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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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völlig andere Geschichte. Da wirst du unsere Ärzte haben wollen. Man weiß ja vorher nicht, wie es kommt.«
    »Dann haben Sie schon viele Kinder zur Welt gebracht, ja?«, fragte Dorian.
    »Auf was beläuft sich denn die Kindersterblichkeit hier bei Ihnen?«, erwiderte Roland. Ich sah, wie Dorian kurz das Gesicht verzog. Wenn sie erst einmal erwachsen waren, erfreuten sich die Feinen bester Gesundheit und waren kaum totzukriegen. Bei Kleinkindern lag die Sache anders, und das machte es – zusammen mit dem Problem, überhaupt zu einer Empfängnis zu kommen – unterm Strich ziemlich schwer, Kinder zu haben.
    »Das spielt wohl kaum eine Rolle, wenn sie während dieser ganzen Weltenwechsel ermordet wird!«, rief Dorian in einer seltenen Zurschaustellung von Verdrossenheit. »Wenn sie bleibt, wo sie ist, und sich nicht aus ihren Landen wagt, dann wird ihr nichts passieren.«
    Ich konnte sehen, dass Roland sich schon fast genauso aufregte wie Dorian. »Die medizinische Frage einmal beiseitegelassen, ist Eugenie wohl kaum außer Gefahr, wenn gleich an der Türschwelle ihre Feinde lauern. Selbst wenn sie in ihren eigenen ›Landen‹ ist, was glauben Sie denn, wie lange diese Dreckskerle sie in Ruhe lassen, wenn sie erst einmal begriffen haben, dass sie sich hier versteckt?« Der Teil von wegen »gleich an der Türschwelle« erinnerte mich an Ilanias Einladung ins Eibenland und ihre Argumentation, dass ich fern von Maiwenns Reich sicherer sein würde. Ich hatte nicht vor, ihre Einladung anzunehmen, aber was Roland sagte, unterstrich die Wahrheit ihrer Worte eindringlich. Hierzubleiben war auch nicht unbedingt klug.
    Ich rechnete damit, dass Dorian nun wieder eine seiner schneidenden Bemerkungen machte und die Auseinandersetzung mit Roland weiter eskalieren ließ. So tickte Dorian eben, außerdem war das ein Thema, bei dem er leidenschaftlich reagierte. Ich wollte die beiden gerade schon bremsen, da holte Dorian tief Luft und sagte: »Hören Sie, ich möchte mich nicht mit Ihnen streiten. Dafür hege ich zu großen Respekt für Sie, und im Grunde unterscheiden sich unsere Ziele gar nicht voneinander. Wir möchten beide nur, dass sie sicher ist.«
    Roland kniff die blauen Augen zusammen und musterte Dorian. Ich hielt den Atem an und fragte mich, wie Rolands Antwort ausfallen würde. Sich mit einem Feinen einig zu werden, war nicht seine normale Vorgehensweise.
    »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Wir möchten wirklich dasselbe. Sich über die Methoden zu streiten, ist kontraproduktiv.«
    Ich atmete aus und starrte beide Männer verblüfft an. Der querköpfige Dorian und der störrische Roland … waren sich einig? Wären nicht Drohungen gegen mein Leben die Ursache ihrer Einigkeit gewesen, hätte ich das Ganze erfreut als einen Riesenschritt hin zum Frieden zwischen Menschen und Feinen betrachtet. Wenig überraschend war dieses Intermezzo rasch vorbei. Wachen platzten in den Raum, zusammen mit Pagiel. Es war fast schon eine Wiederholung der Geschichte vergangener Woche bei Dorian, und ich rechnete halb damit, dass sie Ysabel im Schlepptau hatten, die irgendwelche neuen Zickigkeiten parat hatte. Pagiels Gesichtsausdruck jedoch ließ darauf schließen, dass es hier um Ernsteres ging.
    »Was ist los?«, fragten Dorian und ich unisono.
    Pagiel machte ein grimmiges Gesicht, und ich hatte den Eindruck, dass er sich sehr bemühte, ruhig und beherrscht zu bleiben. Ein Glitzern in seinem Blick deutete darauf hin, dass er fast platzte vor Zorn. »Ansonia«, sagte er.
    Ich warf einen fragenden Blick zu Dorian, weil ich wissen wollte, ob er daraus schlau wurde. Sein verwirrter Blick besagte, dass er ebenso sehr im Dunklen tappte wie ich. Pagiels Schwester war kurz nach der Hochzeit abgereist, und solange sie hier gewesen war, hatte ich kaum drei Sätze mit ihr gewechselt.
    »Was ist mit ihr?«, fragte ich.
    »Sie ist heute früh im Grenzgebiet des Eichenlandes von Reitern aus dem Weidenland überfallen worden, auf dem Weg zu unserer Großmutter.«
    Das ließ Dorian aufhorchen. Er beugte sich vor. »Im Eichenland? In meinem Eichenland?« Als ob es noch ein anderes gab.
    »War sie allein?«, wollte ich wissen.
    Dorian stand auf und machte jetzt ein ebenso grimmiges Gesicht wie Pagiel. »Das spielt keine Rolle. Allein oder nicht, ein junges Mädchen sollte mein Reich kreuz und quer durchreisen können, ohne sich durch irgendwelche Briganten bedroht zu fühlen – ganz zu schweigen durch fremde Soldaten! Maiwenn ist zu weit gegangen.

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