihr Gesicht war bleich, aber sie reckte das Kinn in einer Geste sturer
Verbissenheit, die mir sehr bekannt vorkam. Schließlich hatte ich deren
männliche Version oft genug vor Augen.
„Du kannst
nicht mit Sicherheit wissen, dass er tun wird, was du vermutest“, sagte sie.
„Ich weiß es“,
entgegnete Adrian. Der Schmerz, der ihn durchzog, war so stark, dass es mir das
Herz abschnürte. Ich lehnte mich an ihn, ließ ihn meine bedingungslose Liebe und
Zustimmung spüren. Seine Finger umgriffen meinen Nacken fester. „Was glaubst du
denn, wer Damians Gefangennahme in die Wege geleitet hat?“
Entsetzt
starrte ihn Melissande mit offenem Mund an. „Du meinst doch nicht etwa... du
willst doch nicht sagen, dass Saer... dass er seinen eigenen Neffen... er ist
mein Bruder! Du kannst nicht erwarten, dass ich glaube, dass er etwas derartig
Unmenschliches tun würde!“
„Und doch,
Schwester, hast du keinerlei Schwierigkeiten zu glauben, dass ich es tun würde.“
Adrians blasse Augen funkelten spöttisch.
„Das ist
etwas vollkommen anderes!“, gab sie zurück. Mit bebenden Nasenflügeln blieb sie
vor Adrian stehen. „Du bist der Verräter. Solche undenkbaren Taten sind doch
für dich
Weitere Kostenlose Bücher