Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
können.“
„Wir alle?“, fragte Ulfur und sah skeptisch in Kristoffs
Richtung.
„Nein, Sie bleiben hier, wo Sie sicher sind. Ich komme so
schnell wie möglich zurück.“
„Passen Sie auf sich auf, mein Kind“, sagte Agda mit
schalkhaft blitzenden Augen. „Und sehen Sie zu, dass Sie etwas in den Magen
bekommen. So, wie Ihr Mann Sie ansieht, werden Sie eine Stärkung brauchen!“
Ich wusste gleich, dass Kristoff ihre Bemerkung gehört
hatte, denn seine Miene verfinsterte sich zusehends, als ich an ihm vorbeiging.
Ich gab mir alle Mühe, keinen hysterischen Anfall zu bekommen.
„Ragnar!“, hörte ich Ulfur rufen, als ich mit Alec und
Kristoff die Bibliothek verließ. „Da bist du ja wieder!“
„Welcher ist denn nun ihr Kerl?“ Das war Hallurs Stimme. „Und
mit welchem ist sie jetzt überhaupt richtig verheiratet?“
Alec fand eine ruhige, schummerige, fast leere Kneipe für
uns, in der die beiden Vampire vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt waren.
„Du hast mir gefehlt, Liebes“, sagte Alec, als er mich zu
einer Sitzecke im hinteren Teil des Lokals führte, und zog mich an sich.
Mit einem raschen Blick in Kristoffs Richtung, der uns mit
steinerner Miene folgte, entwand ich mich seiner Umarmung.
Alec lachte und strich mir zärtlich eine Haarsträhne aus dem
Gesicht. „Bist du etwa über Nacht schüchtern geworden?“
„Nein, ich ...“ Ich schaute zu Kristoff. „Ich muss dir etwas
sagen.“
„Sprich dich aus!“, entgegnete Alec fröhlich und zog den
Tisch ein Stück vor, damit ich in die Mitte der Sitzbank durchrutschen konnte.
Er setzte sich so dicht neben mich, dass sich unsere Beine
berührten. Diese lässig-intime Geste war elektrisierend und irritierend
zugleich. Größtenteils jedoch Letzteres.
Kristoff nahm zu meiner Linken Platz - so weit von mir
entfernt, wie es nur ging. Nachdem ich bei der Kellnerin bestellt hatte,
orderte Alec zu meinem Erstaunen das Gleiche, während Kristoff abwinkte und auf
das Essen verzichtete.
„Ich dachte, ihr nehmt so gut wie nie feste Nahrung zu euch“,
sagte ich leise zu Alec, als die Kellnerin gegangen war.
Er machte ein verdutztes Gesicht, dann lächelte er
zerknirscht. „Du hast es ihr gesagt?“, fragte er Kristoff.
„Es schien mir das Beste zu sein.“
Kristoff sah mich genauso wenig an wie ich ihn. Ich hatte
mich selten so unwohl gefühlt wie in diesem Moment: Da saß ich nun - dick,
unansehnlich, fast vierzig und so verzweifelt auf der Suche nach einem Mann,
dass ich eine Singlereise gebucht hatte - zwischen zwei unfassbar gut aussehenden
Männern, mit denen ich Sex gehabt hatte, und mir war so schrecklich zumute,
dass ich am liebsten auf der Stelle davongelaufen wäre.
Aber das durfte ich nicht. Es ging nicht nur um mich,
sondern auch um andere, an die ich denken musste.
Alec nahm meine Hand. „Verstehe. Es tut mir leid, Pia. Ich
hätte es dir gesagt, aber die meisten Frauen reagieren nicht besonders
begeistert darauf, und ich wollte dich nicht verlieren.“
Mein Unbehagen wuchs, und ich rutschte unruhig hin und her.
„Du hast keine Probleme damit?“, fragte Alec, küsste mir
abermals die Hand und sah mich schmachtend an.
In diesem Augenblick wäre wohl jede Frau dahingeschmolzen.
„Nun .. ich war schon ein bisschen überrascht, aber ich weiß
einfach, dass du nicht böse bist“, erklärte ich, doch meine Freude wurde von
Schuldgefühlen getrübt.
„Ich hätte wissen müssen, dass du es verstehst.“ Er küsste
erneut meine Fingerknöchel. „Aber nun sag mir, was du auf dem Herzen hast.“
Ich entzog ihm sanft meine Hand und überlegte, wie ich es
ihm behutsam beibringen konnte. Mein Mund war jedoch wieder einmal schneller
als mein Gehirn und platzte einfach damit heraus. „Kristoff und ich, wir haben
zusammen geschlafen.“
Alec erstarrte und wurde schlagartig ernst. „Ihr habt was?“
„Zusammen geschlafen.“ Ich atmete tief durch. Kristoff sah
mich verblüfft an.
Er hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass ich
auspacken würde. Aus irgendeinem Grund kränkte mich das. „Es war keine Absicht
... ich meine, wir haben es nicht geplant. Es ist einfach so passiert. Mir war
kalt, und er hat seine Decke mit mir geteilt, und dann führte eins zum anderen
und ... nun, den Rest kannst du dir denken.“
Alec sah seinen Freund an. „Du hast mit meiner Frau
geschlafen?“
„Ja“, sagte Kristoff, und in seinen Augen spiegelten sich
die unterschiedlichsten Empfindungen. Es war eine interessante
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