Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
diejenigen als Opfer, die lieben.
»Ich kann sie wahrscheinlich beschützen, wenn ich sie mitnehme«, erklärte ich Evan. »Ich habe viele Möglichkeiten, sie zu beschützen.« Eine Burg, Ringe von Wachsoldaten und magisch Begabten … in der Anderswelt wimmelte es von Schutzvorkehrungen. »Aber ich glaube fast, dass sie hier sicherer aufgehoben wären. Ich glaube auch, dass sie hier ein normaleres Leben hätten.« Für Sicherheit, das war mir während meiner Schwangerschaft klar geworden, zahlte man einen Preis. In der Anderswelt würden Isaac und Ivy ihre Kindheit damit verbringen, ständig Wachen im Nacken zu haben. So ging es den meisten Adeligen. Bloß, wollte ich das? Hier, in der Zurückgezogenheit, konnten sie draußen herumrennen ohne Schatten, die über sie wachten. »Wie entscheidet man sich da als Mutter? Wie entscheidet man sich zwischen ziemlich sicher und wahrscheinlich sicher? Es ist wirklich nur ein winziger Unterschied, aber … «
»… aber du hast das Gefühl, dass dieses winzige bisschen entscheidend ist«, führte er den Satz zu Ende.
Ich nickte und ließ mich in einen Schaukelstuhl sinken. »Geht ja auch gar nicht anders. Wenn es um ihre Sicherheit geht, darf ich auch das kleinste Detail nicht unbeachtet lassen.«
Er schob seine Hände in die Taschen seiner Jeans, schlenderte herüber und lehnte sich neben mir an die Wand. »Du könntest sie jederzeit besuchen.«
»Ich weiß.« Ich hatte auf meinem Weg hierher wieder alle möglichen Umwege gemacht. So würde es immer sein, wenn ich die Zwillinge in Huntsville ließ. Nicht ideal, aber die Sache wert. »Die letzten Monate sind grässlich gewesen, weißt du. Ich hab ständig an Isaac und Ivy denken müssen.«
»Wie denn auch nicht?«
»Ich möchte das nicht noch mal durchmachen, zumal es diesmal um einen deutlich längeren Zeitraum gehen würde.« Es mochte Jahre dauern, bis ich fand, dass es sicher war, sie aus diesem Schlupfwinkel zu holen. »Und anderseits … wenn es ihnen hilft, dann bringe ich dieses Opfer. Es wird wehtun, keine Frage. Und ich werde es hassen … aber machen kann ich es. Das Problem ist ihr Vater … «
So war es nämlich. Nach der Freude, dass meine Kinder nicht von jemandem gezeugt worden waren, der sie umbringen wollte, war ich mir über ein paar Realitäten klar geworden. Dorian wollte Kinder, wollte unbedingt welche. Einerseits wäre ich am liebsten auf der Stelle zu ihm gelaufen, um ihm die guten Neuigkeiten zu erzählen. Er wäre begeistert gewesen, mehr als begeistert. Für ihn wäre ein Traum in Erfüllung gegangen.
Bloß würde er nie zulassen, dass dieser wahr gewordene Traum irgendwo in der Menschenwelt versteckt gehalten wurde.
Er würde die Zwillinge in die Anderswelt bringen wollen – nicht wegen irgendwelcher hochfliegenden Pläne, sondern einfach, um ihnen ein liebevoller Vater zu sein. Wie ich schon gesagt hatte, er würde Städte dem Erdboden gleichmachen, wenn er damit die Sicherheit seiner Kinder gewährleisten konnte. Er würde seine sämtliche Macht ausspielen, um sie in der Anderswelt zu beschützen, und ich bezweifelte, dass sich irgendein Argument über ihre Sicherheit hier vorbringen ließ, das ihn umstimmen würde. Er hatte es schon nicht eingesehen, als es um meine Sicherheit gegangen war. Bei seinen Kindern war es völlig ausgeschlossen. Noch einmal, wahrscheinlich würden sie sicher sein. Aber wenn irgendetwas schiefging, dann hätten unsere Feinde gleich zwei mächtige Monarchen, die sie erpressen konnten.
Ich konnte mir bereits jedes Argument denken, das kommen würde, wenn ich Dorian erzählte, dass ich Isaac und Ivy dort gelassen hatte, wo sie waren. Ich bezweifelte, dass er sie finden würde. Eine Suche in der Menschenwelt war schon schwierig genug für jemanden wie Kiyo – und für einen Feinen nahezu unmöglich. Aber Frieden würde es dann nicht für mich geben. Dorian würde nie mit seinen Versuchen aufhören, mich dazu zu bringen, ihm zu erzählen, wo sie waren. Das würde sich auf jede Anstrengung auswirken, die wir vielleicht unternahmen, um wieder zu unserer alten Beziehung zurückzufinden, und auch das schmerzte mich.
»Stellt er eine Gefahr für sie dar?«, fragte Evan.
»Hm?« Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass ich nicht ausgeführt hatte, warum der Vater der Zwillinge ›das Problem‹ war. »Nein«, sagte ich. »Absolut nicht. Er würde sie lieben. Er würde alles für sie tun – außer sie hierzulassen, selbst wenn es das Beste wäre. Dafür
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