Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
dort machte. Dagrun hatte sich auf die
andere Couch geworfen und schien zu dösen. Agda hatte sich das Badezimmer
ansehen wollen, und die anderen Frauen waren ihr gefolgt, um sich einen Eindruck
von modernen Sanitärinstallationen zu verschaffen. Abgesehen von Dagrun waren
wir also allein, und so erklärte ich Magda rasch, wie ich die Sache mit den
zwei Ehen sah.
„Das ergibt Sinn, finde ich“, sagte sie, nachdem sie kurz
darüber nachgedacht hatte. „Wenn Mattias also dein richtiger Mann ist, dann
wirst du zur Super-Zorya?“
„Ich weiß es nicht. Ich will auf jeden Fall nicht, dass
jemand umkommt, aber ich habe Anniki ein Versprechen gegeben.“
Magda schwieg einen Moment und zupfte am Saum ihrer
Leinenshorts herum. „Weißt du, ich denke, man muss das, was dein Mann sagte,
mit Vorsicht genießen.“
Ich überlegte, welche Äußerung von Kristoff sie wohl meinte.
„Er hat doch gesagt, dass du die Macht, wenn du sie einmal
hast, nicht kontrollieren kannst.“
„Ach, Mattias? Ja, das hat er gesagt. Aber meine Intuition
sagt mir etwas anderes.“
„Zu Recht. Weißt du, was ich glaube?“ Sie legte den Kopf
schräg und sah mich nachdenklich an. „Ich glaube, er hat dich verschaukelt.“
„Du glaubst nicht, dass sie mir Kräfte verleihen können,
wenn ich nicht anwesend bin?“
„Doch, doch, das erscheint mir stimmig. Du hast bereits
diesen Stein, der dich zur Zorya macht. Das ist der Teil, für den du selbst
verantwortlich bist: Du hast den Job angenommen. Es ist zwar ein bisschen
seltsam, dass deine Bruderschaftskollegen diese Tatsache noch einmal anerkennen
müssen, damit du die Macht bekommst, aber hey, es gibt die merkwürdigsten Dinge
auf dieser Welt! Nein, ich meine dieses ganze Gerede davon, dass du die Macht,
wenn du sie einmal hast, einsetzen musst, ob du willst oder nicht. Das glaube
ich einfach nicht.“
Nun, da ich in Ruhe darüber nachdachte, kam mir dieser
Aspekt auch ziemlich unglaubwürdig vor. „Ich bin eine große Verfechterin des
freien Willens“, sagte ich nickend. „Niemand kann mich zwingen, etwas moralisch
Verwerfliches zu tun, nicht einmal, wenn ich die gesamte Kraft des Mondes
hätte. Anniki hat nichts davon gesagt, dass man nur ein Werkzeug ist.“
„Ganz genau. Vielleicht könnte eine Frau, die geistig nicht
so fit ist, diese Kräfte nicht kontrollieren, aber du? Pah! Dir guckt doch die
mentale Stärke aus allen Knopflöchern!“
„Danke schön“, sagte ich lächelnd. Mir ging es schlagartig
besser.
Magda sah mich gespannt an. „Heißt das, du willst
weitermachen und sie die Zeremonie durchführen lassen? Oder beugst du dich
diesem Christian und lässt dich von den Vampiren so einschüchtern, dass du dein
Versprechen brichst?“
Ich schaute zur Tür. Alec stand in der Küche und hatte sein
Handy am Ohr, wahrend Ulfur und Hallur und ein paar andere Geister ihn
umringten und seine Kleidung untersuchten.
„Ich habe mich noch nie gern herumkommandieren lassen“,
sagte ich leise.
„Von niemandem. Und ich habe nicht vor, mich benutzen zu
lassen, und es wird auch meinetwegen niemand sterben. Wenn ich tatsächlich eine
Machtposition innehaben werde, kann ich dafür Sorge tragen, dass die Geister
nach Ostri kommen und niemand Schaden nimmt - die Leute von der Bruderschaft
genauso wenig wie die Vampire.“
„Braves Mädchen!“, lobte Magda und tätschelte mir abermals
den Arm.
„Damit ist ein Teil deines Versprechens erfüllt. Was ist mit
dem anderen?“
„Ich weiß nicht“, sagte ich zögernd. „Ich glaube wirklich
nicht, dass Kristoff und Alec etwas mit dem Mord zu tun haben. Und Christian
hat gesagt, es war keiner von seinen Männern.“
„Du glaubst ihm“, sagte sie. Es war eine Feststellung, keine
Frage.
„Das tue ich tatsächlich.“
„Wer hat sie dann umgebracht? Und warum wurde sie in deinem
Badezimmer getötet?“
„Es ist auch dein Badezimmer“, wendete ich zaghaft ein.
Sie bedachte mich mit einem Blick, der mich beschämte. „Du
hast selbst gesagt, die Tür war von deiner Seite abgeschlossen. Abgesehen davon
habe ich Anniki im Gegensatz zu dir gar nicht gekannt. Es muss eine Verbindung
zwischen ihr und dir geben, die dazu geführt hat, dass sie in deinem Badezimmer getötet wurde.“
„Wenn es eine gibt, dann weiß ich nicht, was für eine“,
entgegnete ich und fühlte mich wieder völlig hilflos. „Ich glaube, es
hat etwas damit zu tun, dass ich an dem Abend mit Anniki gesprochen habe, aber
warum sollte sie mitten in der Nacht zu
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