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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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vielleicht Lust hatte, mir seine Klauen durchs Fleisch zu ziehen, entfernte ich die Miniaturschriftrolle von seinem Bein. Das Papier war sehr dünn und fein, und ich hatte fast Angst, es beim Aufwickeln zu zerreißen. Schließlich hielt ich die Nachricht ins Licht und konnte eine Handvoll Worte in einer winzigen Schrift erkennen:
    Raum liegt unter der Erde. Kundschafter ist unterwegs.
    Kryptisch, aber vielversprechend. Ich wollte dem Vogel schon eine Antwort mitgeben, als ich plötzlich hörte, wie meine Tür aufgeschlossen wurde.
    »Raus mit dir!«, sagte ich zu Fleck. »Komm … ähm, später wieder.«
    Er war bereits oben im Fenster, bevor ich das gesagt hatte, und wand sich gerade durch die Gitterstäbe nach draußen, als ein paar Wachen eintraten. Ihre Mienen waren grimmig. Einer riss meine Hände nach vorn, der andere fesselte sie mit einer Kette.
    »Ihr sollt zu Ihrer Majestät. Sofort.«
    Einen Moment lang glaubte ich, jetzt wäre der gefürchtete Moment gekommen. Varia wollte mir irgendein schreckliches Ultimatum stellen. Bloß legten ihr Charakter und ihr Sinn für Dramatik nahe, dass das mit jeder Menge Pomp und Trara ablaufen würde. Das hier kam mir eher überstürzt vor. Dringlich. Als ob irgendetwas nicht stimmte.
    Der Eindruck verstärkte sich, als ich nicht zum Thronsaal geführt wurde. Stattdessen brachte man mich zu Varias Gemächern und stieß mich grob in einen eleganten Salon, der komplett in lavendelblauem Samt ausgestaltet war. Varia erwartete mich, lässig auf einem Diwan zurückgelehnt, und machte den Eindruck, dass sie gerade erst aufgestanden war. Sie trug einen Umhang, der zum Raum passte, und dazu ein paar Fellpantoffeln. Ihre braunen Haare waren nicht mehr hochgesteckt, sahen aber auch nicht so aus, als ob sie gebürstet worden waren. Sie blieb so zurückgelehnt liegen, als ob sie versuchte, sich unbesorgt zu geben, aber als sie mich ansah, strafte der Zorn in ihrer Stimme sie Lügen.
    »Wo sind sie?«, herrschte sie mich an. Die Hunde saßen zu ihren Füßen und fingen an zu kläffen. Sie brachte sie mit ein paar Leckerlis zum Schweigen.
    Ich sah mich um, weil mir jeder Zusammenhang zu dieser Frage fehlte. »Ähm, wo ist wer?«
    »Die Leute, mit denen Ihr hierhergereist seid.« Sie setzte sich auf und fixierte mich mit einem dermaßen frostigen Blick, dass klar war, dass sie hinter der Plage steckte. »Wo sind sie, und wie in aller Welt habt Ihr sie befreit?«

Kapitel 21
    Ich sagte das Erste, was mir einfiel.
    »Da schau an … dann habt Ihr sie verloren?«
    Varia starrte mich finster an, nicht ganz so erhaben und gebieterisch wie am Tag zuvor. »Das ist kein Spiel! Sagt mir, wie Ihr das geschafft habt. Ihr seid noch immer im Besitz Eurer Kräfte. Wie seid Ihr hier herausgekommen, und wie habt Ihr sie befreit?«
    Ich stemmte meine Hände in die Hüften. »Ich habe zwar vielleicht noch meine Kräfte, aber ich werde auch in einem verschlossenen Raum festgehalten, der von Wachen und Magiebegabten umstellt ist! Mit meiner Sorte Magie müsste ich die Tür herausbrechen, und ich denke doch, dass das irgendjemandem aufgefallen wäre. Und warum zum Teufel sollte ich dann in meine Zelle zurückkehren? Ich hätte mich doch zusammen mit meinen Freunden abgesetzt.«
    »Ich glaube Euch kein Wort«, sagte Varia. »Aus diesem Verlies kann niemand entkommen. Nicht ohne Hilfe von außen.« Die Hunde kläfften wieder los. Noch mehr Leckerlis.
    Ich zuckte mit den Achseln und versuchte, kein allzu gehässiges Gesicht zu machen. »Meine Freunde sind sehr einfallsreich. Vielleicht taugen Eure Sicherheitsmaßnahmen ja weniger, als Ihr denkt.«
    Ich hätte in Jubel ausbrechen können. Jasmine und den anderen war die Flucht gelungen! Zuallererst war ich einfach heilfroh, dass sie nicht mehr unmittelbar in Gefahr waren. Insgesamt jedoch bedeutete es außerdem, dass mir nicht länger die Hände gebunden waren. Ich konnte jetzt sofort einen Sturm heraufbeschwören und brauchte keine Angst vor Vergeltung mehr zu haben. Natürlich wäre das überstürzt gewesen, weil das weitere Vorgehen ja noch nicht durchdacht war. Doch je länger ich Varia ansah, desto deutlicher zeigte sich, dass ich nicht die Einzige war, die diesen Schluss über meinen neu gewonnenen Handlungsspielraum gezogen hatte.
    »Ich wäre an Eurer Stelle nicht ganz so arrogant«, erklärte sie. »Wie ich schon sagte, ich halte deutlich mehr Trümpfe in der Hand als Ihr und habe Zugriff auf vieles, das Euch wichtig ist.«
    Ich ließ mir nichts

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