Dark Secrets (Gesamtausgabe)
Schaum zurücksinken. Sie wollte wohlig aufseufzen, doch unwillkürlich brach sich ein Schluchzen in ihrer Kehle Bahn, das sie nicht unterdrücken konnte.
„Du hast dich in Gefahr gebracht“, sagte sie unter Tränen.
Nicolai gab etwas Duschgel auf einen Waschlappen und schäumte ihn besonnen auf. „Ja, das habe ich.“
„Und du hast mich da rausgeholt.“
Er nahm ihren Arm und begann mit dem Lappen ihre Finger zu waschen. „Auch das.“
Amanda sah ihn durch ihren Tränenschleier hindurch fragend an. „Warum hast du das getan?“
Mit einem Achselzucken rieb er den Waschlappen über ihren Unterarm. „Ich wollte mein Shirt wiederhaben.“
In ihr Schluchzen mischte sich unwillkürlich ein Lachen, woraufhin auch Nicolai kurz lächelte.
Voller Scham legte Amanda den freien Arm über die Augen. „Ich hasse es, wenn ich heulen muss.“
„Ja, ich auch“, sagte er ruhig und wandte sich nach dem Arm nun einem ihrer Beine zu. „Jetzt entspann dich einfach. Wenn du erst sauber bist, wirst du dich gleich besser fühlen. Und dann schläfst du dich aus.“
Amanda zog wenig damenhaft die Nase hoch. Warum zum Teufel war er nach ihrem Verrat so nett zu ihr. Als sie spürte, dass seine Hand an ihrem Oberschenkel stockte, sah sie zu ihm hinab.
Nicolai rang mit sich. „Hat er …?“
„Nein.“ Amanda sah ihm fest in die Augen und wiederholte es noch einmal. „Nein.“ Sie war geschlagen worden, sie hatte nichts zu Essen und zu Trinken bekommen, Verhöre unter irgendwelchen Drogen durchgestanden, aber Niemand hatte versucht sie zu vergewaltigen.
Gewissenhaft wusch Nicolai ihren ganzen Körper, bis hinauf zu Amandas Gesicht.
„Das Badesalz ist desinfizierend“, sagte er leise. „Komm Doc, Nase zuhalten, und einmal untertauchen.“
Sie gehorchte, presste fest die Augen zusammen und tauchte wieder auf. Nicolai schäumte ihr mit einem herrlich duftenden Shampoo die Haare ein und wusch sie anschließend wieder aus.
Als er den Stöpsel aus der Wanne zog, starrte Amanda auf den Wasserstrudel, der sich um den Abfluss bildete.
„Wusstest du, dass in der nördlichen Hemisphäre das Wasser immer in einem rechtsdrehenden Strudel abläuft?“
Nicolai verzog etwas zweiflerisch das Gesicht. „Nein.“
„Das liegt an der Corioliskraft“, sagte sie und schüttelte im nächsten Moment den Kopf über sich selbst. „Warum sage ich so etwas … Überflüssiges?“
„Du bist Physikerin … und du hast etwas Schlimmes erlebt. Da hält man sich an Dinge, die einem vertraut sind.“
Amanda sah ihn blinzelnd an und hatte das Gefühl ihn in diesem Moment mit ganz anderen Augen zu sehen.
Wer war dieser Mann eigentlich?
„Komm!“ Er stand auf und hob einen Bademantel in die Höhe. Mühsam kämpfte sich Amanda auf die Beine und ließ sich in den Mantel helfen.
In dickes, weiches Frottee eingemummt, wurde sie ins Schlafzimmer geschoben. Ein großes rundes Bett, die Decken und Kissen in warmen Erd- und Terrakotta-Tönen bezogen, beherrschte den quadratischen Raum.
Nicolai schlug das Laken zurück und setzte Amanda auf die Kante. Sie wollte sich hinlegen, doch er hielt ihren Arm fest.
„Warte!“, sagte er, und ging zu einem Tischchen. Er brachte ein Glas Wasser, das Amanda gierig leerte. Ihre Finger zitterten so sehr, dass sie es sogar mit beiden Händen kaum festhalten konnte. Sie sah auf und fand Nicolais ernsten Gesichtsausdruck.
„Warum bist du so nett zu mir?“, fragte sie.
Sein Blick verdunkelte sich kurz, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. „Du hast mich nicht verpfiffen, oder?“
Amanda schüttelte den Kopf, was seine Züge ein wenig entspannte. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass das nicht der Grund war; oder zumindest nicht nur.
„Das ist das Wichtigste. Und über die Sache mit den Handschellen reden wir nochmal, wenn du wieder auf dem Damm bist.“ Er zog sie auf die Füße, schälte sie aus dem Mantel und drückte sie wieder aufs Bett. „Ich habe die Temperatur hochgedreht“, sagte er, indem er sie zwischen die Decken schob. „Ich dachte mir, dir könnte kalt sein.“
Amandas Körper entspannte sich augenblicklich in dem vorgewärmten Wasserbett. Mit einem Seufzen schloss sie die Augen. „Danke“, hauchte sie, dann war sie eingeschlafen.
*
Durst! Das war ihr erster Gedanke, die erste Empfindung, als sie aufwachte. Ihre Handgelenke brannten, genau wie die Fesselgelenke. Sie blinzelte in den abgedunkelten Raum, genoss die Wärme, die ihren Körper umgab, und dass sie seit Tagen das
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