Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
erblüht.
„Adrian
hätte mir doch wirklich wenigstens so was wie eine besondere
Widerstandsfähigkeit oder eine unglaubliche Technik zum Ausblenden von
Schmerzen verleihen können“, schimpfte ich vor mich hin, als ich mich ins
Badezimmer schleppte und mir mit letzten Kräften ein Bad einließ. „Großartig
profitieren tu ich von unserem Handel ja nicht gerade. Die Ewigkeit mit einer
schwächenden linken Körperhälfte, einem schiefen Lächeln und Blasen an den
Füßen. Großartig.“
Ich schlief
im warmen Wasser ein, aber es gelang mir, mich dabei nicht zu ertränken. Als
ich mich endlich abgetrocknet hatte, ins Bett gekrabbelt war, eins der beiden
Sandwichs und eine Orange gegessen hatte, die Belinda für mich eingepackt
hatte, war ich völlig am Ende. Ich rappelte mich noch ein letztes Mal auf, um
mich zu vergewissern, dass draußen im Hotelflur keine dunkeläugigen Vampire
lauerten, stolperte ins Bett zurück und ließ mich in die weichen Kissen fallen.
Nach wie vor machte mich die Sorge um Adrian krank und unruhig, trotz der
Erschöpfung, aber ich tröstete mich damit, dass er ja schließlich schon seit
ein paar Jahrhunderten auf sich selbst aufpasste; da würde er doch sicher mal
ein paar Stunden allein zurechtkommen.
Er fehlte
mir. Mir fehlte die Berührung seiner Gedanken, die warme Geborgenheit, die mir
sein Körper schenkte. Mir fehlte die Art, wie sich seine Augenbrauen wölbten,
wenn ich wieder mal etwas Haarsträubendes von mir gab. Mir fehlte die Art, wie
sich seine Augen verdunkelten, wenn er erregt war, die Hitze, die er mit einem
einzigen Schlag seiner Wimpern in mir entfachte, die Lust, die wir teilten,
wenn unsere Körper und unser Geist miteinander verschmolzen. Aber am meisten
fehlte mir jener Teil von mir, den er mit sich genommen hatte.
Es ist
schwer zu schlafen, wenn sich dein Herz an einem anderen Ort befindet.
Sechs
Stunden später humpelte ich (die Blase tat immer noch weh, trotz der drei
Pflaster, die ich mir vom Reinigungspersonal des Hotels erbettelt hatte) die
große Treppe zum Britischen Museum empor. Die Sonne war noch nicht
untergegangen, aber ich hatte nur wenig geschlafen, trotz der Erschöpfung
meines Körpers. Ich dachte, ich könnte mich genauso gut schon mal ein bisschen
im Museum umschauen. Es konnte doch sicherlich nicht schaden, die Umgebung
auszukundschaften, nur für den Fall, dass Christian oder Sebastian nach uns
suchten.
Ich blieb im
großen Innenhof an einem der Informationsschalter stehen und erkundigte mich
nach dem Standort einer Elfenbeinfigur mit dem Kopf eines Greifs. „Er stammt
aus Toprakkale“, fügte ich hilfreich hinzu, während die Dame einige
Schlagwörter in den Computer eingab, um die umfangreiche Sammlung des Museums
danach zu durchforsten.
Sie sah auf.
„Wie buchstabiert man das?“
Ich sagte es
ihr.
„Ich
fürchte, dieser Gegenstand wird in einem besonderen Depotraum im Keller
aufbewahrt, der für die Konservierung von Kunstgegenständen ausgerüstet ist.
Für die Öffentlichkeit ist er nicht zugänglich.“
Ich stieß
einen Seufzer der Erleichterung aus, innerlich. Meine Erinnerungen an das
verfluchte Tuch, das schlussendlich zu Beths Tod geführt hatte, waren
dergestalt, dass ich davon überzeugt war, dass jeder Gegenstand, der je mit
einem Dämonenfürst in Berührung gekommen war, für nichts ahnende Betrachter ein
Risiko darstellte. „Das ist in Ordnung, es macht mir nichts aus, mich jenseits
der ausgetretenen Pfade zu bewegen, sozusagen. Wenn Sie mir einfach nur sagen,
wo das ist -“
„Es tut mir
leid, aber die Richtlinien des Museums schreiben vor, dass der Zutritt in einem
solchen Fall ausschließlich Studenten mit Extragenehmigung und Gastforschern
vorbehalten ist.“
„Perfekt!
Ich bin Geschichtsdozentin an der Universität von Washington. Das macht mich doch
wohl zur Gastforscherin, oder?“
„Oh“, sagte
sie. Ihr Gesicht hatte sich bei meinen Worten beträchtlich aufgehellt. „Verfügen
Sie über einen Berechtigungsnachweis?“
Meine
hoffnungsfrohe Miene verdüsterte sich. „Ahem... Genau genommen, nein. Ich...
äh... habe sie liegen lassen. In meinem Hotel. Und ich habe nicht viel Zeit,
deshalb würde ich mir diese Figur wirklich gerne noch heute Nachmittag ansehen.“
„Wir müssen
darauf bestehen, gewisse Nachweise vorgelegt zu bekommen“, sagte die Frau
entschieden. „Haben Sie irgendetwas dabei, das Ihre Zugehörigkeit zu Ihrer
Universität belegt?“
„Nein.“ Ich
biss mir auf die Lippe. Ich war
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