Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
Mischung aus
Überraschung, Anspannung und Kapitulation. „Ja, das habe ich. Aber wie die
Zorya schon sagte, es hatte nichts zu bedeuten.“
„Ich heiße Pia!“, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Ich war verletzt.
Dass es nichts zu bedeuten hatte, hatte ich nicht gesagt.
Empfand er es tatsächlich so? Ich hätte mich am liebsten in eine Ecke
verkrochen und ein paar Stunden geheult.
„Du hast mit ihr geschlafen?“, fragte Alec
abermals. Er konnte es offensichtlich nicht fassen.
„Es tut mir sehr leid, wenn ich dir wehgetan habe“, sagte
ich und versuchte, mich auf ihn zu konzentrieren und das Scheusal zu meiner
Linken nicht zu beachten. „Ich wollte dich nicht hintergehen. Jetzt kann es
zwischen uns natürlich nicht mehr sein wie vorher, aber du sollst wissen .. „
„Du wusstest, dass sie mir gehört, und hast einfach .. Hast
du gedacht, du könntest sie ruhig vögeln, solange ich nicht da bin?“, fragte
Alec Kristoff.
Die beiden funkelten sich wütend an.
„So war das nicht ...“, begann ich, doch diesmal fiel
Kristoff mir ins Wort.
„Ich habe gerade gesagt, es hatte nichts zu bedeuten! Wir
haben doch früher auch mal die Frauen getauscht - wo ist das Problem?“
„Das Problem ist“, knurrte Alec und zeigte auf mich, „dass
sie mir gehört! Du wusstest es, aber es war dir egal.“
Kristoff sagte etwas auf Italienisch. Alec antwortete auf
Deutsch. Und schon entbrannte ein heftiger Streit in zwei Sprachen, von denen
ich keine verstand. Ich ärgerte mich furchtbar darüber, dass Spanisch die
einzige Fremdsprache war, die ich halbwegs beherrschte.
„Hablais español, zufällig?“, fragte ich gekränkt.
Ich fühlte mich erniedrigt und ausgeschlossen und obendrein entsetzlich
schuldig, weil ich auf Alecs Gefühlen herumgetrampelt hatte.
Wie man sich bettet, so liegt man, merkte meine innere
Stimme an. Und du liegst ab sofort wieder allein in deinem Bett!
„Du willst sie? Dann nimm sie!“, blaffte Kristoff
unvermittelt auf Englisch, und seine schöne, tiefe Stimme klang auf einmal sehr
rau. Dann schnappte er sich seine Lederjacke und stürmte aus der Kneipe, ohne
mich eines Blickes zu würdigen.
13
Ich sah Kristoff bestürzt hinterher, und meine Schuldgefühle
wurden mit jeder Sekunde schlimmer.
„Alec, es tut mir so leid“, sagte ich niedergeschlagen und
wäre am liebsten im Boden versunken.
Er runzelte die Stirn. „Was?“
„Alles.“ Ich wies auf die Tür, durch die Kristoff gegangen
war. „Dass ich euch auseinandergebracht habe. Dass ich mit ihm geschlafen habe.
Dass ich unsere Beziehung zerstört habe.“
Zu meiner absoluten Verblüffung fing er an zu lachen und
ergriff erneut meine Hand. „Meine süße, hinreißende Pia, glaubst du etwa, ich
mache dich dafür verantwortlich, dass er dir seinen Willen aufgezwungen
hat?“
Ich glotzte ihn an. Ich glotzte, wie ich vermutlich noch nie
in meinem ganzen Leben geglotzt hatte.
„Ich kenne Kristoff schon mindestens seit dreihundert
Jahren. Wir arbeiten zusammen für den Rat, verstehst du, und ich weiß sehr gut,
wie er sich die Frauen gefügig macht.“ Er schaute auf seine Uhr und zog ein Handy
aus der Tasche. „Entschuldige mich bitte kurz. Ich bin gleich wieder da.“
Ich war immer noch völlig perplex und sah ihm wie vom Donner
gerührt hinterher, als er nach draußen ging.
„Ich glaube, ich werde verrückt“, sprach ich zu mir selbst
und ging die vergangenen Minuten noch einmal in Gedanken durch. „Hat er etwa
gerade gesagt, mich trifft keine Schuld?“
Die Kellnerin, die gerade unsere Teller brachte, sah mich
komisch an. „Ich weiß nicht. Haben Sie denn Schuld?“
Ich überlegte kurz. „Ja. Ich wurde nicht dazu gezwungen,
ganz egal, was Alec sagt.“
„Na dann.“ Sie nickte, als sei die Sache damit geklärt, und
eilte wieder davon.
Die Eingangstür ging auf, und ich dachte schon, Kristoff
käme zurück, doch als ich sah, wer in die Kneipe kam, wäre ich beinahe vor
Schreck aufgesprungen.
„Ich bin so hungrig, dass ich glatt eins von den süßen
Island-Ponys verdrücken könnte, die wir neulich gesehen haben“, sagte Magda
lachend zu Ray. Er murmelte irgendetwas und wollte ihr gerade einen Stuhl
anbieten, doch als sie ihren Blick durch das Lokal schweifen ließ und mich
entdeckte, erstarrte sie einen Moment. „Oh verdammt, Ray, ich habe meinen
Fotoapparat im Zimmer liegen gelassen! Und ich bin so ausgedörrt, dass ich in
Ohnmacht falle, wenn ich nicht schnell ein Glas Saft oder so trinke.
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