Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
könnt, du und Clare , und derweil unterhalten wir uns darüber,
wie wir weiter vorgehen.“
„Ich
korrigiere: Ihr könnt euch beim Essen und meinetwegen auch bei Wein,
Weib und Gesang darüber unterhalten, so lange ihr wollt, aber ich habe zu
arbeiten und das werde ich auch tun, bevor der Abend noch weiter
voranschreitet!“
„Sam!“ Clare
sah mich schockiert an.
Ich seufzte.
Sie hatte recht. Nur weil Paen mir das Herz aus dem Leib gerissen hatte und
tüchtig darauf herum getrampelt war, musste ich ja nicht gleich ausfällig
werden. Er war ein Klient. Statt Groll war hier eindeutig professionelles
Verhalten gefragt, und so würde ich fortan die Professionalität in Person sein.
„Ich bitte
um Entschuldigung, meine Herrschaften. Ich wollte nicht unhöflich sein. Ihr
werdet bestimmt ein ganz wunderbares Abendessen haben, aber ich bin leider zu
beschäftigt.“
Sam,
warum tust du das?
Ich sah Paen
an. „Wenn du mir etwas zu sagen hast, dann sag es laut. Die mentale
Sendestation wurde wegen Problemen mit der Medienkontrollbehörde geschlossen.“
„Du wirst
keinen Seher zurate ziehen. Das verbiete ich dir!“
Ich nahm
meine Jacke und meine Tasche. „Du bist mein Klient, Paen, nicht mein Vater.“
Ich konnte es mir nicht verkneifen, ihm einen gekränkten Blick zuzuwerfen. „Und
im Übrigen auch nicht mehr mein Lover, also mache ich, was ich will. Wir sehen
uns später! Viel Spaß beim Essen!“
Paen versperrte
mir den Weg zur Tür. „Na schön, wenn du darauf bestehst, dieses Spiel zu
spielen, und meine Wünsche nicht respektierst, dann entziehe ich dir den
Auftrag eben wieder!“
„Ach ja?“
Ich blieb dicht vor ihm stehen, während mein Körper mich dazu drängen wollte,
weiterzugehen und mich an diesen herrlichen muskulösen Leib zu schmiegen. „Du
bist tatsächlich bereit, deshalb die Seele deiner Mutter abzuschreiben?“
Er zögerte. „Ich
glaube nicht, dass ein Seher die richtige Lösung ist. Sonst hätte ich selbst schon
längst einen konsultiert. Seher sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen,
und man bekommt nur selten die Hilfe von ihnen, die man braucht.“
„Tja, der
Knackpunkt ist nur, dass ich versprochen habe, die Statue in der dir zur
Verfügung stehenden Zeit zu finden, und genau das werde ich auch tun.
Und jetzt
geh zur Seite und lass mich meine Arbeit machen.“
„Ich
entziehe dir den Auftrag“, erwiderte er mit entschlossener Miene.
„Zu spät!
Ich habe den Vorschuss bereits kassiert. Ich werde die Statue finden“, sagte
ich und versuchte, zur Tür zu kommen. Paen wollte mich am Arm festhalten, aber
ich wich ihm immer wieder aus.
„Sam, das
kannst du doch nicht machen“, sagte Clare und kam von der anderen Seite auf
mich zu. Die Besorgnis stand ihr ins Gesicht geschrieben, und in der Hand hielt
sie die kümmerlichen Reste einer Blume.
„Kann ich
nicht? Dann pass mal auf’, sagte ich gelassen, und aus sämtlichen Wunden, die
Paen meiner Seele beigebracht hatte, strömte Entschlossenheit.
„Du kommst
hier nicht raus“, sagte Finn und stellte sich neben Paen. „Wir werden nicht
zulassen, dass du dich in Gefahr begibst, Sam. Geh mit uns essen und wir reden
über alles.“
Ich
lächelte, aber ich lächelte nur Clare und Finn an. Paen konnte ich nicht
ansehen, ohne anzufangen zu schreien und zu heulen und ihm die Kleider vom Leib
zu reißen. Ich tat jedoch nichts von alldem, sondern suchte die Öffnung zum
Jenseits und schlüpfte rasch hindurch, bevor es die anderen mitbekamen.
Ich hörte,
wie jemand meinen Namen rief, aber es klang leise und blechern wie aus weiter
Ferne. Um zur Tür zu gelangen, musste ich durch Paen hindurchgehen, was mich
derart mit Schmerz erfüllte, dass mir fast die Tränen kamen. Für einen kurzen
Moment blieb die Zeit stehen, als meine Seele mit seiner verschmolz. Auch diesmal
fühlte es sich wieder so gut an, so gut und richtig, dass ich mich gar nicht
mehr von ihm lösen wollte. Einen Augenblick lang ließ ich meine Liebe hell
erstrahlen. Paen fuhr überrascht zusammen. Mit einem Schmerzensschrei, der aus
meinem tiefsten Inneren kam, riss ich mich von ihm los und verließ das Büro.
Erst als ich das Ende des magischen Gebiets erreichte, kehrte ich wieder in die
diesseitige Welt zurück.
Paen
versuchte ein paar Mal, mental mit mir Kontakt aufzunehmen, aber ich hatte kaum
genug Kraft gehabt, um mich von ihm zu lösen, und über meine Gefühle wollte ich
ganz bestimmt nicht mit ihm sprechen. Was ich für ihn empfand, wusste er
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