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Dark Room

Dark Room

Titel: Dark Room Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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zurück.
    »Sie wissen, was wir besprochen haben? Sie erinnern sich, welche Möglichkeiten ich Ihnen erklärt habe? Sie können die Palliativstation jederzeit anrufen und auch das Hospiz, das ich Ihnen genannt habe.«
    Lorina nickte schwach und winkte ab: »Ich werd schon wieder.«
    Er half ihr aus dem Sessel, entfernte die Sauerstoffmaske und hängte das Täschchen an die Sessellehne. »Wir kontrollieren jetzt erst mal den Shunt. Ich klopfe Sie ab, und dann wird es Ihnen schon besser gehen.« Er führte sie zum Schlafzimmer. »Dauert nicht lang, eine Viertelstunde vielleicht.«
    Fiona nickte. »Ich bring in der Zwischenzeit den Müll runter und nehm deinen Schlüssel mit, dann störe ich euch nicht.«
    Lorina und der Arzt schlossen die Tür hinter sich. Fiona wartete, bis sie das Ächzen der Bettfedern hörte, dann sprang sie auf, riss das Täschchen von der Lehne, das so leicht war, als wäre gar nichts darin, und versuchte, den Verschluss zu lösen. Es war abgeschlossen. Hoffentlich linkte die Grinsekatze sie nicht. Wie vertrauenswürdig war diese Frau überhaupt?
    Sie schnappte sich noch die Mülltüte und rannte die Treppen hinab. Unten stieß sie die Haustür auf, die krachend gegen die Wand schlug, sprang über den Bordstein auf die Straße, wich einem Blumenkübel aus und lief an dem Sektenhaus vorbei zum Kastenwagen. Sie reichte der Grinsekatze die Tasche durchs Fenster.
    Die wendete sie hin und her, als wollte sie überprüfen, ob es auch wirklich die richtige war. Schließlich nickte sie und fuhr das Seitenfenster wieder hoch. Der Sklave fasste Fiona mit einer Bestimmtheit am Arm, dass sie gar nicht auf die Idee kam, sich zu weigern. Er führte sie einige Schritte vom Auto weg und sorgte dafür, dass sie in eine andere Richtung sah. Immer, wenn Fiona versuchte, sich umzudrehen, glitt er wie ein Schatten vor sie und drängte sie ab.
    Nach einigen Minuten, die Fiona endlos vorkamen, durfte sie zurückgehen und das Täschchen wieder in Empfang nehmen. Die Grinsekatze hatte das Fenster nur halb heruntergelassen und schob es Fiona durch den Spalt entgegen.
    Skeptisch drehte sie es in den Händen und knibbelte am Verschluss. Es war immer noch abgeschlossen. Und sie konnte keinerlei Kratzspuren oder sonstige Beschädigungen feststellen. Sie roch sogar daran.
    Die Grinsekatze lächelte aus dem Auto zu ihr hoch. »Es ist unversehrt, wie besprochen. Wenn du das Ding zurücklegen kannst, ohne dass es ihr auffällt, hast du deinen Teil erfüllt, das war doch wirklich nicht schwer. Glaub mir, ich selbst investiere sehr viel mehr in unsere kleine Unternehmung.«
    Der madige Mann neben ihr lächelte dümmlich und wischte sich mit seinen prallen, kurzen Quarkfingern über das schwitzige Gesicht. »Jetzt lauf zurück!«
    Fiona hatte sich schon fast umgedreht. »Wieso ist Püppi nicht hier?«
    Die Grinsekatze wedelte mit den Händen vor ihrem Gesicht. »Er hat etwas unglaublich Wichtiges, Bedeutsames, Rührendes zu tun.« Fiona überlegte, ob sie gelangweilt oder verärgert klang oder aber einfach neidisch, ein abwegiger Gedanke, denn die Grinsekatze konnte doch wohl alles haben, was immer sie wollte.
    Der Rest lief so reibungslos, dass es Fiona fast misstrauisch machte: durch das Treppenhaus, in die Wohnung, zum Schlafzimmer, rufen, dass sie zurück war, die Tasche wieder an den Sessel hängen, den Hausschlüssel hinlegen – und dann doch noch etwas, bei dem ihr Herz so laut schlug, dass sie sicher war, Lorina könnte es auf der anderen Seite der Wand hören: lügen. »Tante Lorina? Meine Chefin hat angerufen. Eine Kollegin ist umgekippt, sie hat zu wenig Leute in der Praxis, ich muss einspringen.« Sie hörte ihren eigenen Worten nach, ob sie irgendwie schrill, ausgedacht, unecht klangen.
    Lorinas »ist gut, mein Mädchen« kam so kraftlos und gepresst zurück, dass sich Fiona schämte, sie hintergangen zu haben. Ich habe eine sterbenskranke, alte Frau bestohlen, die mir all die Jahre nur geholfen hat, dachte sie, das ist ’ne Superleistung.
    Sie hielt es vor innerer Spannung nicht mehr aus und ertappte sich dabei, wie sie wieder von einem Fuß auf den anderen trat, fast hüpfte. Sie hastete die Treppen hinunter. Unten lief sie los, am Sektenhaus vorbei, vor dem immer noch Blumenberge und Regenbogenfahnen lagen und neuerdings auch Holzkreuze und Marienbilder. Vom Kastenwagen war nichts mehr zu sehen. Sie atmete tief ein und rannte.
    *    *    *
    Fiona war über eine Stunde nach Hause gelaufen. Bei jedem Schritt

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