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Dark Room

Dark Room

Titel: Dark Room Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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hätte, wenn er meine Möse angefasst hätte, dieses Schwein.«
    Sie gelangten wieder in die Haupthalle, aber Gemma mied den Hauptausgang und lotste Fiona stattdessen zu einer unscheinbaren Wartungstür an der Längsseite. »Wir müssen übers Rollfeld. Püppi erwartet uns am Columbiadamm mit dem Auto. Vorn steht ein Lieferwagen, den er nicht kennt. Hintenrum gehen wir kein Risiko ein.«
    Sie rannten, ließen den Hangar hinter sich und tauchten ein in die Nacht. Fiona passte ihre Schritte denen Gemmas an, die mit ihrem engen Rock nicht so schnell vorwärtskam. Obwohl es eine klare Sommernacht war, fror Fiona, und mit jedem Schritt über den Flughafenasphalt und dann durch die Wiesen wurde ihr kälter.
    Als schon der Sicherheitszaun vor ihr aufragte, hielt Fiona plötzlich an, Gemma rannte in sie hinein und starrte sie verständnislos an.
    »Ich kann das nicht«, sagte Fiona, und ihre Stimme war dabei ruhig, als sähe sie mit einem Mal die Dinge ganz klar. »Ich kann nicht immer weglaufen. Ich muss wissen, was da passiert. Ich muss das jetzt klären, sonst komme ich nie zur Ruhe.«
    Einen Augenblick standen sich die beiden Frauen wie in einem angehaltenen Film gegenüber. Schließlich nickte Gemma. »Gut, dann fahren wir dorthin, wo alles zusammenläuft.«
    Fiona fühlte wieder die Kälte in ihren Beinen aufsteigen, und die Nacht bekam an den Rändern den Ton blauer Badezimmerfliesen. Sie hielt Gemma die Hand hin, als würden sie einen Pakt schließen.
    Die schlug ein. »Wir bringen es zu Ende. Wir fahren zu Lorina.«

 
    15 GEMMA
    Der Kuchenduft war aus Lorinas Wohnung vollständig verschwunden. Stattdessen roch es bereits im Hausflur nach Desinfektionsmittel.
    Fiona hatte sich gewundert, dass Lorina sie nach ihrem letzten Besuch überhaupt hereingelassen hatte, aber der Türsummer war sofort angesprungen, als Fiona mit ihrem üblichen lang-lang-kurz-kurz geklingelt hatte. Jetzt standen sie und Püppi und Gemma in der Wohnung, und alles, was von Lorina zu sehen war, war ein weißer Kissenberg auf einem Klinikbett, das man ins Wohnzimmer gestellt hatte.
    Ein Schlauch verband den Kissenberg mit einem aufgehangenen Infusionsbeutel, aus dem eine klare Flüssigkeit sickerte, und ein weiterer Schlauch führte zu einer Sauerstoffflasche neben dem Bett. Fiona hielt sich am Türrahmen fest.
    »Ich kann da nicht rein. Ich kann sie nicht ansehen, nicht nach dem, was sie Evi angetan hat. Ich rufe die Polizei.«
    Gemma löste ihre verkrampften Finger sanft von dem Holz.
    »Dann wird sie dir nichts sagen, niemals. Du würdest es bereuen, wenn du jetzt einen Rückzieher machst.«
    Püppi hielt sich eng hinter ihnen und sah noch einmal in den Flur, bevor er die Wohnungstür ins Schloss zog. Alles schlief, niemand hatte sie auf dem Weg hierher beobachtet.
    Eine runzlige, von blauen Adern durchzogene Hand fiel aus den Kissen, tastete sich vor, fand eine Fernbedienung, und das Kopfende des Bettes hob sich surrend. Ihr Körper in den Kissen sah aus wie der einer liegen gelassenen Marionette, und ihr Gesicht hatte die eingefallenen Züge einer Totenmaske. Lorina winkte die drei zu sich heran.
    In der Küche klirrte Geschirr..
    »Ich habe Tee gekocht, schönen Tee«, sagte eine Stimme. Eine Krankenschwester trug hinkend ein Tablett herein. Immer wenn sie einen Schritt vortrat und dann ihr steifes Bein nachzog, klirrte das Geschirr leise, und der Tee in der Glaskanne schwappte. Sie hatte kurze, tomatenrot gefärbte Haare, die von einer Glitzerspange aus dem Gesicht gehalten wurden. Püppi sah ihren weißen Kittel und die Gesundheitsschuhe mit den dicken Gummisohlen und entspannte sich. Sie stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab und goss drei Tassen ein. Der Tee dampfte und roch nach Wald. Dann legte sie Lorina eine Blutdruckmanschette um, und während die sich aufpumpte, wehrte Lorina sie mit einer schwachen Handbewegung ab.
    »Jetzt nicht, ich habe Besuch.«
    Die Pflegerin trat zurück, verließ aber nicht den Raum, sondern blieb am Fenster stehen und kaute auf ihrer Unterlippe wie ein kleines Mädchen.
    Gemma sah sie irritiert an, dann Püppi, der sofort verstand und die Schwester in die Küche lotste: »Lassen wir die drei doch einen Moment allein.«
    Er schloss die Tür bis auf einen Spalt, aber Fiona wusste, dass er dort stehen bleiben und sie im Auge behalten würde.
    »Ich hätte fast nicht mehr gedacht, dass du wiederkommst«, sagte Lorina, und Fiona atmete tief ein und aus, ihr Hals war ganz zugeschnürt, als sie begriff, dass

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