Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
einen
Dämonenfürsten in Schach zu halten, solange ich seine Wohnung durchsuchte.
Ich hätte
mir keine Sorgen machen müssen. Caspar stand mitten im Wohnzimmer, aber er war
wie erstarrt und rührte sich nicht vom Fleck. Die ihm innewohnende finstere
Macht streckte ihre Fühler in alle Richtungen aus, aber er nahm mich eindeutig
nicht wahr, als ich um ihn herumhuschte und auf den Sessel zuging, auf dem ich
bei meinem zweiten Besuch gesessen hatte.
Ein blaues
Stoffbündel war hinter der Couch versteckt. Ich schnappte es mir, kontrollierte
kurz, ob sich tatsächlich die gesuchte Vogelstatue darin befand, und flitzte
wieder zur Tür.
Unglücklicherweise
passte ich nicht auf und stolperte über einen kleinen Schemel, der unter einem
Beistelltisch hervorschaute.
Die Statue
rutschte mir aus den Händen, als ich stürzte, und flog gegen die Wand. Ich
krachte mit den Knien auf den harten Dielenboden und wollte die Statue noch
auffangen, doch zu meiner großen Überraschung prallte sie nicht von der Wand
ab, wie es eine echte Messingstatue getan hätte.
Stattdessen
zerbrach sie in mehrere mit einer dünnen Messingschicht überzogene Gipsteile,
die auf den Holzboden polterten - wobei eine kleine schwarzen Affenstatue den
meisten Krach machte.
Caspar brach
mit einem wütenden Schrei den Bann, mit dem Noëlle ihn belegt hatte, und
wirbelte zu mir herum, als ich mich auf die Jilin-Statue stürzen wollte.
„Du!“,
kreischte er, und seine schrille Stimme ließ wahrhaftig die Fensterscheiben in
tausende kleine Glassplitter zerbersten.
„Heilige
Scheiße“, murmelte ich und hielt mich nicht damit auf, die Affenstatue aus den
Gipsteilen herauszufischen - ich raffte hastig alles zusammen und raste zur
Wohnungstür.
„Lauf, Clare
, er kommt!“, schrie ich. Sie fragte gar nicht erst, wer, denn sie hatte
zweifelsohne gesehen, was für ein Monstrum mir auf den Fersen war.
Paen, hol
uns raus!, rief ich, als Caspars höllisch schmerzende Machttentakel mich
ergriffen und in der Tür festhielten.
„Neeein!“,
schrie Clare und packte mich am Arm, damit ich nicht zurück in die Wohnung gezogen
wurde.
Zu meinem
großen Glück stellte Paen keine überflüssigen Fragen. Er verschmolz kurzerhand
mit mir, erfüllte mich und band mich an ihn und - was in diesem Moment am
wichtigsten war - holte Clare und mich aus dem Jenseits zurück auf die Felsen
in den Lammermuir Hills.
Froh und
dankbar, Caspar entronnen zu sein, stürzte ich mich in Paens Arme, ohne auf die
scharfkantigen Gipsteile zu achten, die ich umklammert hielt, und pflasterte
sein Gesicht mit Küssen.
„Clare !“,
rief Finn von unten.
„Mir geht es
gut!“, entgegnete sie und trat an die Kante des Felsvorsprungs, um ihm zu
winken. „Aber dieser Dämonenfürst war das Grauen! So etwas Schreckliches habe
ich noch nie gesehen!“
Hinter uns
ächzte das Gestein, als wolle es gegen irgendetwas protestieren.
„Er war
furchtbar, ganz schwarz und verwachsen und missgestaltet!“
Die Schreie
von tausenden gequälten Seelen gingen uns durch Mark und Bein, als die Welt aus
allen Fugen geriet.
„Ich glaube,
ich sterbe, wenn er mir jemals wieder unter die Augen kommt, so grauenhaft war
er!“, rief Clare Finn zu.
Caspar trat
aus dem Jenseits, und seine Machttentakel griffen schlangengleich um sich,
zuckend, sich windend und nach allem schnappend, was sich in Reichweite befand.
Der Boden begann zu beben, als wehre er sich gegen Caspars Anwesenheit an
diesem heiligen Ort.
„Wie ich
sehe, habt ihr meine Statue gefunden“, sagte er mit einer Stimme, in der die
Verheißung endloser Qualen schwang. „Ich nehme sie jetzt an mich, wenn ihr
nichts dagegen habt.“
20
Ein
gewaltiges Krachen zerriss die Luft, und alle hielten sich erschrocken die
Ohren zu. Der Felsvorsprung, auf dem wir standen, brach auseinander, und wir
stürzten mit den Gesteinsbrocken in die Tiefe.
Die Stille,
die wenig später eintrat, war beinahe ebenso erschütternd wie das donnernde
Gepolter der Steine und unsere lauten Angstschreie.
Samantha?
Bist du verletzt?
Ich schob
stöhnend einen Felsbrocken von der Größe einer Honigmelone von meinem Arm,
bevor ich mich von Paen herunterrollte. Mein linkes Handgelenk ist
vermutlich gebrochen. Es tut auf jeden Fall so weh, dass ich kotzen könnte.
Bist du okay? Warum hast du mich festgehalten, als wir abgestürzt sind?
Ich muss dich doch zerquetscht haben, als wir auf dem Boden
aufgeschlagen sind.
Ich habe
dich festgehalten, damit du nicht zerquetscht
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