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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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jedoch seine künstlerische Begabung betrifft, so stimme ich dir zu. Wir sollten ihn wirklich eine anständige Krone für unsere liebe Freundin, die Dornenkönigin, anfertigen lassen, zur Festigung ihres Titels.«
    Diese sanfte, lakonische Stimme fuhr mir mitten ins Herz, und ich erstarrte. Langsam wandte ich mich um und blickte in ein grünes Augenpaar mit langen Wimpern, in dessen Pupillen goldene und haselnussbraune Flecken tanzten. Die langen feuerroten Haare, die sein Gesicht umrahmten, konnten sich mit den Herbstbäumen seines Königreichs messen.
    Dorian, der König des Eichenlands.
    »Eure Majestät!«, rief Shaya erfreut und machte einen Hofknicks vor ihm. »Wie geht es Euch? Wie ergeht es Euren Ländereien?«
    Dorian schmunzelte und versetzte ihr einen zärtlichen Stüber unters Kinn. »Hast du Angst, dass mein Haushalt auseinanderfällt ohne dich? Ich gebe zu, er läuft nicht mehr ganz so rund wie früher, aber uns bleibt nichts anderes übrig, als zurechtzukommen. Deine neue Herrin bedarf deiner Dienste zweifelsohne mehr als ich, also will ich um ihretwillen gern noch ein Weilchen länger leiden.«
    Er sah mich bedeutungsvoll an. Ich sagte nichts. Shaya sah zwischen uns hin und her, und von ihrer glücklichen Miene blieb nichts übrig. »Wenn Eure Majestäten mich entschuldigen würden, ich besorge Erfrischungen. Ich bin gleich wieder zurück.«
    Das bezweifelte ich sehr, aber sie verschwand, bevor ich noch protestieren konnte. Ich wäre ihr am liebsten gefolgt, bloß ging das nicht.
    Er nahm seine Neigung zur großen Geste etwas zurück, aber die Aura von Witz und müßiger Belustigung, in die er sich so gern hüllte, blieb bestehen. Mit seiner Manieriertheit und seinen zugespitzten, gern auch spöttischen Kommentaren benahm er sich immer so, als stünde er auf einer Bühne. Als König befand er sich ja vermutlich auch sein Leben lang auf einer Bühne.
    »Tja, Eugenie, da wären wir nun.« Er glättete beiläufig den schwarzen Samt seiner Robe. Die Kanten waren von goldenen und roten Mustern gesäumt. »Du bist wie immer ein Bild der erhabenen Schönheit.«
    »Jetzt hör aber auf«, entfuhr es mir. »Sag doch nicht ausgerechnet du so etwas. Ich bin von allen hier mit Abstand am schäbigsten angezogen.«
    »Nein. Ich habe eine Küchenmagd gesehen, die konnte dir beinahe das Wasser reichen. Mit einer Krone ließe sich dein Rang wirklich gehörig herausstreichen. Davon abgesehen ist dein Kleid zwar schlicht, aber wirklich schön und sehr gut gearbeitet. Wart’s nur ab: Bald werden Frauen Kopien davon tragen. Die Tatsache, dass du, obwohl du es trägst, immer noch Blicke auf dich ziehst, ist Beweis deiner Schönheit und Ausstrahlung. Du erreichst, was den meisten dieser aufgedonnerten, bunt bemalten Frauen nicht gelingt, und wenn sie sich mit noch so vielen Schichten schwerer, edler Stoffe bedecken.«
    Ich wies auf seine Robe. »Du bist selbst ganz schön mit schweren, edlen Stoffen bedeckt.«
    Seine Mundwinkel kräuselten sich. »Wenn sie dich stören, kann ich gern so viele Schichten davon ablegen, wie du möchtest.«
    Ich verdrehte die Augen, aber der Schaden war angerichtet. Diese wenigen Worte hatten gereicht, damit ich wieder seinen nackten Körper vor mir sah, glatt und vollkommen im Mondlicht, wie er über mir hing, während ich an das Bett gefesselt war. Eine Nacht, eine einzige Nacht, und doch war es mir in den vergangenen drei Monaten nicht vergönnt gewesen, sie wieder zu vergessen. Dorian zu treffen wühlte alles wieder auf, besonders die verstörende Reaktion meines Körpers auf die Unterwerfung.
    Lange vor dieser Nacht war Dorian einer meiner ersten Verbündeten in der Anderswelt gewesen. Er hatte einst den Sturmkönig unterstützt und hätte mich liebend gern geschwängert – bloß dass Vergewaltigung für ihn nicht infrage kam. Er hatte gewollt, dass ich mich ihm freiwillig hingab. Und schließlich hatte er mich in die Grundlagen der Sturmmagie eingeführt und mir geholfen, Aeson zu besiegen.
    »Hast du Maiwenn etwas mitgebracht?«, fragte ich unvermittelt, um das Thema zu wechseln.
    Er musterte mich einen Augenblick, bevor er antwortete. »Ja, selbstverständlich. Was war es noch gleich? Ach ja. Ballen von schönem Stoff, mit dem sie gewiss irgendwas … hm, Schönes anfangen kann. Mein Kammerdiener hat sie ausgewählt. Ein armseliges Geschenk im Vergleich zu dem deinen, habe ich mir sagen lassen.« Sein Blick wanderte durch den Raum zu Maiwenn und Kiyo, die mit einer Frau lachten, die

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