Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
daran zu erinnern, dass ich nicht
allein war.
Clare sah
sich um. „Das sieht ganz schön anders aus! Wo kommen plötzlich die vielen Bäume
und Blumen her? Und dieser Bach? Ich weiß, dass davor ein paar Sekunden noch
kein Bach war“, sagte sie und zeigte auf ein idyllisch dahinplätscherndes
Rinnsal zwischen den Felsen, dessen Anblick zum Verweilen einlud.
„Wir sind
jetzt im Jenseits, Clare . Hier ist alles anders. Mach dich darauf gefasst,
dass jeden Moment Disney-Musik erklingt und tanzende Teetassen auftauchen. Und
jetzt lass die Taube in Ruhe und komm mit! Wir haben eine Menge zu tun - wir
müssen eine Statue finden und einen Dämonenfürsten besiegen.“
„Und wo
genau gehen wir hin?“
„Dahin, wo
die Statue ist.“
„Das weiß
ich, Blödi“, entgegnete sie und pflückte eine Hand voll Wildblumen, während ich
suchend die Hände ausstreckte und auf das Kribbeln wartete, das auf eine Falte
hindeutete. „Aber wo ist die Statue?“
„Da, wo
Pilar sie versteckt hat, irgendwo in Caspars Wohnung oder in ihrer Nähe.“
„Weiß er
denn nicht, wo er sie hingetan hat?“
„Doch, aber
im Jenseits ist alles ein bisschen verschoben, und so konnte er nur sagen, dass
sie in der Nähe der Wohnung sein muss.“
„Aber dann
müssen wir ja den ganzen Weg zurück in die Stadt!“, klagte Clare und ging auf
die Silhouetten von Pilar und Paen zu. Dann wedelte sie Pilar mit der Hand vor
dem Gesicht herum. „Sie können uns nicht sehen?“
„Nein. Und
was du siehst, ist nur seine Darstellung im Jenseits. Seine Aura ist schwarz,
weil er mit dunkler Macht befleckt ist.“ Ich spürte ein leichtes Kribbeln in
der linken Hand, als ich die Felsen abtastete. Ich trat einen Schritt zur Seite
und fuhr mit beiden Händen an dem Energiestrom entlang.
„Paens Aura
ist nicht schwarz“, stellte Clare fest und musterte ihn. Aus dem Jenseits
betrachtet wirken die Leute auf der anderen Seite etwas schattenhaft, als sehe
man sie durch einen dünnen Vorhang, um es einmal so zu beschreiben. „Aber er
wurde doch verflucht.“
„Jetzt hat
er eine Seele. Aha, ich hab’s!“ Ich steckte meine Finger in den Strom und zog
ihn vorsichtig auseinander, bis ein schimmerndes Portal entstand, durch das wir
hindurchpassten.
„Die Statue?“,
fragte Clare und kam zu mir.
„Nein, die
Falte. Komm schnell, ich weiß nicht, ob sie offen bleibt, wenn ich
durchgeschlüpft bin.“
„Die Falte?
Was ist das denn?“
Ich zog
Clare einfach hinter mir her. Es war, als gingen wir durch ein schwaches
elektrisches Feld. Gerade hatten wir noch vor der Klippe in den Lammermuir
Hills gestanden, und im nächsten Moment befanden wir uns am Ende der Straße, in
der Caspar seine Wohnung hatte.
„Wie hast du
das denn angestellt?“, fragte Clare und steckte sich rasch ein Blütenblatt in
den Mund.
Ich drehte
mich genervt zu ihr um. „Hast du noch nie Raumschiff Enterprise gesehen?
Das war eine Falte im Raum-Zeit-Kontinuum. Genau kann ich dir das auch nicht
erklären. Ich weiß nur, dass man im Jenseits durch so eine Falte von einem Ort
zum anderen gelangen kann. Du suchst auf der gegenüberliegenden Straßenseite,
und ich nehme mir diese hier vor!“
Clare war
derart überwältigt, dass sie zu nichts anderem in der Lage war als hinter mir
herzutrotten, während ich den Gehsteig und das Gebiet um die Stufen absuchte,
die zum Gebäudeeingang führten.
„Mist,
verdammter“, sagte ich und schob die Mülltonne wieder unter die Treppe zurück,
nachdem ich dahinter nachgesehen hatte. Ich wischte mir die Hände ab und
taxierte das Haus argwöhnisch. „Dann müssen wir wohl drinnen nachsehen.“
„Oooh“,
machte Clare mit großen Augen. „Meinst du, er bemerkt uns?“
„Ich weiß es
nicht. Er ist ein Dämonenfürst, also sollte er eigentlich nicht in die
jenseitige Welt schauen können, aber er ist außerdem ein Gott - wer weiß, wozu
er fähig ist?“ Ich verdrängte das bedrohliche Gefühl, das in mir aufstieg, als
ich die Treppe hochging.
Alles
okay, Liebling?
Paens
wärmendes Licht erfüllte mich. Jetzt ja, entgegnete ich lächelnd, doch
das Bedauern, das mich ergriff, konnte ich nicht verbergen.
Wenn nur
alles wieder beim Alten wäre ....
Wir holen
sie uns zurück, Liebes. Wir holen sie uns die Seele und die Statue, versprach er mir.
Ich atmete
tief durch, betete darum, dass wir alle heil und ohne weitere Tragödien aus
dieser Sache herauskamen, und öffnete die Eingangstür.
„Musst du
nicht erst auf die Klingel ... oh!“ Clare
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