Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
Vom Netzwerk:
keinen Zweifel. Auf einmal bedauerte ich, mit welcher Feindseligkeit Ysabel und ich uns letztes Mal begegnet waren. Ich hatte ja schon ein gewisses Verständnis für ihre Sorge um Pagiel gehabt, aber vor allem hatte ich sie behandelt wie eine hysterische, überspannte Ziege. Keine Ahnung, was sie jetzt gerade tat, aber es konnte ihr wohl niemand vorwerfen, dass sie überreagierte. Das Leben ihrer Tochter war fälschlicherweise bedroht worden.
    Nach einigen beschwichtigenden Worten unsererseits gingen Pagiel und die Wachen, die ihn begleitet hatten, schließlich wieder. Ich war kaum mit Dorian und Roland allein, da stand ich auf, um mir meinen Frust wegzulaufen. Am Fenster blieb ich stehen und sah hinaus auf das idyllische Grün draußen. Das Vogelbeerland wirkte aus der Ferne betrachtet mehr denn je wie ein Märchenland. Aus dieser Höhe war von den ganzen Gefahren und dem Aufruhr nichts zu sehen.
    »Mach dir keine Vorwürfe, meine Liebe«, sagte Dorian und sah zu, wie ich auf und ab ging. »Es gibt nichts, was du hättest tun können. Die Frage ist: Was willst du nun tun?«
    Ich sah ihn beunruhigt an. »Was willst du denn tun? Du hast das mit dem kriegerischen Akt doch nicht ernst gemeint, oder? Ich meine, wir befinden uns schon in einer Art Krieg, aber es braucht doch nicht irgendeinen drastischen Vergeltungsschlag.«
    » Irgendetwas Drastisches braucht es schon. Im Ernst, Pagiels Geschichte reiht sich aufs Feinste in das ein, was wir eben besprochen haben. Sie treiben uns vor sich her und sorgen dafür, dass wir uns in den Schatten herumdrücken. Willst du das wirklich deine ganze Schwangerschaft lang tun? Und nach der Geburt deiner Kinder dann auch?«
    Ich warf die Hände hoch. »Was soll ich denn sonst machen? Willst du in Maiwenns Land einfallen?«
    Dorian wirkte bemerkenswert ruhig, als er sich das durch den Kopf gehen ließ. »Es wäre nicht unbegründet. Und es würde die deutliche Botschaft vermitteln, dass wir uns nicht herumschubsen lassen. Ist dir schon einmal die Idee gekommen, dass der Überfall auf die junge Ansonia vielleicht gar kein Versehen war?«
    »Wie kommst du denn darauf?« Ich ging zurück und baute mich vor ihm auf. Roland sah unserem Wortwechsel schweigend zu. »Sie hat doch mit alldem gar nichts zu tun.«
    »Eben. Genauso wenig wie das nächste Mädchen. Oder das übernächste.«
    Ich konnte nicht fassen, was ich da hörte. »Du willst damit sagen, dass sie absichtlich Mädchen angreifen, die mir ähnlich sehen? Obwohl sie wissen, dass ich es gar nicht bin?«
    »Ich sage nicht, dass es so ist. Aber es wäre ein hervorragender Trick, um dein – unser – Volk gegen dich aufzubringen, weil die Leute dann das Gefühl haben, dass sie zu Unrecht angegriffen werden.«
    »In den Krieg zu ziehen, würde deutlich mehr von unseren Leuten in Gefahr bringen«, stellte ich fest. Vor fünf Jahren hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich einmal so eine Diskussion führen würde.
    »Durchaus«, sagte Dorian. »Nur kann man sich einer Gefahr wesentlich besser stellen, wenn man sie nach den eigenen Bedingungen herbeiführt, anstatt sich Angriffen aus dem Hinterhalt auszusetzen.«
    »Sie sind schon einmal für mich in den Krieg gezogen. Ein zweites Mal werde ich das nicht zulassen«, sagte ich nachdrücklich. Letztes Jahr hatte Leith, der Sohn der damaligen Vogelbeerkönigin, unbedingt den Thronerben des Sturmkönigs zeugen wollen, zur Not auch gegen mein Einverständnis. Dorian wiederum hatte Leith während der Aktion zu meiner Rettung unbedingt bestrafen müssen – indem er den Prinzen mit seinem Schwert durchbohrte. Katrice hatte diese Neuigkeit nicht sonderlich gut aufgenommen und war gegen mich in den Krieg gezogen, wodurch ich am Ende zur neuen Herrscherin über ihr Königreich geworden war. Ich hatte diesen Krieg von Anfang bis Ende gehasst, und die Schuldgefühle wegen der vielen Toten hatten mich fertiggemacht, obwohl mir ständig alle möglichen Leute versichert hatten, dass mein Volk doch bereitwillig meine Ehre verteidigte.
    Dorians Blick war nicht ablehnend, aber auch nicht gerade warm und freundlich. »Der Krieg kommt zu einem, ob man will oder nicht.«
    »Das reicht«, sagte ich und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. »Keine weiteren Vorträge über die edle Seite des Krieges. Ansonia hat überlebt; das ist alles, worauf es ankommt. Um den Rest kümmern wir uns später.«
    »Schiebe es nicht zu lange auf«, warnte Dorian. »Sonst stellst du vielleicht fest, dass andere für dich

Weitere Kostenlose Bücher