Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
tun“, entgegnete ich
bedrückt und ließ meine Stirn auf die Schreibtischplatte sinken.
„Aber die
Vogelstatue ist dir auch abhanden gekommen. Das war unglaublich nachlässig und
verantwortungslos.“
Ich hob den
Kopf und funkelte Clare wütend an.
„Und das
sieht dir gar nicht ähnlich“, fügte sie rasch hinzu. „Vielleicht hat dich
jemand verhext oder mit einem Fluch belegt oder so?“
„Einen Fluch
könnten wir sehen, und wenn jemand versucht hätte, sie zu verhexen, wüsste Sam
das ganz bestimmt. Elfen sind bekanntermaßen nur sehr schwer zu verhexen“,
sagte Finn, trat zu Clare und drückte ihr aufmunternd die Schulter.
Als brauchte sie eine Aufmunterung ... Ich ließ meinen Kopf wieder auf den
Schreibtisch sinken. „Ich bin weder verflucht noch verhext worden. Ich bin
momentan einfach nur ... unfähig. Aber das wird sich sehr schnell wieder
ändern.“
„Du hast
einen Plan!“, rief Clare und klatschte begeistert in die Hände. „Ich wusste,
dass dir etwas einfällt, Sam! Am besten verlässt man sich nicht zu sehr auf
das, was ein Dämon von sich gibt. Was hast du vor?“
„Außergewöhnliche
Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“, sagte ich ohne aufzusehen.
„Ich hab dir
doch gesagt, sie gibt nicht auf, sagte Clare zu Finn. Er begann zu beteuern,
dass er nie an mir gezweifelt hatte, aber ich hob beschwichtigend die Hand.
„Ich
vertraue dem Dämon nicht, der Paen den Tipp mit Race gegeben hat“, sagte ich
nachdenklich.
„Aus einem
bestimmten Grund oder misstraust du Dämonen generell?“, fragte Paen.
„Letzteres.“
Ich schob Clare von meinem Schreibtisch und stellte mein Telefon wieder an den
richtigen Platz. „Das ist mir zu verdächtig; das wäre doch viel zu einfach. Das
riecht mir zu sehr nach einem abgekarteten Spiel.“
Alle sahen
mich an.
„Versteht
ihr das denn nicht?“, fragte ich und machte eine weit ausholende Handbewegung. „Der
Dämon will uns verwirren und hinters Licht führen, indem er uns auf die falsche
Fährte lockt,. Und wohin führt uns diese Fährte?
Zu unserem
anderen Klienten. Nein, das ist mir einfach viel zu verdächtig.“
„Da ist was
dran“, sagte Clare . Finn nickte. Paen runzelte die Stirn.
Ich holte
tief Luft. „Da ich im Augenblick offenbar keins der Objekte aufspüren kann, mit
deren Suche wir beauftragt wurden - und obendrein die blöde Vogelstatue
verloren habe -, werde ich jemanden hinzuziehen, der Ahnung von so etwas hat.“
„Und wen?“,
fragte Clare . „Bruder Jacob?“
Ich
schüttelte den Kopf.
„Einen
anderen Wahrsager?“, fragte Finn.
Ich
schüttelte erneut den Kopf und vermied es, den schweigenden Mann anzusehen, auf
dessen Nähe jedes einzelne Molekül meines Körpers reagierte. „Nein, jetzt muss
ein richtiger Experte her. Ich werde einen Seher zurate ziehen.“
Ich
befürchtete einen Moment lang, Clare bekäme keine Luft mehr. „Du ... du ... das
kannst du doch nicht machen! Finn, sag ihr, dass sie das nicht machen kann! Seher
sind ganz übel!“
„Sind sie
nicht, sie sind nur ein bisschen ... kostspielig. Und Finn hat nichts damit zu
tun, also versuch nicht, ihn in die Sache hineinzuziehen“, sagte ich.
„Wir haben
einen Auftrag erhalten, Clare , und den werden wir selbstverständlich auch
ausführen, egal wie.“
„Aber ... ein
Seher, Sam? Das ist ja noch schlimmer als ein Wächter oder ein Theurg!“ Clare
lief der Verzweiflung nahe zu ihrer Blumenvase.
„Ich habe
den Auftrag angenommen. Ich habe keine andere Wahl.“
„Paen?“
Clare drehte sich zu ihm um. „Hast du vielleicht etwas zu Sams Plan zu sagen,
einen Seher zu befragen?“
„Nein“,
entgegnete er, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Wand.
Seine sonst so strahlenden Augen waren stumpf wie angelaufenes Silber. „Die Idee
ist nämlich so hirnverbrannt, dass einem nichts dazu einfällt!“
„Hirnverbrannt!“,
fuhr ich auf.
„Ganz genau.
Anders kann man das nicht bezeichnen, wenn sich jemand einbildet, er könne
einen Seher zurate ziehen, ohne einen unvorstellbar hohen Preis dafür zahlen zu
müssen.“ Mir blieb vor Entrüstung die Luft weg. „Du wirst keinen Seher
aufsuchen!“, fügte er bestimmt hinzu und nahm seinen Hut und seinen Mantel von
dem Besucherstuhl vor meinem Schreibtisch. „Ich will diese Statue mehr als
jeder andere - aber nicht, wenn es jemanden das Leben kostet. Du bist hungrig
und erschöpft. Du musst etwas essen. Ich denke, wir haben so viel Zeit, dass
ihr euch stärken
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