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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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sich in den Türrahmen, eine Hand auf jeder Seite, und dachte nach.
    »Kann ich noch was anderes über die Nacht damals sagen, Libby?«
    Ich hing über der Wanne, Wasser rieselte aus der abschraubbaren Düse – in Da Drüben Hier Entlang gibt es keine richtigen Duschen –, hielt aber einen Moment inne.
    »Ich meine, sieht es nicht ganz danach aus, als könnten es zwei Leute gewesen sein? Irgendwie? Der Mord an Michelle war … na ja, deine Mom und Debby wurden, na ja, man könnte fast sagen, jemand hat Jagd auf sie gemacht. Aber Michelle ist im Bett gestorben, unter der Decke. Das fühlt sich total unterschiedlich an. Finde ich.«
    Ich zuckte kurz und steif mit den Achseln. Die Darkplace-Bilder schwirrten um mich herum, also steckte ich lieber den Kopf wieder unters Wasser, wo ich nichts mehr hören konnte. Burgunderfarbenes Wasser strömte in den Abfluss. Während ich noch so kopfüber dahing, nahm Lyle mir die Duschvorrichtung aus der Hand und fummelte mir am Hinterkopf herum. Eine linkische, unromantische Berührung, etwas, was er erledigen musste.
    »Da klebte noch was von dem roten Zeug«, rief er, um das Wasser zu übertönen, und gab mir dann den Schlauch zurück. Als ich mich aufrichtete, griff er nach meinem Ohrläppchen und rieb daran. »Am Ohr hattest du auch noch was. Hätte wahrscheinlich nicht so gut zu den Ohrringen gepasst.«
    »Ich hab keine Ohrlöcher«, entgegnete ich, während ich mir die Haare auskämmte und festzustellen versuchte, ob die Farbe stimmte. Ich strengte mich an, nicht an die Leichen in meiner Familie zu denken, sondern mich voll und ganz auf meine Haare zu konzentrieren.
    »Ehrlich – ich dachte, alle Mädchen haben Ohrlöcher.«
    »Um so was hat sich bei mir nie jemand gekümmert.«
    Er sah mir beim Bürsten zu und lächelte dabei wie ein Trottel.
    »Wie sind die Haare geworden?«
    »Das sieht man erst, wenn sie trocken sind.«
    Wir setzten uns in entgegengesetzte Ecken meines hässlichen alten Sofas und lauschten dem Regen, der wieder losgelegt hatte.
    »Trey Teepano hatte ein Alibi«, sagte Lyle schließlich.
    »Na ja, Runner hatte auch eins. Anscheinend kann man sich so was ziemlich leicht beschaffen.«
    »Vielleicht solltest du deine Aussage offiziell widerrufen.«
    »Ich widerrufe gar nichts, bevor ich nicht ganz sicher bin«, entgegnete ich. »Basta.«
    Es regnete stärker, und ich hätte gern einen Kamin gehabt.
    »Du weißt, dass die Farm am Tag nach dem Massaker zwangsgeräumt werden sollte?«, fragte Lyle.
    Ich nickte. Das gehörte mit zu den vierzigtausend Fakten, die ich dank Lyle und seinen Aktenordnern seit neuestem im Kopf hatte.
    »Könnte das nicht irgendwas zu bedeuten haben?«, fuhr er fort. »Kommt dir das alles nicht auch ein bisschen seltsam vor, so, als würde uns irgendein wichtiges Detail entgehen? Ein Mädchen erzählt eine Lüge, eine Farm geht unter, ein bis unter die Halskrause verschuldeter Spieler wird von einem – du meine Güte – satanistischen Geldeintreiber unter Druck gesetzt. Und das alles am gleichen Tag.«
    »Und alle Beteiligten lügen. Haben immer schon gelogen und lügen jetzt munter weiter.«
    »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte er.
    »Fernsehen«, antwortete ich. Ich drückte auf den Knopf, ließ mich wieder zurücksinken und hielt mir eine halbtrockene Strähne unter die Nase, um die Farbe zu kontrollieren.
    »Weißt du, Libby, ich bin echt stolz auf dich«, sagte Lyle steif.
    »Ach, hör doch auf, das klingt so herablassend. Du machst mich wahnsinnig, wenn du so drauf bist.«
    »Ich bin nicht herablassend«, verteidigte er sich, und seine Stimme wurde schrill.
    »Bloß verrückt.«
    »Nein. Ich meine, es ist cool, dass ich dich kennengelernt habe.«
    »Ja, echt toll. Ich bin ja sooo interessant.«
    »Ja, bist du.«
    »Lyle, sei einfach still, okay?« Ich zog ein Knie unters Kinn, und dann saßen wir beide eine Weile da und taten so, als würden wir uns die Kochsendung im Fernsehen anschauen. Die Stimme des Moderators klang ekelhaft munter.
    »Libby?«
    Ich wandte mich langsam zu ihm um und verdrehte die Augen, als hätte ich Schmerzen.
    »Kann ich dir was sagen?«
    »Was denn?«
    »Hast du mal was von den Bränden bei San Bernardino gehört, damals, 1999 ? Achtzig Häuser und etwa sechsunddreißig Hektar Land wurden damals zerstört.«
    Ich zuckte die Achseln. In Kalifornien brannte es doch immer irgendwo.
    »Ich war der Junge, der damals den Brand gelegt hat. Nicht absichtlich. Jedenfalls wollte ich nicht, dass er

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