Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
den Block hinunter ist das nicht mehr der
Fall. Wenn du einen Blick aus dem Fenster wirfst, wirst du den Unterschied
erkennen.“
Paen nahm
einen Ordner zur Hand und schirmte sein Gesicht damit von der Sonne ab, als er
das Fenster öffnete und kurz den Kopf hinausstreckte. Dann pfiff er überrascht.
„Ziemlich
abgefahren, hm?“
„Ungewöhnlich.
Es sieht ... unfreundlich aus. Rau und unwirtlich.“
„Ja, genau.
So sieht die diesseitige Welt für Elfen aus, die sich im Jenseits aufhalten.“
Paen schloss
mit nachdenklicher Miene das Fenster. „Das erklärt dann auch, warum man nur so
wenigen begegnet.“
Ich nickte. „Nur
diejenigen, die sich wie meine Mutter in der Welt der Menschen wohlfühlen,
leben außerhalb des Jenseits. Der Rest zieht diese Ebene hier vor, wo man unangenehmen
Dingen aus dem Weg gehen kann.“
„Verständlich.“
Paen schürzte die Lippen. „Und wie kommen wir jetzt wieder zurück?“
Ich
lächelte. „Hast du Angst, dass ich dich hierlasse?“
„Das nicht.“
Da ich ihm so nah war und meine Elfensinne in ihren heimatlichen Gefilden
praktisch Amok liefen, konnte ich jede einzelne seiner Emotionen spüren. Aus
seinem Gesicht sprach höfliches Interesse, aber innen drin platzte er beinahe
vor Neugier. „Ich bin nur neugierig. Ich hatte keine Ahnung, dass du
Nicht-Elfen in diese Welt mitnehmen kannst.“
„Versucht
habe ich es schon öfter, aber bisher ist es mir noch nie gelungen. Ich denke,
es liegt daran, dass wir jetzt vereint sind.“ Ich trat langsam einen Schritt
zurück, löste meine Seele von seiner und brachte uns in die diesseitige Welt
zurück.
„Interessant“,
sagte er. „Du hast gesagt, Elfen sind nicht die Einzigen, die das Jenseits
betreten können, oder?“
„Jedes
Feenwesen kann das. Aber auch andere, Magier zum Beispiel - das habe ich
jedenfalls gehört. Ich habe noch nie einen dort gesehen, aber ehrlich gesagt
war ich auch erst ein paar Mal dort. Mir ist diese Welt hier lieber. Und was
das Thema angeht, dass du häufiger lächeln solltest ... vielleicht musst du ja
einfach nur öfter geküsst werden?“
„Wir haben
nicht über mich gesprochen, sondern darüber, dass du dich nicht in mich
verlieben solltest“, entgegnete Paen, ohne sich zu rühren, als ich mich zu ihm
hinüberbeugte und ihm einen koketten Kuss aufs Kinn schmatzte.
„Das stimmt
nicht! Ich habe kein einziges Wort davon gesagt, dass ich in dich verliebt bin.
Küss mich, verdammt!“
„Sam ...“
Paen hielt mich fest. Ich konnte es an seinen Augen ablesen - und ich spürte es
in seinem Inneren -, dass er nicht auf meine Bemühungen ansprang.
„Mir ist es
ernst. Ich kann nicht zulassen, dass du diesen Weg weitergehst.“
„Du kannst
nicht zulassen ... “ Ich hielt fassungslos inne, und mir wurde das Herz
schwer. „Oh, jetzt verstehe ich. Du hast deine Seele zurück und brauchst mich
nicht mehr. Ich war nur das Mittel zum Zweck, nicht wahr?“
Ich kehrte
ihm den Rücken zu, damit er nicht die Tränen sah, die mir plötzlich in die
Augen stiegen. Ich fühlte mich verraten und ausgenutzt und war sehr verletzt.
Zu Unrecht, das war mir bewusst, denn er hatte von Anfang an klargestellt, dass
er keine Beziehung wollte, doch ich hatte gedacht, es hätte sich in den
vergangenen Stunden einiges geändert. Wieso war er nach allem, was wir zusammen
durchgemacht hatten, immer noch so abweisend?
„Ich habe
dich nie darum gebeten, meine Seele zu retten.“ Aus Paens Stimme sprach
Bedauern, aber sonst nichts. „Ich bin dir sehr dankbar dafür, dankbarer, als
ich zum Ausdruck bringen kann, aber Dankbarkeit ist ...“
Er sprach
den Satz nicht zu Ende. Das brauchte er auch nicht, denn ich konnte die Worte
hören, als hätte er sie gesagt. Dankbarkeit war alles, was er mir
entgegenzubringen bereit war.
Und er war
im Recht. Das wusste ich. Trotzdem tat es mir im Herzen weh, dass die gerade in
mir erwachten Gefühle unerwidert blieben.
„Dann hätten
wir das ja geklärt“, sagte ich und blinzelte einige Male, um die Tränen zu
vertreiben. Ich wollte noch etwas sagen, etwas Bissiges, das ihn so verletzte,
wie er mich verletzt hatte, aber zwei Dinge hinderten mich daran: Es war keine
gute Geschäftspolitik, Klienten zu kränken, und ich war auch gar nicht fähig,
ihn zu kränken, wie gern ich es auch getan hätte. Diese Erkenntnis traf mich
wie ein Schlag - ich war gar nicht dabei, mich in ihn zu verlieben; ich war
bereits bis über beide Ohren in ihn verknallt. Irgendwann in den
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