Dark Secrets (Gesamtausgabe)
hier!“
Als Amanda den Blick hob, ging alles ganz schnell.
Leblos sackten die beiden Wachen in sich zusammen. Erst jetzt sah sie die Waffe in der Hand des Mannes, der plötzlich in der Tür stand. Er war schwarz gekleidet, trug eine ebenfalls dunkle Strickmütze und zielte mit einer Pistole auf den Mann im Anzug. Nur für eine Sekunde sah er Amanda an. Dann fixierten seine eiskalten, smaragdgrünen Augen wieder ihren Peiniger.
Nicolai!
Amanda wusste nicht, ob sie es dachte oder sagte, ob er es wirklich war, oder nur eine Ausgeburt ihres gepeinigten Geistes. Und doch … war er es. Er musste es einfach sein.
Oh Gott, bitte!
Als der Dunkeläugige langsam den Griff um seinen Stock verstärkte, hob Nicolai die Waffe an und sagte etwas auf Russisch, das Amanda nicht verstand. Die Hoffnung aus diesem schrecklichen Raum zu entkommen, war fast anstrengender als die Qual an sich.
„Warum sprichst du nicht Englisch, Nicolai? Soll Dr. Pierce nicht hören, was du zu sagen hast?“
Wieder sagte Nicolai etwas auf Russisch, woraufhin der Fremde zögerlich einen Schritt von Amanda zurücktrat. Mit wachsamem Blick ging Nicolai vor ihr in die Knie, schnitt ihre Füße und Hände los.
Sie war so kraftlos, dass sie beinah vom Stuhl kippte. Nur mit allerletzter Kraft hielt sie sich.
„Denkst du, du kannst sie retten?“, fragte der mit dem Stock. „Ist sie dir wichtig?“ Er lachte kehlig. „Dass mir das umso mehr Freude machen wird, weißt -“
Ein leises Zischen war alles, was Amanda hörte, als Nicolais Schuss den Unterschenkel des Dunkelhaarigen durchschlug und ihn auf die Knie sinken ließ.
Sein Gesicht war wutverzerrt. Die Art, wie er seinen Schmerz beherrschte, jagte Amanda einen Schauer über den Rücken. Wieder hob er die Stange und ließ sie erst wieder sinken, als Nicolai auf seinen Unterarm zielte.
Ohne erkennbare Anstrengung legte er sich Amanda über die Schulter, sagte etwas in sein Revers, als hätte er dort ein Mikrofon und verließ dann rückwärts den Raum.
Sie spürte einen kühlen Lufthauch und fing wiederum an zu zittern, bis sie hingelegt wurde. Nicolai schob sich zu ihr auf die Rückbank eines Wagens, der sofort losbrauste, nachdem er die Tür geschlossen hatte.
Nicolai brachte sein Gesicht über das ihre. Mit gerunzelter Stirn musterte er die Kratzer in ihrem Gesicht und das dreckige Shirt, den zerfetzten Rock.
„Alles in Ordnung, Doc?“, fragte er leise.
Amanda war nach Heulen zumute. Aber ihr fehlte schlichtweg die Kraft dafür.
„Er hat … mir etwas gespritzt“, hauchte sie.
Nicolai zog die Stirn kraus. „Hat er gesagt, was?“
Sie schüttelte den Kopf, spürte, dass ihr eine Träne aus dem Augenwinkel lief, war aber zu schwach, sie wegzuwischen. „Er hat mich verhört danach, aber ich … ich erinnere mich nicht genau.“
Nicolai nickte verstehend, woraufhin sie noch etwas sagen wollte, doch dann überfiel sie die Schwäche, so dass sie schlichtweg einschlief.
Als der Wagen anhielt und der Motor abgestellt wurde, nahm Nicolai sie bei der Schulter. Er half ihr aus dem Auto, hob sie kurzerhand auf seine Arme und ging in ein Haus, das das einzige weit und breit zu sein schien.
In ihrem Zustand, irgendwo zwischen Schlafen und Wachsein, registrierte Amanda Wärme, ihre Handgelenke und Fußgelenke schmerzten. Ihr Mund war ausgetrocknet.
Nicolai setzte sie auf einen Hocker und löste sich langsam von ihr, so dass sie Gelegenheit hatte, sich auszubalancieren. Sie war in einem Badezimmer.
Unter halbgeöffneten Lidern beobachtete sie, wie Nicolai sich über eine klauenfüßige Badewanne beugte und Wasser einließ, dessen Temperatur er mit dem Finger kontrollierte.
Er goss ein Badesalz hinzu und wandte sich wieder an Amanda. „Komm schon, Doc. Aufstehen!“
Sie gehorchte und ließ sich von Nicolai den Rock aufknöpfen und herunterschieben. Er streifte ihr das Shirt über den Kopf und zog ihr den Slip herunter; vorsichtig und ohne die Spur einer Anzüglichkeit.
Seine Kiefer mahlten angestrengt, er kniff die Lippen zusammen. Als Amanda an sich hinab sah, wusste sie warum. Ihr Körper stand vor Dreck, war übersät von Kratzern und blutigen Striemen. In der Armbeuge hatte sie von den Spritzen zwei großflächige Hämatome.
Nicolai nahm Amanda bei der Hand und führte sie zur Badewanne, stützte sie, während sie einen Fuß hineinsetzte. Das Wasser war herrlich heiß. Ein angenehmer Schmerz stieg in ihrem Fuß empor. Langsam setzte sie sich in die Wanne und ließ sich in den duftenden
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