Dark one 07 - Vampire lieben gefahrlich-neu-ok-08.12.11
Mattias einen schiefen Blick zugeworfen hatte,
setzte eine mir mittlerweile wohlvertraute Märtyrermiene auf. „Ich kann mich
nicht entscheiden, ob ich ihn lieber so haben möchte, wie er normalerweise ist,
oder diese menschliche Version eines Hundebabys, das pausenlos gestreichelt
werden will.“
„Umarmung?“, fragte Mattias.
„Nein!“, erwiderte ich rasch. Ich ignorierte die Blicke, die
wir auf uns zogen, als wir durch die Stadt zu einer nahe gelegenen
Autovermietung schlenderten.
„Benimm dich jetzt, Mattias, oder du musst noch einmal so
ein langes Schläfchen machen wie im Flugzeug.“
„Ich bin ganz artig“, versprach er feierlich.
Bist du absolut sicher, dass die Schnitter ihn
zurückhaben wollen?, erkundigte sich Kristoff, als wir die Autovermietung
betraten. Wir könnten ihn irgendwo stehen lassen und schnell
flüchten.
Kristoff! Das können wir doch nicht tun! In diesem
Zustand ist er wie ein Kind, beeinflussbar und total ahnungslos. Jeder
könnte ihn ausnutzen und ihn dazu bringen, die abscheulichsten Dinge
anzustellen, ohne dass es ihm überhaupt bewusst wäre.
Sie könnten ihn sogar dazu bringen, von einer dieser
Klippen zu springen.
Aber nur wenn wir Glück haben.
In Gedanken sah ich ihn streng an. Er warf mir doch
tatsächlich ein gedankliches Lächeln zu; ein warmes, kitzelndes Gefühl, das
mich vollkommen verwirrte. Schweigend sah ich ihm dabei zu, wie er einen Wagen
mietete.
„Ulfur zuerst“, sagte ich, sobald wir die Schlüssel hatten.
„Die Schnitterin zuerst, dann dein Geist.“
„Ulfur ist völlig allein zurückgeblieben und langweilt sich
schrecklich ...“
„Und die Dunklen, die die Schnitterin bewachen, könnten
jeden Moment gewarnt werden, dass wir uns ganz in ihrer Nähe aufhalten.“
Ich verzog das Gesicht, aber er hatte recht. „Na gut, aber
wenn Ulfur mich anmeckert, weil wir Kristjana zuerst geholt haben, werde ich
ihm sagen, dass du an allem schuld bist.“
Fünfzehn Minuten später verließen wir Reykjavik und machten
uns auf den Weg in eine Kleinstadt, die ungefähr eine halbe Stunde entfernt lag
und in der den Angaben der Bruderschaft zufolge Kristjana festgehalten wurde.
Ich blickte vom Navi hoch und zu dem Mann, der neben mir saß, und beschloss,
dass die Zeit gekommen war, ihn besser kennenzulernen.
Wie kommt’s, dass du Begriffe wie „Blowjob“ kennst? „An
der nächsten Kreuzung musst du links und dann rechts auf die Landstraße.“
Kristoff warf mir kurz einen Blick zu, bevor er die Augen
wieder auf die Straße richtete. Warum sollte ich nicht wissen, was ein
Blowjob ist?
„Pia, Pia, Pia“, brabbelte Mattias zufrieden auf der
Rückbank.
Ich seufzte. „Zeit für dein Nickerchen, Mattias! Du bist
müde. Ganz doll müde. Jetzt schläfst du schön, bis ich dich aufwecke.“
„Ist gut. Ich schlaf jetzt. Du weckst mich wieder auf.
Bussi?“
Weil du zur Zeit der Renaissance geboren wurdest, oder
vielleicht nicht? „Ich werde mich bei Magda revanchieren, dass sie dieses
dämliche Wort in deiner Gegenwart benutzt hat. Nein, du bekommst kein
Gutenachtbussi. Schlaf jetzt.“
Ja. Kristoff lächelte. Das bedeutet aber nicht,
dass ich noch keinen Blowjob hatte, bevor ich dich kennenlernte.
Nein, natürlich nicht, erwiderte ich und unterdrückte
einen garstigen Anflug von Eifersucht bei dem Gedanken, dass er von einer
anderen Frau auf diese Art befriedigt worden war.
Das Lächeln wurde stärker.
Aber es ist doch ein ziemlich moderner Ausdruck, mit dem
du da um dich wirfst.
Ich meine, hattet ihr damals nicht irgendeinen anderen
Begriff dafür? Irgendwas Beschönigendes und Romantisches?
Ein leises „Pia, Pia, Pia“ drang vom Rücksitz an mein Ohr,
wo Mattias, nach wie vor unter dem Einfluss der bewusstseinsverändernden
Lichtbindung, mit geschlossenen Augen lag. Ich verspürte kurz Gewissensbisse,
dass ich ihn die ganze Zeit mit einem Bann belegte, aber die Erinnerung an
seine antagonistischen Tendenzen ließ mich meine Sorge im Nu wieder vergessen.
Na ja, da gab es schon einen Ausdruck, an den ich mich
erinnere.
Oh gut. Wie war der?
Der Kuss einer Hure.
Ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
Seine Lippen kräuselten sich noch ein klitzekleines bisschen
mehr. Warum wolltest du das wissen?
Wenn wir den Rest unseres Lebens miteinander verbringen,
dachte ich, wäre es doch nett, wenn wir uns ein bisschen näher
kennenlernen. Ich bin ziemlich langweilig, aber du bist schon seit
Jahrhunderten am Leben. Ich kann mir kaum vorstellen, was
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