Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
im Tiefschlaf lagen.
Er beugte sich leicht näher. „Na gut, dann also Ehrlichkeit. Ich hab mich echt gefreut, als ich den leeren Platz neben dir gesehen habe. Ich finde, du bist schön. Dass dein BH durch das T-Shirt zu sehen ist, macht mich total an. Mir gefällt die Form, die dein Nacken hat, und wie diese Haarsträhnen ihn umspielen. Ich finde, du bist witzig, und ich glaube, du hast auch was im Kopf. Nach nur fünf Minuten weiß ich schon, dass du keine Frau für eine Nacht bis t – was mir auch gefällt. Es macht ganz schön Spaß, mit dir zu reden, und ich glaube, es macht mindestens genauso viel Spaß, mit dir Sex zu haben.“
„Wow“, sagte ich. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich in meiner Eile ein weißes Shirt über einen schwarzen BH gezogen hatte. Uups. „Das ist ganz schön viel Ehrlichkeit auf einmal.“
„Und? Soll ich mich jetzt verpissen?“
Ich spielte mit dem Rand der Flasche. Holte tief Luft. „Nein. Im Moment noch nicht.“
Er lächelte und bestellte noch eine Runde.
Uns vorzustellen bot sich als nächster Schritt an, und als er an der Reihe war, sagte er, sein Name wäre Kiyo.
„Kiyo“, wiederholte ich. „Nett.“
Er sah mich an, und nach einem Moment umspielte ein Lächeln seinen Mund. Ein schöner Mund übrigens. „Du versuchst, aus mir schlau zu werden.“
„Inwiefern?“
„Was ich bin. Welche Rasse. Oder welchen ethnischen Hintergrund ich habe. Wie immer du es nennen willst.“
„Gar nicht“, protestierte ich, obwohl er völlig recht hatte.
„Meine Mutter ist Japanerin und mein Vater Latino. Kiyo ist die Kurzform von Kiyotaka.“
Ich sah ihn mir genauer an. Jetzt wusste ich, woher er die großen dunklen Augen und die gebräunte Haut hatte. Menschliche Gene waren schon was Feines. Ich liebte die Art und Weise, wie sie sich vermischten.
Muss cool sein, dachte ich, wenn man so genau über seine Abstammung Bescheid weiß. Ich wusste, dass meine Mutter viel Griechisches und Irisches mitbekommen hatte, aber dazu kamen noch alle möglichen anderen Einflüsse. Und was meinen nicht vorhandenen Vater betra f … Über seine Herkunft wusste ich genauso wenig wie über alles andere. Im Grunde war ich so ziemlich das, was der Ker mich genannt hatte: ein Mischling.
Mir wurde klar, dass ich Kiyo zu lange angestarrt hatte. „Gefällt mir, was dabei rausgekommen ist“, sagte ich schließlich, was ihn erneut auflachen ließ.
Er fragte mich nach meinem Beruf, und ich erzählte ihm, dass ich Webdesignerin wäre. Das war nicht mal gelogen. Ich hatte einen Abschluss in Webdesign, außerdem einen in Französisch. Beide Gebiete hatten sich für meinen Beruf als völlig irrelevant erwiesen, wenngleich Lara schwor, dass eine Homepage uns mehr Kundschaft bringen würde. Zurzeit verließen wir uns auf Mundpropaganda.
Als er erklärte, Tierarzt zu sein, sagte ich: „Nein, bist du nicht.“
Seine glühenden Augen weiteten sich vor Verblüffung. „Wie kommst du denn darauf?“
„Wei l … weil du keiner sein kannst. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.“ Ebenso wenig konnte ich mir vorstellen, Lara morgen zu erzählen: Ich gehe also gestern Abend in eine Kneipe, und da setzt sich dieser sexy Tierarzt neben mic h … Nein, diese beiden Begriffe passten irgendwie nicht zueinander. Tierärzte sahen aus wie Will Delaney.
„Es ist die reine Wahrheit“, schwor Kiyo und rührte in seiner Margarita. „Ich nehme sogar Arbeit mit nach Hause. Ich habe fünf Katzen und zwei Hunde.“
„Ach du lieber Gott.“
„Hey, ich mag Tiere. Womit wir wieder bei dieser Ehrlichkeitsgeschichte wären. Tiere machen einem nichts vor. Sie wollen fressen, kämpfen und sich fortpflanzen. Wenn sie dich mögen, zeigen sie es. Wenn sie dich nicht mögen, auch. Sie spielen keine Spielchen. Na ja, höchstens die Katzen vielleicht. Die sind manchmal schwer zu durchschauen.“
„Ach ja? Und wie heißen deine vielen Katzen so?“
„Tod, Hunger, Pest, Krieg und Schnurrli.“
„Du hast deine Katzen nach den apokalyptischen Reitern benannt ? – Moment mal. Schnurrli?“
„Na ja, es sind doch bloß vier Reiter.“
Danach redeten wir noch eine Weile über dies und das; was uns gerade einfiel. Manches war ernst, manches witzig. Er erzählte mir, dass er eigentlich in Phoenix lebte, was mich ein bisschen enttäuschte. Keiner von hier. Außerdem redeten wir über die Leute um uns herum, über unsere Jobs, das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Ich konnte mich nur wundern, wie es dazu
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