Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
wir wohl alle allein, auch wenn die Songs und schönen Geschichten anderes behaupten. Vermutlich geht es bloß darum, mit wem wir allein sein möchten.“
„Darum bin ich ja hier in die Kneipe gegangen. Um unter anderen Menschen allein zu sein. Man kann sich auch in der Menge zurückziehen. Dann ist man in einem Versteck. In Sicherheit.“
Er sah sich um und blickte über die geschäftige, wogende Menschenmenge in der Bar. Sie umgab uns wie eine Mauer. Da und gleichzeitig nicht da. „Ja. Doch. Ich glaube, das stimmt.“
„Und du? Bist du nicht auch deshalb hier?“
Er sah wieder mich an, und es lag ein bisschen weniger Begehren in seinem Blick, ein bisschen mehr Nachdenklichkeit. „Ich weiß nicht. Ich bin mir nicht sicher. Wahrscheinlich bin ich deinetwegen hier.“
Darauf fiel mir so schnell keine Antwort ein, also spielte ich wieder mit meiner Flasche. Der Barmann fragte, ob ich noch ein Bier wollte, und ich schüttelte den Kopf.
Kiyo berührte meine Schulter. „Möchtest du tanzen?“
Ich hatte bestimmt seit der Highschool nicht mehr getanzt, aber irgendeine Macht zwang mich dazu, Ja zu sagen. Wir traten zwischen lauter richtig schlechte Tänzer. Die meisten zappelten nur irgendwie zu einem schnellen Stück mit einem dröhnenden Beat, das ich noch nie gehört hatte. Kiyo und ich stellten uns auch nicht viel besser an. Aber als ein langsameres Stück kam, zog er mich so nahe an sich heran, wie es bei zwei Menschen nur möglich war. Na ja, fast.
Ich konnte mich nicht erinnern, so etwas je mit jemandem erlebt zu haben, den ich gerade erst kennengelernt hatte, also jemanden zu begehren, den ich wirklich wollte, und nicht bloß jemanden, der gerade verfügbar war. Sein Körper fühlte sich fest an und perfekt, und ich fand immer wieder neue Wege, mich an ihn zu pressen. Ich sah ihn bereits nackt vor mir, stellte mir vor, wie es sein würde, wenn er sich an mir und in mir bewegte. Was war denn los mit mir? Die Bilder waren so lebhaft und echt; es war wirklich ein Wunder, dass man mir meine Gefühle nicht an der Nasenspitze ansah.
Jedenfalls hatte ich absolut nichts dagegen, als er seine Hand hinauf in meinen Nacken gleiten ließ und den Kopf vorbeugte, um mich zu küssen. Und das war kein vorsichtiger Kuss. Kein erster Kuss. Sondern ein richtiger, einer, der sagte: Ich will jeden Zentimeter von dir verschlingen und hören, wie du meinen Namen schreist. Ich hatte eigentlich noch nie in der Öffentlichkeit geknutscht, aber irgendwie kam mir diese Vorsicht jetzt, wo dieser Kuss zwischen uns brannte und unsere Zungen und Lippen einander erforschten, eher albern vor.
Aber als seine andere Hand aufwärts glitt und sich um meine eine Brust legte, war ich dann doch überrascht. „Hey“, sagte ich an seinen Lippen. „Hier sind Leute.“ Wobei schon witzig war, dass mich weniger störte, was er tat, als dass es andere sehen konnten.
Er küsste mich am Hals, gleich unter dem Ohr, und als er sprach, wurde meine Haut heiß unter seinem Atem. „Die merken nur was, wenn man eine große Show daraus macht.“
Ich ließ mich wieder küssen und sagte nichts mehr dazu, dass seine Hand weiter über die Rundung meiner Brust strich und meinen Nippel unter dem Stoff neckte, bis er hart wurde. Mit der anderen Hand glitt er meinen Hintern hinunter und presste mich kräftiger an sich, damit ich genau spürte, was in seiner Jeans los war. Die Tatsache, dass wir das in aller Öffentlichkeit machten, turnte mich plötzlich nur noch mehr an.
Mir entfuhr ein leiser, bebender Seufzer, und ich entzog mich erneut seinem Kuss. Aber diesmal nicht aus irgendwelchen prüden Überlegungen heraus. Sondern aus Begehren. Ich wollte ihn. Jetzt gleich. Unbedingt.
„Hast du hier in der Nähe ein Zimmer?“, fragte ich.
„Nein. Weiter draußen. Im Monteblanca.“
Ich verbarg meine Verblüffung nicht. Das war fast in meiner Wohngegend, in den Ausläufern der Santa Catalina Mountains. „Das ist kein Hotel. Das ist ein Resort. Und zwar ein sehr schönes. Tierärzte müssen eine Menge Geld verdienen.“
Er lächelte und strich mit den Lippen über meine Wange. „Möchtest du es dir mal ansehen?“
„Ja“, sagte ich. „Auf jeden Fall.“
KAPITEL 4
Wir fielen übereinander her, bevor wir es noch zu seinem Zimmer geschafft hatten. Wenn unsere Einlage auf der Tanzfläche gewagt gewesen war, dann war das Gefummel im Fahrstuhl schlichtweg nicht mehr jugendfrei. Zum Glück waren wir die Einzigen, die nach oben fuhren, denn als wir endlich
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