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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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dass es ein Gespenst ist.«
    Ich seufzte. »Gab es noch andere Anzeichen? Ich meine, haben Sie tatsächlich eine Erscheinung gesehen oder irgendwelche kalten Stellen gespürt?«
    »Nein«, sagte er nach einer weiteren langen Pause. »Aber warme Stellen habe ich manchmal gespürt.«
    »Warme Stellen? Das ist normalerweise kein Hinweis auf eine geisterhafte Präsenz.«
    »Tja, bloß sind die trotzdem da. Selbst wenn die Klimaanlage läuft, ist es immer noch ziemlich heiß im Haus.«
    Ich fletschte die Zähne. »Wenn die Klimaanlage kaputt ist, würde das die Geräusche erklären und auch, warum sie Ihr Haus nicht richtig kühlt.«
    Der Bursche ließ sich eindeutig nicht überzeugen. »Ich denke, es ist ein Geist. Meinen Sie, sie kann einmal kommen und es sich ansehen?«
    »Ja, aber das könnte noch eine Weile dauern. Sie ist gerade ziemlich ausgebucht.«
    »Das ist okay. Der Geist gibt dem Haus irgendwie Charakter. Vielleicht lasse ich ihn nicht einmal austreiben.«
    Wir machten einen Termin aus, und ich legte auf und dachte düster, dass das zehn vergeudete Minuten meines Lebens gewesen waren, die ich nie wieder zurückbekommen würde. Außerdem ließ mich das Ganze an Dorian denken. Nicht, dass er je Kundendienst am Telefon machen würde, versteht sich. Aber dieser Kunde zählte genau zu den Leuten, über die Dorian sich gern lustig machte. Ich sah ihn richtig vor mir, wie er ernst nickte und sagte: »Faszinierend. Erzählen Sie mir mehr über Ihr Gespenst.«
    Trotzdem wurde mir nach einigen Tagen klar, dass ich Candace damit wirklich die Arbeit erleichterte. Und ich half damit auch Charles, der heilfroh war, dass er sich nicht länger mit Klimaanlagengeistern herumärgern musste. Ich kam zu dem Schluss, dass der nervige Kundendienstjob eine kleine Gegenleistung für ihre Gastfreundschaft war.
    Eine Woche nach meiner Rückkehr ins Erwerbsleben schaute Evan überraschend tagsüber herein. Er trug wie immer Jeans und T-Shirt, hatte sich aber eindeutig schon umgezogen und sah nicht mehr wie ein halber Bauarbeiter aus.
    »Ich hab mich gefragt, ob du dir vielleicht noch ein paar Sehenswürdigkeiten hier in der Gegend anschauen möchtest«, sagte er. »Südlich von hier gibt es eine Plantage, die als historische Gedenkstätte erhalten geblieben ist.«
    Ich verzog das Gesicht. »Danke für das Angebot, aber die Geschichte solcher Orte zieht mich nicht gerade an. Es fällt mir schwer, Begeisterung dafür aufzubringen.«
    Er nickte mit ernstem Gesicht. »Die Geschichte ist hässlich, aber das ist ein tolles Stück Architektur. Und manchmal … manchmal ist es gut, an die schlimmen Seiten der Vergangenheit erinnert zu werden.«
    Die Bemerkung verblüffte mich. Mir war klar gewesen, dass Evan etwas im Kopf hatte und weltoffen war, aber man konnte ihn – genau wie Candace – auch leicht auf seine entspannte Liebenswürdigkeit reduzieren. »Gut«, sagte ich und starrte das Geschäftstelefon finster an. »Dann übernimmt heute mal der Anrufbeantworter.«
    Wir fuhren weit aufs Land raus, vielleicht anderthalb Stunden lang. Die Gegend war wunderschön, und tief verwurzelte Bäume kämpften in der gelb braunen Dürre tapfer darum, ihre grünen Blätter zu behalten. Evan ließ die Fenster offen, und ich lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen und genoss den Wind, der über mich strich.
    Plötzlich stieg eine merkwürdige Sehnsucht in mir auf und setzte mir Bilder von Wüstensträuchern und blühenden Kirschbäumen in den Kopf. Das Dornenland und das Vogelbeerland. Seit wann war ich jetzt nicht mehr dort gewesen? Seit fast einem Monat nicht mehr? Die Zeit kam mir gleichzeitig unglaublich lang und unglaublich kurz vor. Das innere Verlangen steigerte sich noch, und in diesem Moment hätte ich alles für meine Königreiche gegeben. Ich wusste, wie es sich anfühlte, wenn die Länder mich riefen, und daher war klar, dass diese plötzliche Dringlichkeit nicht von ihnen herrührte. Das hier hatte ausschließlich mit mir zu tun; es waren Entzugserscheinungen. Da mich die Lande nicht riefen, genügte ihnen die Zwiesprache mit Jasmine wohl. Irgendwie bereitete mir diese Erkenntnis ein noch schlechteres Gefühl.
    »Woran denkst du?«, fragte Evan. Ich öffnete die Augen. »Du hast so ausgesehen, als wärest du eine Million Meilen weit weg.«
    »Fast«, sagte ich mit einem leichten Lächeln. »Ich hab bloß ein bisschen Heimweh.«
    »Kann ich mir vorstellen. Ich bin ein bisschen rumgekommen, aber den Großteil meines Lebens habe ich hier

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