Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
Vom Netzwerk:
entschieden haben.«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    Allerdings fügte ich nicht hinzu, dass ich weder die Absicht hatte, mir weitere Entscheidungen aus der Hand nehmen zu lassen, noch zulassen wollte, dass weiteren Mädchen meinetwegen ein Leid geschah. In meinem Hinterkopf nahm eine Idee Gestalt an – eine Idee, die Dorian höchstwahrscheinlich nicht gefallen würde. Sie verursachte mir ein mulmiges Gefühl, aber von dem Moment an, als Pagiel uns von Ansonia erzählt hatte, war mir klar gewesen, dass ich drastische Maßnahmen ergreifen musste – und zwar keine, wie Dorian sie vorschlug. Die Antwort war so was von einfach; ich konnte nicht fassen, dass ich bisher noch nie darauf gekommen war. Ich achtete darauf, ein ebenso ausdrucksloses Gesicht aufzusetzen wie Dorian, und wandte mich an Roland. »Schauen wir mal, wo ich ab jetzt am besten die Vorsorgeuntersuchungen machen lasse. Das ist wenigstens eine vergleichsweise überschaubare Aktion.«
    Dorian sah mich abschätzig an. »Eine überflüssige Aktion, meinst du wohl.« Aber wie ich es mir gedacht hatte, machte er keine Anstalten, Roland und mich zu begleiten. Die beiden wechselten sehr freundliche, sehr höfliche Abschiedsworte, was ich in Anbetracht ihres bisherigen Verhältnisses zueinander als gutes Zeichen nahm. Ich fragte mich, wie höflich ihr Umgangston bleiben würde, wenn der Plan, den ich gerade ausheckte, griff.
    »Hässliche Geschichte«, sagte Roland schließlich. Wir waren schon fast beim Burgtor, und ich glaube, er fühlte sich jetzt, wo er die Mauern fast hinter sich hatte, wohler. »Da gibt es keine einfachen Antworten.«
    »Nein.«
    »Wie alt ist dieses Mädchen, von dem ihr gesprochen habt?«
    »Ein bisschen jünger als ihr Bruder. Also Pagiel – den du gerade gesehen hast.« Ich rechnete das nicht in die entsprechenden Menschenjahre um. Das konnte Roland allein.
    »Ganz schön schäbig, das Ganze.« Er machte ein finsteres Gesicht. »Schwangere Frauen angreifen, Kinder angreifen. Ich wünschte, du hättest mit alldem nichts zu tun.«
    Wir gingen durch das Tor nach draußen und waren wieder in der sattgrünen Parkanlage, in der die Hochzeit stattgefunden hatte. Wortlos folgten mir zwei Mann der Torwache und hielten dabei die respektvolle Distanz ein, auf die sie sich so gut verstanden.
    »Da sind wir schon zwei«, sagte ich. »Bloß habe ich leider nicht nur damit zu tun – sondern stecke mittendrin.«
    Ich ging mit ihm zu einem Haselnussstrauch und setzte mich dort ins Gras. Roland machte ein verdutztes Gesicht, setzte sich dann aber zu mir. Die beiden Wachsoldaten sahen sich in der Anlage um und wählten dann Positionen, die auf meine Privatsphäre Rücksicht nahmen, ihnen aber schnellen Zugriff ermöglichten, falls sich plötzlich eine Horde mörderischer, von Maiwenn geschickter Affen aus den Bäumen stürzte. Als sie außer Hörweite waren, beugte ich mich dicht an Roland heran und senkte sicherheitshalber auch noch die Stimme. Meine Hände lagen auf dem sonnenwarmen Gras, und ich spürte, wie das Vogelbeerland glücklich und zufrieden zu mir sang.
    »So ungern ich es zugebe, mit ein paar Sachen hat Dorian recht. Es klingt verrückt, aber Maiwenn könnte wirklich vorhaben, so etwas öfters durchzuziehen. Und es stimmt auch, dass ich mich weiteren Angriffen aussetze, wenn ich so zwischen den Reichen und Welten hin und her springe.« Ich legte den Kopf in den Nacken und sog den Duft von Geißblatt ein. Von unserer Stelle aus war keine dieser Pflanzen zu sehen, aber ich war immer sehr empfänglich für die verschiedenen Sinneseindrücke des Landes. »Vor Kurzem hat mich die Botschafterin eines weit entfernten Reiches dorthin eingeladen, mit dem Argument, dass ich so fern von den Ländern meiner Feinde sicherer sein würde.«
    Roland zog die grauen Augenbrauen hoch. »Und du denkst da ernsthaft drüber nach?«
    »Nein. Jedenfalls nicht, was dieses Land betrifft. Ich hab überlegt … Also, ich hab überlegt, ob ich vielleicht einfach in der Menschenwelt untertauchen sollte.« Worauf das wirklich hinauslief, wurde mir erst klar, als ich es ausgesprochen hatte. Roland war anzusehen, dass er sich das ebenfalls denken konnte.
    »Also nicht in Tucson«, sagte er nach einigen Sekunden.
    »Nein.« Ich bedauerte es selbst. »Dort würden sie als Erstes suchen. Aber unter den ganzen sicheren Orten, die du in Sachen medizinischer Versorgung ausfindig gemacht hast, gibt es doch bestimmt irgendeinen, wo … na ja, wo ich mich bis zur Geburt der Zwillinge

Weitere Kostenlose Bücher