Dark Secrets (Gesamtausgabe)
Schultern. „Die britische Regierung versteht wenig Spaß, wenn eine ihrer führenden Wissenschaftlerinnen verschwindet.“
Amanda lächelte. „Das freut mich zu hören.“
„Kommen Sie, wir fahren Sie zur Botschaft.“ Er legte eine Hand auf ihre Schulter und schob sie aus dem Zimmer, das die Schützen bereits zu durchsuchen begonnen hatten. Als sie ins Freie traten, glitt Amandas Blick unwillkürlich über den nahen Waldrand. Ob Nicolai dorthin geflohen war?
„Haben Sie eine Ahnung, wo Nicolai Zwetajew ist, Dr. Pierce?“ Der Anzugträger, der sich ihr noch gar nicht vorgestellt hatte, öffnete die Hintertür eines Wagens. Sofort stockte Amanda. Das war kein Polizeiwagen. Es war ein schwarzer Jeep mit getönten Scheiben und ohne Nummernschild. Wenn das hier kein Polizeiwagen war, dann waren die Männer auch keine Polizisten. Der Griff des Mannes wurde härter, als er ihr Zögern bemerkte.
Amanda versuchte ruhig zu bleiben, auch wenn sie vor Panik am liebsten laut geschrien hätte.
„Verzeihen Sie, was fragten Sie?“ Ihre Stimme bebte.
Der Mann lächelte ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. Unwillkürlich bekam sie eine Gänsehaut.
„Ich habe Sie nach Nicolai Zwetajew gefragt.“
„Ich weiß nicht, wo er ist. Er … er ist weggegangen vor einiger Zeit.“
Die Ohrfeige kam so unvermittelt, dass sie Amanda zu Boden riss. Sie schmeckte Blut in ihrem Mundwinkel. wurde sofort wieder auf die Beine gezerrt und in den Rückraum des Wagens gestoßen.
Der Jeep brauste mit ihr davon und ihr letzter Blick glitt zum nahen Waldrand, von wo aus ihr Nicolai regungslos nachblickte.
VI
Wie lange Amanda schon auf den Stuhl gefesselt war, konnte sie nicht abschätzen. Ihre Hände spürte sie nicht mehr, genau wie ihre Füße, die mit einem groben Seil zusammengebunden waren.
In dem eisigen Verhörraum saß sie schon so lange im Dunkeln, dass ihre Tränen versiegt waren und ihr Zittern verebbt. Auch die Schmerzen spürte sie kaum noch.
Sie war nur noch müde … so unendlich müde.
Man hatte ihr etwas gespritzt, zwei Mal sogar, sie verhört und immer wieder verhört. Doch was auch immer man ihr injiziert hatte, führte jedes Mal dazu, dass sie die Erinnerung daran verlor, sobald die Wirkung nachließ.
Als mit einem Surren plötzlich die Neonröhre ansprang, kniff sie die Augen zusammen. Das Licht verursachte ein brennendes Stechen hinter ihrer Stirn. Obwohl sie kaum noch bei sich war, mobilisierte ihr Körper den letzten Rest Adrenalin und trieb ihren Herzschlag so sehr in die Höhe, dass er in den Ohren dröhnte.
Sie wusste nicht, wie lange das letzte Verhör zurücklag. Der Schlafentzug war so unendlich quälend und sorgte dafür, dass sie jegliches Zeitgefühl verlor.
Ihr Kopf sackte, ohne dass sie es wollte, wieder auf die Brust. Ihr Kinn lag auf Nicolais T-Shirt. Wie viel Zeit wohl vergangen war, seit sie aus seinem Haus geholt worden war? Ob es Tage waren? Oder vielleicht schon Wochen?
„Kopf hoch!“
Unweigerlich sah sie mit verschwommenem Blick auf zu dem Mann im dunklen Anzug, der sie vor Nicolais Haus niedergeschlagen und dann hierher gebracht hatte, während zwei bewaffnete Wachen im Raum Stellung bezogen.
Mit einem bösartigen, amüsierten Lächeln blickte er auf sie hinab. Erst jetzt entdeckte Amanda den Schlagstock, den er in der Hand hielt. Er legte ihn unter ihr Kinn und hob damit ihr Gesicht an. Sein Blick glitt über das schmutzige, viel zu große T-Shirt, unter dem sie keine Unterwäsche trug.
Sein Gesichtsausdruck widerte Amanda an.
„Wo ist Nicolai?“, fragte er mit starkem russischen Akzent.
Amandas Zunge war vor Durst angeschwollen, ihr Hals so trocken, dass sie kaum einen Ton hervorbrachte. Sie deutete ein Kopfschütteln an.
Mit seinem Stock hob er ihr Gesicht noch etwas höher, klopfte von unten warnend gegen ihr Kinn.
„Dr. Pierce, seien Sie nicht dumm. Sagen Sie mir, wo er ist?“
„Ich … weiß nicht.“ Sie brachte kaum einen Ton über ihre aufgesprungenen Lippen.
Hart stieß der Fremde mit dem Stock gegen ihre Schulter. Ein stechender Schmerz ließ sie aufstöhnen. Für einen Schrei war sie schon zu schwach.
„Wenn du mir nicht endlich antwortest …“ Seine Stimme war ein drohendes Flüstern, während sein Stock hinab über ihre Schulter bis zu ihrer Brust, dann über ihren Bauch strich. „… dann werde ich mit diesem Stock etwas anzufangen wissen, das dich zum Reden bringt. Also frage ich dich zum letzten Mal: wo ist Nicolai?“
„Ich bin
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