Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
an.“
Ich ließ den
Tränen freien Lauf, als Adrian ernst Christians Hand ergriff und schüttelte und
sogar zuließ, dass dieser ihn umarmte und kurz an sich drückte. Allie schniefte
und griff nach einer Serviette. Belinda lächelte; sie sagte zwar nichts, aber
ihre Augen waren von Trauer erfüllt. Erst jetzt wurde mir klar, was mein
Ausbruch sie gekostet haben musste. Ich war so darauf versessen gewesen,
Melissande begreiflich zu machen, wie abgrundtief böse Saer war, dass ich nicht
einen einzigen Gedanken darauf verschwendet hatte, wie viel Schmerz die
Wahrheit Belinda bereiten musste. Ob sie nun wusste oder nicht, wie weit Saer
zu gehen bereit war, sie war immerhin seine Auserwählte. Die beiden verband
etwas, von dem ich wusste, dass es weit über bloße Gefühle hinausging.
„Es tut mir
schrecklich leid, Belinda. Ich habe gesprochen, ohne nachzudenken.“ Ich
befreite mich aus der Umklammerung der Mumien und beugte mich zu ihr, um sie
reumütig in die Arme zu schließen. „Es war grausam von mir, in deiner Gegenwart
so über Saer zu sprechen, aber du musst verstehen, dass ein Teil von Adrians
und meiner Sorge auch dir galt.“
Sie
schüttelte den Kopf und warf uns allen ein trauriges Lächeln zu. „Ihr müsst
nicht versuchen, mir die Wahrheit zu versüßen. Ich wusste, dass etwas nicht
stimmte, als Saer vor ein paar Tagen zu mir kam und unbedingt das Ritual
vollziehen wollte, nachdem er sich jahrelang geweigert hatte, dies zu tun. Ich
bin seinen Fehlern gegenüber nicht blind, wisst ihr. Ich wusste immer, dass er
ehrgeizig ist, und ich wusste auch, dass er sich eines Tages möglicherweise
sogar meiner bedienen würde, um seine Ziele zu erreichen.“
„Wir werden
dich vor ihm beschützen“, sagte ich fest entschlossen und griff nach Adrians
Hand. Seine Finger hielten meine warm und zuverlässig umschlossen. „Wir werden
nicht zulassen, dass er dich noch einmal missbraucht.“
Sie nickte,
die Augen voller Tränen. Um sie nicht zu bedrängen, wandte ich mich ab und
kehrte zu der kleinen Couch zurück, neben der die Mumien saßen. Sie gurrten
glücklich und streichelten meine Beine, ihre augenlosen Gesichter bewundernd zu
mir erhoben.
„Du musst
sie endlich in ihren unbelebten Zustand zurückversetzen.“ Adrians Stimme klang
nüchtern. „Bald.“
Ich drehte
den Ring, den ich immer noch am Daumen trug, hin und her. „Du bist doch bloß
eifersüchtig, weil sie nicht vor dir kriechen.“
„Es ist die
Macht des Rings, Hasi, nicht deine persönliche Anziehungskraft.“
Zur Strafe
kniff ich ihn. „Wenn das auch keine besonders geschickte Überleitung ist,
möchte ich doch die Gelegenheit zu einem Themenwechsel nutzen. Mit allem
nötigen Respekt, Belinda und Melissande, lasst uns jetzt darüber sprechen, was
wir mit Saer tun sollen. Ich vermute, die Macht des Rings reicht aus, um ihn
auszutricksen? Sollen wir ihn nur gefangen setzen oder... äh... ein für alle
Mal unschädlich machen?“
Christian,
der wieder Platz genommen hatte, rieb sich das Kinn, wobei er zu Melissande
hinüberblickte. Sie war auf ihrem Stuhl sitzen geblieben, ihr Gesicht eine
ausdruckslose Maske, den Blick auf ihre Hände gerichtet.
„Ich
fürchte, dass jegliches Handeln, das weniger als seine vollständige Niederlage
nach sich zieht, das Unvermeidliche lediglich hinausschieben würde.“ Er blickte
Adrian fragend an.
Zu
jedermanns Überraschung (bis auf mich) stimmte Adrian nicht auf der Stelle zu.
Stattdessen
saß er da, den Arm um mich gelegt, mit einer Hand mein Haar streichelnd, und
bedachte seine Antwort. Ich wusste, wie ungern er seinen Bruder vernichten
wollte. Auch wenn Saer und Melissande offensichtlich keinerlei Loyalität ihm
gegenüber empfanden, lagen ihm selber Familienbande am Herzen. „Saer wird sich
seiner Armee bedienen, um mich zu vernichten. Er kann Asmodeus nicht besiegen,
solange sich der Ring in meinem Besitz befindet oder im Besitz meiner
Auserwählten. Also wird er zuerst mich angreifen. Wenn wir ihn ausreichend
schwächen können, wird er vernichtet, ohne dass es notwendig ist, ihm das Leben
zu nehmen und Belinda einem Risiko auszusetzen.“
Könnte
sie Saers Tod überleben?, fragte ich. Du behauptest, du kannst ohne mich
nicht leben, aber gilt das für alle Auserwählte? Würde sie verrückt werden oder
würde sie dahinwelken, wenn er ums Leben kommen sollte?
Ein
Widerhall von Traurigkeit streifte meine Gedanken. Ein Dunkler kann den
Verlust seiner Auserwählten nicht überleben, aber sie
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