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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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können, nachdem Volusian Onyas Streitkräfte zum Sieg geführt hatte. Aber das war gelogen, und als er fort war, zwangen Ganene und Onya die holde Nissa, einen König zu heiraten, dessen Allianz sie sich damit sichern wollten. Kurz nach der Hochzeit nahm Nissa sich das Leben.«
    Ich war inzwischen total gefesselt und hatte fast vergessen, dass Volusian – mein Volusian – der Held dieser Geschichte war. Sie ähnelte immer mehr einer Tragödie von shakespeareschen Ausmaßen.
    »Volusian kehrte zurück und musste nicht nur erfahren, dass seine Braut einem anderen Mann gegeben worden, sondern auch, dass sie tot war. Sein Zorn war so groß, dass er sich den schwarzen Künsten zuwandte und schließlich Onyas Feinde unterstützte. Sie brachten Schrecken und Verwüstung nie gekannten Ausmaßes über das Eibenland.«
    In Anbetracht der Plage bezweifelte ich das. Aber natürlich konnte Volusian sich den Titel des ›Töters der Seelen‹ nicht nur durch einige ausgewiesene Abscheulichkeiten verdient haben.
    Magias Gesicht wurde nachdenklich. »Es gilt als gesichert, dass das Eibenland damals kurz vor seiner totalen Zerstörung stand, aber Onya und Ganene gelang es schließlich, Volusian eine Falle zu stellen und ihn gefangen zu nehmen. Sie entschieden, dass eine schlichte Hinrichtung nicht Strafe genug wäre für das, was er getan hatte, also wurde er getötet und zu dem Dasein verflucht, in dem Ihr ihn gefunden habt. Ohne seine Unterstützung zogen sich die Feinde des Eibenlands zurück und boten Frieden an.«
    »Tja«, sagte ich immer noch ziemlich beeindruckt, »das erklärt auf jeden Fall, warum er das Eibenland und Varia dermaßen gehasst hat. Ich kann nicht behaupten, dass ich gut finde, was er getan hat, aber das Ende jetzt ist schon ein bisschen traurig, denn nun hat ihn Onyas Linie doch besiegt.«
    »Das wäre mir neu«, sagte Dorian. »Varia wurde vom Schicksal ereilt. Das wird ihm in der Unterwelt gewiss einigen Frieden geben.« Er seufzte. »Wahrlich eine wenig elegante Methode, jemanden zu töten. Das passiert, wenn man in der Hitze der Leidenschaft handelt.«
    Es war vielleicht nicht gerade elegant gewesen, aber es hatte mir definitiv das Leben gerettet. Wer weiß, wie lange es gedauert hätte, bis er und die anderen Varia auf andere Weise besiegt hätten, und ob Varia unsere Köpfe nicht vorher wirklich zum Explodieren gebracht hätte. Ich war heilfroh, am Leben zu sein; da war mir ein bisschen Primitivität auf Dorians Seite völlig egal.
    In mancher Hinsicht kam mir die Heimreise länger vor als die Hinreise. Die Bedingungen waren deutlich besser, weshalb wir eigentlich sogar schneller vorankamen – , aber wir waren eben alle total ungeduldig und wollten sehen, inwieweit sich unsere Königreiche erholt hatten. Tatsächlich erwies sich der Weg durch die betroffenen Lande sogar als ziemlich motivierend. Die meisten waren inzwischen zu ihren eigentlichen Temperaturen zurückgekehrt, was die Schneeschmelze erleichterte. Das zog natürlich andere Probleme hinter sich her. Überall kam es zu Verschlammungen und Überschwemmungen, und die Ernährungslage ließ sich auch nicht über Nacht bessern. Als wir durchs Palmenland kamen, betrachtete ich die riesigen Bäume mit Bedauern. Nur weil die Plage vorbei war, fingen sie nicht plötzlich wieder an zu leben.
    »Die werden so schnell nicht nachwachsen«, sagte ich traurig.
    »Aber schneller, als du denkst«, sagte Kiyo. »Vergiss nicht, wo du gerade bist.«
    Ungefähr am achten Tag unserer Reise brachte uns die Straße ins Vogelbeerland zurück. Das Land sang zu mir; seine Energie wallte mir so deutlich wahrnehmbar entgegen, dass ich mein Pferd anhielt. Ich keuchte auf, überwältigt von der Wucht, mit der diese Lebendigkeit in mich hineinströmte. Ich ließ mich aus dem Sattel gleiten und fiel auf die Knie. Mitten in den Matsch, in den ich meine Finger grub. Verzückt schloss ich die Augen und genoss den Willkommensgruß des Landes.
    Ich sog die Luft in mich hinein, die wieder zu ihrer typischen milden Temperatur zurückgekehrt war. Sie roch überwältigend nach Wasser und Erde, aber während mir eine leichte Brise das Haar zerzauste, spürte ich auch noch etwas anderes … das Versprechen von Wachstum und neuem Leben. Als ich die Augen öffnete, sah ich kaum mehr als eine dunkle, schlammige Landschaft, aber ich spürte, dass die Pflanzen und Bäume dicht davor standen, sich wieder bemerkbar zu machen. Kiyo hatte recht. Ich durfte nicht vergessen, in welcher Welt

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