Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
lächerlichen Vorstellungen
von uns Dunklen kommst. Ich kann mich nicht unsichtbar machen, Hasi. Ich hab
mir einfach den Ausweis eines Angestellten geliehen.“
„Oh. Das ist
so unromantisch. Mir gefiel der Gedanke, dass du dich unsichtbar machen kannst.
Und wie steht es mit langen Haaren und einer Duttfrisur? Kannst du dich in
einen alten Mann verwandeln, mit so einem riesigen weißen Dutt, wie der Typ im
Dracula-Film?“
Er langte an
mir vorbei, um eine schwere Stahltür zu öffnen, auf der Kunst und
Antiquitäten : Lager stand. Seine Lippen zuckten trotz seiner Anstrengungen,
nicht auf meine Sticheleien zu reagieren. „Eine mögliche Typveränderung werde ich mit dem größten Vergnügen später mit dir diskutieren, Hasi, aber im
Augenblick sollten wir uns auf Damian konzentrieren und die Aufgabe, die vor
uns liegt.“
„Weißt du
was“, überlegte ich laut, während ich den hell erleuchteten Korridor hinter ihm
hertrottete. Ein paar Leute warfen uns neugierige Blicke zu, als wir an ihnen
vorbeikamen, aber ich setzte die gleiche geschäftsmäßige Miene auf wie Adrian
und rückte meinen Ausweis zurecht, damit er deutlich sichtbar war. „Es gibt ein
paar Ausdrücke, die ein Vampir einfach nicht in den Mund nehmen sollte.
Typveränderung gehört eindeutig dazu. Das klingt einfach zu sehr nach Weichei.“
Schließlich
blieb Adrian vor einer Tür stehen und blickte sich rasch um, bevor er sie öffnete
und mir mit einem Winken zu verstehen gab, ich solle eintreten. Ich zögerte ein
paar Sekunden lang, versuchte mich für das, was ich drinnen zu sehen bekommen
würde, zu wappnen. Obwohl inzwischen so viel Zeit vergangen war, war die
Erinnerung an die Tragödie, die sich vor zehn Jahren ereignet hatte, immer noch
frisch. Eigentlich wollte ich so etwas nie wieder durchmachen müssen.
„Hasi“,
sagte Adrian leise. Seine Finger streichelten meinen Nacken. Ich spürte großes
Mitgefühl in ihm, aber seine Hoffnung war noch größer.
Ich nickte. „Okay,
wir tun es.“
Der Raum war
dunkel, aber Adrian schaltete das Licht ein, bevor ich ein, zwei Schritte weit
gekommen war. Ich blickte mich um, während er eine Holzkiste zur Tür zog.
„Kannst du
die Tür denn nicht abschließen?“, fragte ich. Ich rieb mir kräftig über die
Arme, trotz meines Mantels fror ich. Der Raum war eiskalt, die Luft fühlte sich
an wie in einem Kühlhaus. Ich weiß gar nicht, was ich eigentlich erwartet
hatte, aber der Raum war genau das, was auf dem Schild angekündigt wurde: ein
Lager. An den Wänden standen große Metallregale, die Schachteln und Kisten aus
Holz enthielten; jede einzelne davon war gekennzeichnet: Inhalt, Datum und
Inventarnummer. In einer der hinteren Ecken lehnte eine große Holzkiste schief an
einer Wand; darunter waren drei kleinere, quadratische Kisten aufeinander
gestapelt. Nirgends war ein kleiner Junge zu sehen.
„Ich musste
das Schloss aufbrechen, um hineinzukommen. Kannst du die Tür mit einem Zauber
schützen?“
In der
Hoffnung auf ein bisschen Wärme, rieb ich mir weiter die Arme und warf einen
Blick zurück auf die längliche Kiste. Ich ging ein paar Schritte darauf zu und
blieb dann stehen. Die Kälte schien von dieser Kiste auszugehen. Außerdem
strahlte sie noch etwas anderes aus: das wohlbekannte Gefühl von Todesangst und
Entsetzen.
„Ich glaube
nicht“, antwortete ich schließlich. Ich wollte fort von der Kiste, wollte mir
Adrian schnappen und das ganze, verdammte Museum so schnell wie möglich
verlassen.
„Damian ist
da drin, nicht wahr?“
„Ja.“
Adrians Stimme war so bar jeder Emotion, dass ich den Blick von der Kiste
losriss und ihn ansah.
Seine Augen
waren bleich wie der Neumond.
„Ist er tot?“
„Nein. Er
befindet sich in einem Zustand, den man als scheintot bezeichnen könnte. Er
lebt nicht, aber er ist auch nicht tot.“
Ein
Schaudern überlief mich, als ich mich wieder der Kiste zuwandte. „Ist das eine
Fähigkeit, die Vampire beherrschen, oder ist es etwas, was Asmodeus ihm angetan
hat?“
„Beides. Du
musst ihm helfen, Hasi. Du bist seine einzige Hoffnung.“
„Ich weiß.“
Trotz der Kälte begann ich zu schwitzen. „Und ich werde es tun, Adrian. Ich
werde alles tun, was in meiner Macht steht, um deinem Neffen zu helfen. Aber es
ist nicht einfach.“
Er wollte
etwas sagen, aber ich unterbrach ihn. Ich musste ihm begreiflich machen, dass
ich mich nicht drücken wollte. Nicht komplett jedenfalls. „Der ganze Raum
stinkt nach Asmodeus. Davon wird mir schlecht.
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