Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)
Trey und stützte sich auf seine Spitzhacke. »Tu es, Ben. Schlag zu, sonst wirst du es bereuen, Mann.« In seinen Augen loderte noch immer die Glut der Droge, und auf einmal wünschte Ben sich, er hätte doch die ganze Portion Devil Rush genommen, denn dann wäre er nicht in diesem Zwischenzustand gewesen, in dem er zwar einigermaßen logisch denken konnte, aber keine Angst mehr hatte.
»Das ist deine Chance, Alter. Sei ein Mann. Hier steht die Mutter deines Kindes und schaut dir zu, sie hat ihren Teil getan. Du willst doch nicht dein Leben lang ein verängstigtes Weichei bleiben, das sich von anderen rumschubsen und Angst machen lässt. Früher war ich auch wie du, Mann, aber damit ist es aus und vorbei. Scheiße, schau dir doch an, wie dein Dad dich behandelt. Wie einen Schlappschwanz. Aber man kriegt immer das, was man verdient, weißt du? Ja, ich denke, das weißt du.«
Ben sog die kalte Luft in die Lungen, Treys Worte glitten ihm unter die Haut und machten ihn immer wütender. Er war kein Feigling.
»Komm, Ben, schlag zu, mach ihn fertig«, stachelte Diondra ihn an.
Inzwischen japste der Bulle nur noch, Blut strömte aus Dutzenden von Stichwunden, ein roter Tümpel im Schnee.
»Du musst die Wut rauslassen, Mann, das ist der Schlüssel zur Macht. Du hast so viel Angst, Mann. Hast du es nicht satt, so viel Angst zu haben?«
Der Bulle auf dem Boden erschien ihm so erbärmlich, ein so leichtes Opfer, dass Ben sich vor ihm ekelte. Enger und enger schlossen sich seine Hände um die Axt, dieses Ding musste sterben, von seinem Elend erlöst werden, und dann hob er die Axt hoch über den Kopf, holte aus und ließ sie auf den Schädel des Bullen niedersausen, ein schauriges Krachen, ein letzter Aufschrei des Tiers, Fetzen von Gehirn und Knochen spritzten umher, und es fühlte sich so gut an, Muskeln und Schultergelenke zu dehnen – Männerarbeit –, so gut, dass er die Axt noch einmal herabsausen ließ, der Schädel zerbrach in zwei Hälften, und nun war der Bulle endlich tot, mit einem letzten Zucken der Vorderbeine. Doch nun lenkte Ben seine Aufmerksamkeit auf die Mitte des Tiers, dorthin, wo man noch richtig Schaden anrichten konnte, und er schwang die Axt, hinauf und hinunter, so dass Knochen und blasige Eingeweideschnipsel nur so flogen. »Fick dich, fick dich, fick dich!«, schrie er, aber seine Schultern krampften, als wären sie mit einem Gummiband nach hinten gezogen, sein Kiefer vibrierte, seine Fäuste zitterten, und sein Schwanz war so hart und gespannt, als könnte sein ganzer Körper jederzeit in einen Orgasmus ausbrechen. Hol aus, Schläger!
Gerade als er zur Flinte greifen wollte, versagten ihm seine Arme den Dienst, und plötzlich war er vollkommen erschöpft, alle Wut aus seinem Körper verflogen, und er fühlte keine Spur von Macht mehr. Stattdessen schämte er sich, wie er sich immer schämte, wenn er vor einem schmutzigen Heftchen masturbiert hatte – feige, falsch und dumm.
Diondra fing an zu lachen. »Wenn das Ding schon fast tot ist, wird er knallhart«, meinte sie spöttisch.
»Ich hab es getötet, oder nicht?«
Sie keuchten alle drei, erschöpft, die Gesichter voller Blut, mit Ausnahme der Stellen, wo sie es sich von den Augen gewischt hatten, die nun wie Waschbärenaugen aus dem Blut hervorspähten. »Bist du sicher, dass das hier der Typ ist, der dich geschwängert hat, Diondra?«, fragte Trey. »Bist du sicher, dass der einen hochkriegt? Kein Wunder, dass er mit kleinen Mädchen besser zurechtkommt.«
Ben ließ die Axt fallen und machte sich auf den Rückweg zum Auto. Es ist Zeit heimzugehen, dachte er. Eigentlich war seine Mom an allem schuld, nichts davon wäre passiert, wenn sie sich heute früh nicht dermaßen zickig angestellt hätte. Wenn sie sich wegen seinen Haaren nicht so aufgeregt hätte, wäre er jetzt längst in seinem Bett, würde sauber und warm unter der Decke liegen, die leisen Geräusche seiner Schwestern vor der Tür hören, im Wohnzimmer das Brummen des Fernsehers, und seine Mom würde zum Abendessen irgendeinen Eintopf fabrizieren. Aber stattdessen war er hier, wurde wie üblich verspottet, obwohl er alles getan hatte, um sich zu beweisen. Aber es war wieder einmal nicht genug gewesen, und nun war die Wahrheit ans Licht gekommen. Diese Nacht würde immer als Beweis dafür herhalten können, dass Ben zum Töten einfach zu feige war.
Aber jetzt wusste er, wie Gewalt sich anfühlte, und er wollte mehr davon. In ein paar Tagen würde er wieder daran denken,
Weitere Kostenlose Bücher