Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
hatte, Clare und
Paen zu töten und der auf mich geschossen und Paens Schreibtisch durchwühlt
hatte. Dieser Kerl hatte mir derart Angst gemacht, dass mir, obwohl wir am
helllichten Tage mitten im Getümmel standen, vor Schreck das Blut in den Adern
gefror. Es war Pilar, und nicht einmal der Anblick von Beppo in seinem putzigen
gestreiften Anzug konnte von seiner bedrohlichen Ausstrahlung ablenken. „Du
bist Pilar, nicht wahr? Was willst du von mir?“
Der Mann
lächelte. „Im Allgemeinen oder jetzt, in diesem Moment?“
„Fangen wir
mal mit jetzt an“, entgegnete ich und wich einen Schritt zurück.
Sein Lächeln
wurde breiter. „Du wirst jetzt mit mir kommen.“
„Sehe ich
etwa aus wie der blödeste Mensch der Welt?“, fragte ich und versuchte mich mit
Wagemut aus der Situation zu retten. Er wollte mich festhalten, aber ich wich
weiter zurück, in Richtung Straße. „Glaubst du, ich gehe einfach so mit, damit du
noch mal auf mich schießen kannst? Vergiss es!“
„Mister
Green möchte dich sehen“, sagte Pilar und hob die Hand. Offenbar hatte er zuvor
ein Taxi organisiert, denn es fuhr augenblicklich eines vor.
Beppo
beobachtete alles von seinem Ausguck auf Pilars Schulter.
„Caspar
Green? Du kennst ihn?“, fragte ich und wollte sofort Kontakt mit Paen
aufnehmen, doch das verkniff ich mir, was unglaublich weh tat. Es fühlte sich
so falsch an, nicht mit ihm zu kommunizieren, aber er hatte mir in aller
Deutlichkeit klar gemacht, dass wir bestenfalls ein lockeres Verhältnis hatten.
Ich war komplett auf mich gestellt - kein besonders beruhigender Gedanke.
„Er möchte
dich sehen“, sagte Pilar abermals, öffnete die Taxitür und bedeutete mir
einzusteigen. Ich überlegte einen Moment lang, ob ich Widerstand leisten und
fliehen sollte, aber letzten Endes fügte ich mich. Meine Neugier siegte und ich
ging davon aus, dass ich, solange wir in der Öffentlichkeit waren, keine
Angriffe auf mein Leben zu befürchten hatte.
Wie auf dem
Parkplatz neben dem Haus?, fragte meine innere Stimme. „Also gut, aber damit du
es weißt: Ich bin bewaffnet“, sagte ich und drückte mir meine große ausgebeulte
Tasche vor den Bauch, von der ich hoffte, dass sie nach schweren Geschützen
aussah.
Er öffnete
nur seine Jacke und zeigte mir eine kleinere Ausgabe der Armbrust, mit der er
auf mich geschossen hatte, und grinste mich höhnisch an.
„Damit warst
du vorhin nicht besonders erfolgreich.“ Ich ignorierte den ziehenden Schmerz in
meiner Schulter. „Paen und ich, wir sind beide gesund und munter.“
„Ich weiß
nicht, wovon du redest“, entgegnete Pilar mit stumpfem Blick.
Ich starrte
ihn einen Augenblick lang verblüfft an, dann warf ich einen kurzen Blick auf
den Taxifahrer, bevor ich leise entgegnete: „Du willst doch wohl nicht leugnen,
dass du vor ein paar Stunden auf mich geschossen hast? Und gestern auf meine
Cousine? Ich bin nämlich absolut sicher, dass du derjenige warst, der auf Clare
geschossen hat - es laufen ja nicht viele Leute mit einem Klammeraffen auf der
Schulter in Edinburgh herum - und ich bin genauso sicher, dass du mit der
Armbrust hinter uns her warst.“
„Du musst
mich mit jemandem verwechseln“, sagte Pilar nur, lehnte sich zurück und ging
auf keine meiner Fragen ein, mit denen ich ihn auf der Fahrt zur Cockburn
Street bombardierte. Beppo wollte sich mit mir anfreunden, aber ich war viel zu
aufgeregt und verwirrt, um auf ihn einzugehen, und schüttelte ihm lediglich
zerstreut die Hand, als er sie mir reichte.
Pilar klebte
regelrecht an mir, als wir in dem von schlichter Eleganz geprägten Gebäude die
Treppe zum Apartment 12c hochgingen. Er strahlte jedoch eine solche Kälte aus,
dass ich mich bemühte, einen möglichst großen Abstand zu ihm zu halten.
Als Caspar
die Tür öffnete, lächelte er mich genauso höflich an wie bei meinem ersten
Besuch. „Guten Tag, Miss Cosse. Wie schön, Sie wiederzusehen!“
„Danke“,
sagte ich und betrat mit Pilar und Beppo im Schlepptau den Flur, als er mich
hereinwinkte. „Darf ich vielleicht fragen, warum Sie jemanden darauf angesetzt
haben, meine Cousine und einen Freund von mir zu töten?“
Caspar
wirkte ehrlich überrascht, das musste man ihm lassen. Entweder war er ein
verdammt guter Schauspieler oder er hatte Pilar tatsächlich nicht beauftragt,
Clare und Paen zu erschießen. Mir kamen kurzzeitig Zweifel, ob ich den
Angreifer auf dem Parkplatz wirklich erkannt hatte, aber als ich mir Pilar
rasch noch einmal ansah, war ich
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