Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
verstecken und ein einigermaßen normales Leben führen kann.«
Er nickte langsam. »Ich wüsste da schon ein paar Orte, aber wenn du das tust … Ich meine, versteh mich nicht falsch. Mir ist nichts lieber, als dass du aus dieser verfluchten Welt hier raus bist. Aber bist du dir darüber im Klaren, was du da vorhast? Wenn du in unserer Welt untertauchen willst, dann darfst du nichts unternehmen, womit du riskierst, dass man dich findet. Du musst die Finger von deiner Feinenmagie lassen. Sogar von deiner Schamanenmagie. Beides könnte die Aufmerksamkeit irgendeines Wesens aus der Anderswelt, das sich gerade bei uns herumtreibt, auf sich ziehen.«
»Ja. Ich bin mir darüber im Klaren.« Das mulmige Gefühl in meinem Inneren wurde stärker.
Er lächelte matt. »In der Theorie schon. Bloß fürchte ich, dass du irgendwann über irgendwelche Pechvögel stolperst, die von einem Gespenst heimgesucht werden, und das Ding verbannst, ohne auch nur darüber nachzudenken. Untätig zu bleiben, wenn andere leiden, ist nicht gerade deine Stärke.« Er zeigte um sich. »Sieht man ja.«
Ich wusste, dass er recht hatte, und starrte ins Leere. Konnte ich das, was ich vorschlug, überhaupt durchziehen? Ohne dass ich es gemerkt hatte, war meine Hand schützend an meinen Bauch geglitten. Doch, ich konnte es. Für die Zwillinge. Für die ganzen Unschuldigen in Dorians und meinen Reichen. Lieber ignorierte ich einen Spuk, als dass ich zuließ, dass andere wegen einer Prophezeiung starben, die wahrscheinlich ohnehin nur in der Einbildung existierte.
Ich holte tief Luft. »Alles klar. Ich mache das so, wie du gesagt hast – also ich mache nichts, meine ich.«
Roland musterte mich wieder und nickte nach ein paar Sekunden. »Und das hier alles? Musst du dich nicht regelmäßig mit deinem Land verbinden … und mit dem anderen auch?«
»Ja. Das ist wahrscheinlich der kniffligste Teil. Ansatzweise kann Jasmine das übernehmen, aber ich habe keine Ahnung, wie lange das Land damit auskommen beziehungsweise sie akzeptieren wird. Wenn nicht, dann … na, dann muss ich entweder zurückkommen, oder ich habe doch wieder Leid verursacht. Aber wenn sie und das Land es bis zum Ende meiner Schwangerschaft hinbekommen, dann werde ich die Einzige sein, die leidet. Von dem Land wegzubleiben, wirkt sich auf mich auch aus.«
»Gefällt mir gar nicht, wie sich das anhört«, sagte er düster.
Ich lächelte. »Keine Sorge. Das ist nichts Körperliches oder Gefährliches … nur eine intensive Sehnsucht. Wie Koffeinentzug.«
Er schien nicht überzeugt. »Ich bezweifle, dass es so leicht ist.«
»Vielleicht nicht. Aber was sagst du insgesamt zu der Idee? Du meintest, dass dir schon ein paar Orte vorschweben, die infrage kommen könnten?«
»Ja, aber ich muss erst noch ein paar Sachen überprüfen.« Er drückte selten seine Zuneigung aus, aber jetzt legte er seine Hand auf meine. »Wenn ich dich bloß jetzt gleich mit nach Hause nehmen könnte. Es wäre mir lieber, ich hätte dich immer in Sichtweite.«
Ich drückte seine Hand. »Nicht einmal du könntest es mit einer Horde Feiner aufnehmen, die plötzlich vor der Tür stehen. Und wir dürfen Mom nicht in Gefahr bringen.« Dass Roland mich nicht einmal aus der Ferne würde sehen dürfen, damit dieser Plan aufging, erwähnte ich nicht. Ganz egal, wo ich am Ende untertauchte, ich musste dann jeden Kontakt zu meinen Angehörigen unterlassen. Roland und meine Mutter wurden garantiert überwacht. Als ich ihm in die blauen Augen sah, begriff ich, dass er diesen Schluss längst gezogen hatte. Es gefiel ihm nicht, aber er war dazu bereit.
Wir besprachen noch ein paar Sachen, dann war Roland startklar. So tickte er eben. Wenn es ein Problem zu lösen galt, dann wollte er keine Verzögerungen. Dann wollte er es sofort anpacken und lösen. Da wir unsere Entscheidung getroffen hatten, brannte er darauf, mich aus der Anderswelt zu bekommen und in Sicherheit zu bringen. Kaum war er weg, da wurde es auch für mich Zeit, mit den Vorbereitungen zu beginnen, angefangen mit der wichtigsten – Jasmine.
Ich fand sie im Rosengarten, wo sie es sich mit einigen halbwegs aktuellen Zeitschriften aus der Menschenwelt auf einer Gartenbank gemütlich gemacht hatte. Nachdem ich sie als Erstes zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet hatte, legte ich ihr den Plan dar, den Roland und ich ausgeheckt hatten. Sie reagierte anders, als ich erwartet hatte.
»Nimm mich mit«, sagte sie sofort.
»Das kann ich nicht. Genau darum geht
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