Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
stechen wollen. In einer Welt, in der es verschiedene
Abstufungen von Gut und Böse gibt, gehöre ich eindeutig zu den Guten!“
Die
Hashmallim rührten sich nicht, als ich mich wieder in Bewegung setzte. Ich
schloss die Augen, als ich einen von ihnen im Vorbeigehen streifte, und
klammerte mich an das Wissen, dass ich ein Mensch mit Schwächen und Fehlern
war, im Grunde aber ein gutes Herz hatte.
Plötzlich
wurde mir der Boden unter den Füßen weggezogen, und ich spürte, dass ich fiel.
Ich öffnete die Augen und starrte ungläubig auf den Rasen des Prozessparks, der
mit rasender Geschwindigkeit immer näher kam. Die Steinbänke, die Zuschauer,
Theo, der sich über einen reglosen Körper beugte - das alles raste auf mich zu,
bis mir schließlich klar wurde, dass ich im Begriff war, mitten in den Park zu
stürzen.
„Hiiiiiilfe!“,
schrie ich und ruderte wie wild mit Armen und Beinen.
Theo sprang
auf, als der Körper vor ihm plötzlich verschwand, und sah zu mir auf.
Einen Moment
lang konnte ich die Verblüffung in seinem Gesicht sehen.
„Fang mich!“,
rief ich.
Er lief mir
mit ausgebreiteten Armen entgegen.
Ich schlug
einen halben Meter vor ihm auf dem Boden auf, doch mein Fall wurde ein wenig
von dem weichen Rasen abgefangen. Von einer sanften Landung konnte allerdings
keine Rede sein. Ich lag mit der Nase im Dreck und spuckte Grashalme aus.
Es drehte
sich alles um mich herum, und meine Brust schmerzte, denn bei dem Aufprall war
alle Luft aus meiner Lunge entwichen.
„Portia! Salus
invenitur! Ist alles in Ordnung mit dir?“
Ich hob den
Kopf, um Theo wütend anzuschauen, und spuckte noch eine Portion Gras aus. „Was
genau hast du an ,Fang mich!“ nicht verstanden?“
„Frau, du
bringst mich noch ins Grab!“, sagte er und schloss mich so fest in die Arme,
dass er einem zierlicheren Geschöpf glatt die Rippen gebrochen hätte.
„Ich bringe dich ins Grab?“ Ich warf einen bedeutungsvollen Blick auf den Abdruck,
den mein Körper auf dem Rasen hinterlassen hatte.
„Tut mir
leid“, sagte er, und seine Lippen zuckten, als er mich abermals umarmte. Ich dachte, ich hätte dich verloren.
Ich bin
nicht so leicht kaputtzukriegen, entgegnete ich und gab mich seinem Kuss
hin. Aua!
Bist du
schwer verletzt?
So
schlimm kann es nicht sein, sonst hätte ich wohl keine Lust, augenblicklich über dich herzufallen, oder?
Theo
kicherte in sich hinein. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Aber was ist denn passiert?
Ach, ich
bin ein paar Hashmallim begegnet.
Was?
„Anscheinend
hast du die fünfte Prüfung bestanden“, sagte Disin, als Theo mir auf die Beine
half.
Ich wischte
Grasreste und Schmutz von meiner Hose und richtete mich langsam auf.
Abgesehen
von den Schmerzen in Brust und Knien schien ich weitgehend unversehrt zu sein,
was angesichts des Sturzes, den ich hinter mir hatte, das reinste Wunder war. „Das
glaube ich auch.“
Es zeugte
zwar nicht von Größe, aber die Tatsache, dass Disin ein ziemlich überraschtes
Gesicht machte, war mir eine unglaubliche Genugtuung.
„Dieses
Ergebnis haben wir nicht erwartet“, erklärte sie. „Wir werden über die
Konsequenzen beraten.“
Die drei
Maren steckten die Köpfe zusammen. Die Menge ringsum war merkwürdig still, und
wie an den Gesichtern der meisten abzulesen war, hatten nur wenige damit
gerechnet, dass ich die fünfte Prüfung bestehen würde. Auch ihre Verblüffung
war mir eine Genugtuung.
„Was haben
dir die Hashmallim angetan?“, fragte Theo und zog einen Grashalm aus meinen
Haaren.
„Außer dass
sie mich fast zu Tode geängstigt haben? Gar nichts. Oh, erwähnenswert ist
vielleicht noch, dass sie mich aus gut zwölf Meter Höhe an den Hof
zurückgeschickt haben, aber das ist wohl unwichtig angesichts der Tatsache, dass
ich bei dem Sturz nicht umgekommen bin. Warum habe ich eigentlich keine
schwelen Verletzungen? Ich bin doch noch nicht unsterblich, oder?“
„Nicht
direkt. Aber du besitzt die Gabe einer Tugendkraft, und damit stehst du
praktisch schon auf der Kandidatenliste. Du bist jetzt ein bisschen zäher als
früher.“
„Darüber
will ich mich nicht beschweren“, sagte ich und betastete vorsichtig meine
Bippen. Die Schmerzen ließen bereits nach.
„Wir sind zu
einer Entscheidung gelangt“, sagte Disin und winkte uns heran.
Ich nahm
Theos Hand und verschränkte meine Finger mit seinen.
„Kind, komm
näher!“ Irina, die weißhaarige Mare, nickte mir zu.
Disin hatte
den Mund geöffnet, als wollte sie etwas sagen,
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