Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
nun,
und mir war klar, dass er nicht sehr glücklich darüber war. Aus purem
Selbstschutz hängte ich ein ‚Bitte nicht stören’-Schild auf und verweigerte ihm
den Zugang zu meinem Bewusstsein.
Ich brauchte
eine gute halbe Stunde, bis ich Jake dazu überredet hatte, mir einen
ortsansässigen Seher zu nennen, aber nachdem ich ihm gesagt hatte, dass ich
eher meine eigene Seele opfern würde als zuzulassen, dass Paens Mutter ihre
verlor, gab er nach und rückte die Informationen heraus.
„Aber denk
daran, dass man einen hohen Preis bezahlt, wenn man die Dienste eines Sehers in
Anspruch nimmt“, sagte er, als er mir den Namen einer Frau und ihre
Telefonnummer aufschrieb. „Sie wird etwas sehr Kostbares von dir verlangen. Ich
hoffe, du bist darauf vorbereitet, etwas zu verlieren, das dir etwas bedeutet.“
„Ich bin
jetzt unsterblich“, entgegnete ich und steckte den Zettel ein. „Ich kann es mir
leisten, ein paar Jahre meines Lebens zu verlieren.“
„Bruder
Bartholomäus wurden zwar sieben Jahre seines Lebens abverlangt, als er einen
Seher zurate zog, aber diese Seherin muss nicht unbedingt das Gleiche von dir
fordern“, warnte er mich mit besorgter Miene.
Ich drückte
ihm die Hand und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke für alles, Jake - für
die Telefonnummer und deine Sorge. Aber du kannst ganz beruhigt sein. Ich bin
weder suizidal veranlagt, noch übermäßig dumm. Ich werde nur etwas zum Tausch
anbieten, auf das ich gut verzichten kann.“
Er
schüttelte den Kopf. „So funktioniert das nicht, Sam. Welchen Preis auch immer
sie verlangt, er wird garantiert zu hoch sein. Du musst versuchen, sie auf
etwas herunterzuhandeln, das dich nicht zu hart ankommt.“
Ich dankte
ihm noch einmal und ging zur nächsten Ecke, wo sich eine Telefonzelle befand.
Drei Minuten später lief ich zum Taxistand, denn ich hatte eine Verabredung mit
der Seherin Kelsey Franklin.
14
Die Fahrt
zur Rosslyn Chapel, wo die Seherin sich mit mir treffen wollte, war gar nicht
so lang, aber mir kam es vor, als dauerte sie eine halbe Ewigkeit. Ich war
unglücklich wegen Paen und obendrein nervös, doch meine Entschlossenheit, den
Auftrag zu Ende zu bringen, hielt mich davon ab, einen Rückzieher zu machen,
nachdem ich den Fahrer bezahlt hatte und mir in der hereinbrechenden Dunkelheit
die alte Kapelle ansah (und ein bisschen Stolz hatte ich schließlich auch
noch). Wie unschwer an den aufgestellten Gerüsten zu erkennen war, wurde das
alte Gemäuer gerade restauriert. Ich ging zum Seiteneingang, den ich, wie die
Seherin mir gesagt hatte, unverschlossen vorfand.
Ich schaute
zum Himmel, bevor ich die Kapelle betrat, und wünschte wohl zum
fünfhundertsiebzehnten Mal, mein Körper hätte keine magnetischen Kräfte, die
Uhren zum Stillstand brachten. Es musste nach sieben sein, also blieben mir
ungefähr noch fünf Stunden bis Mitternacht; bis die Nacht am tiefsten war.
Genug Zeit also, um die Seherin zu treffen, mit ihr zu verhandeln und mir -
hoffentlich - die Statue zu holen, wo auch immer sie versteckt war.
Wenn der
Dämon, der mit Paen gesprochen hatte, doch recht gehabt haben sollte und Owen
Race im Besitz der Statue war ... nun, immer hübsch eins nach dem anderen.
„Hallo?“,
fragte ich leise. Meine Stimme klang irgendwie heiser. Ich bekam eine Gänsehaut
auf den Armen, als ich den Seitengang der Kapelle betrat und meine Schritte
unheimlich von dem nackten Steinboden widerhallten. „Ist da jemand? Mrs.
Franklin?“
Auch meine
Stimme hallte durch den Raum, und es lief mir kalt über den Rücken, als ich auf
den breiteren Mittelgang zusteuerte. Die Kapelle war aus hellem Kalkstein
gebaut, und die dunklen Holzbänke waren von zwei Reihen hoher kunstvoll
gemeißelter Steinsäulen eingefasst. Neben jeder Säule stand ein Leuchter mit
elektrischen Kerzen, deren warmes goldenes Licht die Kapelle bis unter die hohe
gotische Gewölbedecke erhellte, die aufwändig mit Gesichtern, Figuren und
Ornamenten verziert war. Durch die Buntglasfenster fiel nun kein Licht mehr von
außen, aber ich konnte mir gut vorstellen, wie herrlich sie im Sonnenschein
aussahen. Ich blieb einen Moment stehen, konzentrierte mich, nahm Kontakt zur
Essenz des Gebäudes auf und ließ mir seine Geschichte erzählen.
„Wow“, sagte
ich leise, als ich mein Bewusstsein wieder verschloss. „Eine lange Geschichte.“
„Die Kapelle
wurde Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts erbaut“, sagte jemand hinter mir, und
als ich mich ruckartig umdrehte,
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