Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
Frau nach
meinem Geschmack! Sie wissen, wovon ich rede, und statt unser beider Zeit mit
überflüssigen Ausflüchten zu vergeuden, kommen Sie geradewegs zur Sache. Ja,
meine Liebe, ich meine in der Tat die Jilin-Statue.
Gehe ich
recht in der Annahme, dass Sie für jemanden tätig sind, der Interesse an dieser
Statue hat?“
„Ich habe
viele Klienten“, entgegnete ich, auch wenn das ein wenig übertrieben war, „und
die haben die unterschiedlichsten Interessen, aber Sie dürfen davon ausgehen,
dass ich unter anderem auch an dieser Statue interessiert bin.“
„Eine
denkwürdige Wortwahl“, bemerkte Caspar und schlug die Beine übereinander. „Sie
sagen, Sie sind an der Statue interessiert, aber nicht, dass Sie nach ihr
suchen. Darf ich daraus schließen, dass die Statue in Ihrem Besitz ist?“
„Sie können
daraus schließen, was Sie wollen, aber das muss nicht unbedingt der Wahrheit
entsprechen.“
Caspar
nippte an seinem Sherry. „Sie lügen nicht gern, wie ich sehe. Eine weitere
bewundernswerte Eigenschaft. Ich werde nicht gern angelogen. Wie ich Ihrem
Nicht-Dementi entnehme, sind Sie tatsächlich im Besitz der Statue oder wissen
zumindest, wo sie sich befindet.“
„Ich habe
Sie nicht in der Tasche, das nicht. Aber es könnte sein, dass ich weiß, wo sie
ist.“ Das war keine Lüge, machte ich meinem Gewissen klar. Ich wusste ja
tatsächlich, dass sich die Statue in irgendeiner Grabkammer befand, ich wusste
nur nicht, wo dieses Grab war.
Caspar
lachte. „Sie haben also die Statue - Verzeihung, Sie wissen, wo sie ist -, aber
Sie haben sie noch nicht Ihrem Klienten Mister Paen Scott übergeben?
Ausgezeichnet!
Wir machen Fortschritte! Und sonst gibt es niemanden, der an der Statue
interessiert ist?“
„Das ist so
nicht ganz richtig“, entgegnete ich und fragte mich, wieso er von Paen wusste.
Ich sah Pilar nicht an, aber ich spürte, wie meinem Körper die Wärme entzogen
wurde, während sich die Kälte, die er ausstrahlte, immer weiter im Raum
ausbreitete.
„Ist es
nicht?“ Caspar stellte sein Glas ab und sah mich prüfend an. „Wessen Interessen
vertreten Sie denn noch?“
„Nun, zum
Beispiel meine eigenen“, erklärte ich lächelnd.
„Sehr schön,
meine Liebe. Geschäftstüchtig sind Sie auch noch.“ Ich hätte fast die Augen
verdreht, doch es gelang mir, höfliches Interesse vorzutäuschen.
„Ich mag
Frauen, die sich nicht scheuen, das eigene Wohlergehen über das der anderen zu
stellen.“
Ich lächelte
noch offensiver. Es konnte nicht schaden, wenn Caspar dachte, ich sei bereit,
Paen übers Ohr zu hauen. Vielleicht wurde er etwas mitteilsamer in Bezug auf
seine Rolle in diesem ganzen Durcheinander, wenn er glaubte, er könne mich dazu
bringen, ihm die Statue zu beschaffen.
„Warum
erzählen Sie mir nicht ein bisschen über die Statue?“, schlug ich vor und
lehnte mich zurück.
Er schürzte
die Lippen, und ich dachte schon, er würde sich weigern, aber er hob
kapitulierend die Hände und sagte: „Ich nehme zwar an, Sie wissen darüber
genauso viel wie ich, aber wenn Sie die Unwissende spielen möchten, will ich
Sie gewähren lassen. Die Statue ist ungefähr so groß ...“ Er hielt die Hände
etwa fünfzehn Zentimeter auseinander. „Sie ist aus Ebenholz und wurde als
Auftragsarbeit von Gu Kaizhi gefertigt, einem der führenden Künstler des 4.
Jahrhunderts. Später wurde sie Marco Polo bei seiner Ankunft in Peking vom
Kaiser selbst überreicht, aber rätselhafterweise tauchte sie nicht in der
Bestandsliste auf, die Polo bei seiner Abreise aus China erstellte.“
„Wurde sie
gestohlen?“, fragte ich, während ich über den interessanten Umstand nachdachte,
dass sowohl die Coda als auch die Affenstatue mit Marco Polo in
Zusammenhang standen.
„Möglicherweise.
Die Statue tauchte im frühen 18. Jahrhundert noch einmal in Venedig auf, und
dann befand sie sich über mehrere Generationen in Privatbesitz. Man weiß, dass
sie in Paris und in den amerikanischen Kolonien war, aber dann ist sie
vollständig von der Bildfläche verschwunden.“
„Hmm. Warum
heißt sie Jilin-Statue?“
„Die
Herkunft des Namens ist unklar, aber die Statue stellt den Affengott Sun Wukong
dar. Sind Sie mit der Legende vertraut?“
Ich
schüttelte den Kopf. „Leider sind meine Kenntnisse über die chinesische
Geschichte ziemlich dürftig.“
„Ah. Das ist
ebenfalls beklagenswert. Sun Wukong war der Affengott, der den Klauen des Gottes
des Todes Yan Luowang entkommen konnte. Aber Sun Wukong
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