Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
aus, dass ich gern mit ihm geplaudert hätte – auch weil er anscheinend nicht vorhatte, mir an die Wäsche zu gehen. Bloß war ich nicht besonders gut darin, den Anfang zu machen. Katrice nahm es mir ab.
»Ist sie nicht schön, Leith? Ich sagte gerade, dass ich kaum glauben kann, dass sie den alten Aeson getötet hat. Unfassbar, oder? Wie hieß es noch, meine Liebe? Ihr hättet ihn ertränkt?«
Ich räusperte mich unbehaglich. »Ähm, nein, eigentlich nicht. Ich habe quasi alles Wasser aus seinem Körper herbeigerufen, und da hat es ihn zerrissen.«
»Oh!« Sie schlug die Hände aneinander, als wäre es das Wunderbarste, das sie je gehört hatte. »Oh! Oh! Ist das nicht faszinierend? Und so einfallsreich!«
Leith, der mein Unbehagen zu bemerken schien, sagte rasch: »Mutter, ich bin mir sicher, dass die Dornenkönigin gern über Angenehmeres reden würde. Dies ist nicht der rechte Ort für Gespräche über den Tod.«
Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Wir gingen tatsächlich zu alltäglicheren Themen über, und ich stellte fest, dass er sich weit besser auf das Führen eines zwanglosen Gesprächs verstand als seine Mutter. »Ich habe bemerkt, wie Ihr die Rubine angesehen habt«, neckte er mich. »Meint Ihr etwa, das Kind wüsste damit nichts anzufangen?«
Ich verzog das Gesicht. »Vielleicht können sie seine Krippe damit schmücken. Oder ein Mobile daraus basteln. Sind derartige Geschenke üblich?«
»Ich fürchte, ja.« Er schmunzelte immer noch. »Wie Ihr gesagt habt, gibt es nicht viel, das das Baby nicht schon von Maiwenn bekommt. Den meisten dieser Adligen geht es mehr darum, die Königin zu erfreuen … deshalb all die sinnlosen Geschenke.«
»Aber Leith«, schalt ihn seine Mutter. »Das ist ja lächerlich. Ich bin mir sicher, dass Maiwenns Kind von dem Glasgeschirr, das wir mitgebracht haben, restlos hingerissen sein wird.«
Als ich uns schließlich entschuldigte, küsste Leith mir wieder die Hand und sprach so leise, dass Katrice es nicht hören konnte.
»Ich möchte mich für sie entschuldigen. Sie überlegt sich nicht immer, was sie sagt.«
Ich schmunzelte. »Ist schon gut. Sie ist eine Königin. Sie darf das.«
Lauter und förmlicher fügte er hinzu: »Ich hoffe, Ihr kommt uns einmal besuchen. Mutter würde Euch liebend gern an unserem Hof empfangen.«
»Sicher. Demnächst einmal.« Ich gab mir Mühe, die Höflichkeit zu erwidern. »Ihr solltet uns auch einmal besuchen kommen. Allzu oft bin ich nicht da, aber wenn, dann seid Ihr jederzeit willkommen.«
Er strahlte; Katrice ebenfalls, und sie blieb zur Abwechslung einmal stumm. »Vielen Dank, Eure Majestät. Nur zu gern. Ich habe Aufregendes gehört über Euer Land. Man sagt, es sei sehr wild. Wild, doch schön.«
Als wir weitergingen, lachte Shaya leise. »Herrje, Ihr wisst gar nicht, was Ihr getan habt.«
Ich starrte sie an. »Was denn? Ich finde, ich habe das ganz gut hingekriegt, zumal diese Frau in einer Tour geplappert hat.«
»Lasst Euch von ihrer Oberfläche nicht täuschen. Sie ist klüger, als Ihr denkt. Und stark. Ihr Sohn leider nicht.«
»Leith? Was meinst du? In magischer Hinsicht?«
Sie nickte. »Seine Magie ist praktisch nicht vorhanden. Er wird ihr Königreich nicht erben können.«
»Puh …« Angesichts der Tatsache, dass Feine extrem langlebig waren, hatte ich mir nie viele Gedanken über Erbschaftsdinge gemacht. »Aber er kam mir ziemlich kompetent vor. Sehr intelligent.«
»Das ist er auch. Und wie. Man könnte ihn als Erfinder bezeichnen. Er hat sich Dinge ausgedacht, die ihr Königreich revolutioniert haben – und sich langsam auch in den anderen Ländern verbreiten. Gerade erst hat er eine Technik entwickelt, Text in Bücher zu stempeln, wie Euer Volk es tut. Das wird die Kosten für Schreiber enorm senken.«
»Eine Art Druckerpresse? Wow.« Wer weiß, vielleicht war Leith ja so eine Art Elfenversion von Gutenberg. Cool. Vielleicht marschierte die Anderswelt gerade auf die industrielle Revolution zu. »Und das zählt nichts in Sachen Regieren?«
»Nein.« Shaya klang in keiner Weise mitfühlend. Magische Kraft war der wichtigste Maßstab für den Wert eines Feinen; darum hatte mein mieser Vater ja ein solches Ansehen genossen. Es hatte auf mich abgefärbt, jedenfalls bei Leuten, die überzeugt waren, dass ich ihm eines Tages gleichkommen würde. »Genialität allein reicht nicht aus, um den Thron zu erben oder das Land an sich zu binden. Aber mit einer starken Gemahlin an seiner Seite würden seine
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