Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
ständig um ihr Wohlergehen besorgt
war, aber ich fand es hinreißend. „Wir fahren mit dem Zug, weil ich mir nichts
anderes leisten kann.“
„Was?“, rief
ich ein wenig zu laut und hielt ihn am Mantel fest, als er davoneilen wollte. „Was
soll das heißen, du kannst dir nichts anderes leisten? Du bist ein Vampir! Du
bist vierhundert-zweiundachtzig Jahre alt!“
Er drehte
sich genervt zu mir um. „Vierhunderteinundachtzig.“
Ich boxte
ihn auf den Arm. „Alt genug jedenfalls, dass du genug Reichtum angehäuft haben
solltest, um deine Geliebte auf angemessene Weise zu versorgen! Du kannst
unmöglich arm sein! Jeder weiß doch, dass Vampire Unmengen von Geld herumliegen
haben!“
„Redest du
von den Leuten, die auch denken, Dunkle könnten sich in Fledermäuse verwandeln
und allein durch pure Willenskraft Dinge herbeizaubern?“
Ich machte
ein langes Gesicht und senkte den Blick vor seinen nachtblauen Augen. „Da magst
du recht haben. Soll das also heißen, dass du pleite bist? Soll ich mein ewiges
Leben etwa in Armut fristen?“
„Nein.“ Er
sah mich grimmig an. „Ich werde für dich sorgen, mach dir darüber keine
Gedanken.“
„Ja, aber
was ist... „
„Bleib hier!“
Seine Stimme war hart und rau, aber ich konnte gerade lange genug in seinen
Geist vordringen, um zu erkennen, dass er mit seiner schroffen Art ein
unfassbar großes Bedauern überspielte. Dann vertrieb er mich sanft, aber
bestimmt aus seinem Kopf. „Ich komme wieder, sobald ich die Fahrkarten habe.“
Ich
überlegte, ob ich schmollen sollte, weil er mich ausgesperrt hatte, beschloss
aber, mich nicht wie ein Kleinkind zu benehmen. Langsam bummelte ich an den
Schaufenstern entlang und dachte darüber nach, wie ich ihm erklären sollte,
dass ich den Schlüssel zu seiner Rettung in der Hosentasche trug.
Eine Frau
mit Sonnenbrille ging langsam an mir vorbei, als ich in einen Buchladen schaute
und wünschte, ich hätte mein Portemonnaie dabei, um ein paar Bücher oder Zeitschriften
für die lange Fahrt nach London kaufen zu können. Sie blieb neben mir stehen
und redete leise vor sich hin. Ich hörte sofort, dass sie Amerikanerin war,
drehte mich überrascht zu ihr um und beobachtete, wie sie eine Schneekugel in
ihrer prall gefüllten Leinentasche verstaute. Erstaunt fragte ich mich, mit wem
sie eigentlich sprach.
„Nächstes
Mal sucht ihr euch etwas Kleineres aus, an das ihr euch bindet! Eine
Schneekugel ist ja okay, aber sieben sind ganz schön schwer.“
Sprach sie
etwa mit ihren Schneekugeln? Und was hatte das mit dem „binden“ zu bedeuten?
Eines war auf jeden Fall gewiss: Diese Amerikanerin war nicht ganz richtig im
Oberstübchen.
Meine
Augenbrauen schnellten nach oben, als sie mich unvermittelt ansah und nervös
lächelte. „Ich... äh... das sind Schneekugeln.“
„Hm-hm“,
machte ich und ging unauffällig auf Abstand. Dieser Tage liefen einem wirklich
überall Verrückte über den Weg. „Sieben an der Zahl.“
„Ja, sieben“,
sagte sie mit einem angespannten Lächeln und brummelte wieder etwas in ihre
Tasche.
„Und haben
die vielleicht auch Namen?“ Ich konnte mir die Frage einfach nicht verkneifen.
Sie wandte
sich mir überrascht zu. Die hellen Lichter des Bahnhofs spiegelten sich in
ihren undurchdringlichen dunklen Brillengläsern. „Namen?“
„Ja, Goofy
zum Beispiel oder Sleepy, Snowy, Icy...“ Ich hielt inne, als sie auf einmal die
Lippen zusammenkniff und sich langsam ans andere Ende des Schaufensters
bewegte. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie ein großer Mann mit
schwarzem Ledermantel herbeischlenderte und lässig den Arm um die verrückte
Dame legte. Der Mann sah gut aus, sehr gut, wie ein Filmstar. Er hatte dunkle
Augen und langes schwarzes Haar und trug einen Pferdeschwanz. „Tja, so sollte
ein echter Vampir aussehen! Sexy, gut angezogen und steinreich“, murmelte ich
vor mich hin und betrachtete sein Spiegelbild in der Schaufensterscheibe. Die
Frau zeigte auf den Laden und der Mann zog ein unglaublich dickes Bündel
Banknoten aus der Tasche, zählte ein paar Scheine ab und gab sie ihr. Ich
wollte mich gerade abwenden, als ein weiterer Mann dazukam. Ein blonder Mann.
Ein blonder Mann, der mir schrecklich bekannt vorkam.
Der Mann,
der versucht hatte, Adrian zu töten, und auch mich auf dem Kieker hatte.
„Sebastian“,
zischte ich. Er war der Vampir, der es sich offenbar zur Aufgabe gemacht hatte,
die Welt von dem bösen Verräter zu befreien. Ich musste Adrian warnen, und
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