Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
über ein Wettermuster hinaus. Er ist in den Kern des Landes eingedrungen … und hat ihn verdorben.«
Dorian nickte. »Ich weiß genau, was du meinst. Und ich hatte diesen Verdacht auch schon – dass deine außerordentlichen Fähigkeiten nicht ausreichen dürften, um den Zauber zu brechen.«
Rurik ließ sich davon anscheinend nicht aus der Ruhe bringen. »Selbst wenn es nicht nur darum geht, das Wetter zu beherrschen, könnt Ihr Euch dann nicht einfach alle … ich weiß nicht … zusammenschließen und den Zauber brechen?«
Ich wartete ab, was Dorian antworten würde. Roland hatte angedeutet, dass etwas Derartiges schon versucht worden war. »Einige von uns Monarchen haben versucht, unsere Kräfte zu vereinen und durchzubrechen«, gab Dorian zu. »Es hat keine Wirkung gezeigt, und ich hatte nicht den Eindruck, dass wir nahe daran waren und uns nur noch jemand gefehlt hatte. Dieser Zauber erfordert einiges mehr, fürchte ich.«
»Maiwenn war auch dabei«, sagte ich und versuchte, es nicht wie einen Vorwurf klingen zu lassen.
Er zuckte mit den Schultern. »Wie sagen die Menschen? ›Der Feind meines Feindes ist mein Freund.‹ Im Moment haben alle die Plage zum Feind. Maiwenn möchte sie ebenso dringend aus der Welt schaffen wie wir, und wir sollten auf ihre Hilfe nicht leichtfertig verzichten.«
»Sie wollte mich und meine Kinder ermorden lassen!«
»Ja«, sagte Dorian. »Ich bin mir darüber im Klaren, dass das für dich einen wunden Punkt darstellt.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. Wunder Punkt war extrem milde ausgedrückt.
Shaya hatte zunächst ein ebenso optimistisches Gesicht gemacht wie Rurik, aber nun war sie ernst geworden. »Wir müssen etwas unternehmen. Wir können nicht so weitermachen.«
Mein Blick fiel auf Pagiel, der mich misstrauisch ansah. »Und Raubzüge in der Menschenwelt sind keine Lösung.«
Er richtete sich auf, und ich wusste, dass er sich dafür schon gewappnet hatte. »Warum denn nicht? Dort gibt es Nahrung in Hülle und Fülle! Sie liegt einfach herum. Und die meisten Menschen sind eh fett. Sie brauchen sie nicht.«
Ich seufzte. »Darum geht es nicht. Die meisten Menschen wissen nicht einmal, dass es diese Welt hier gibt. Sie sind … nicht darauf vorbereitet. Außerdem stellt das, was du machst, schon fast einen kriegerischen Akt dar. Es ist moralisch falsch.«
Pagiel verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. »Moral spielt keine Rolle, wenn Freunde und Familie hungern. Und ich halte es auch nicht für falsch. Die Menschen haben mehr, als sie brauchen. Wir haben nichts. Es uns von ihnen zu holen, ist besser, als uns vom Eibenland ausbluten zu lassen. Was die machen, ist Raub.«
Gegen seine Robin-Hood-Logik ließ sich schlecht argumentieren, und als ich seine sture Miene sah, wusste ich, dass es mehr als »mich mal mit ihm unterhalten« brauchen würde, um ihn zu überzeugen. Dorian als sein König mochte sich da als nützlich erweisen, bloß ging ich davon aus, dass er die Raubzüge zwar vielleicht nicht gerade guthieß, sie aber sicher nicht als schwerwiegend genug einschätzte, um deshalb einschreiten zu wollen. Dorian zählte schließlich zu den Unterstützern der Prophezeiung. Was war ein gelegentlicher kleiner Diebstahl schon gegen eine regelrechte Invasion? Er betrachtete Pagiels Raubzüge wahrscheinlich als annehmbare Aufwärmübungen.
Aber was Pagiel gesagt hatte, brachte mich gleich zum nächsten Thema. Ich sah mich unter den anderen um. »Das Eibenland. Was wissen wir darüber?«
»Dass dort ein Haufen Arschlöcher lebt«, sagte Jasmine.
»Zur Kenntnis genommen. Sonst noch etwas?«
Dorian stützte den Ellbogen auf die Armlehne und legte das Kinn in die Hand. »Alles deutet darauf hin, dass sie dahinterstecken, aber wir haben keine handfesten Beweise.«
Rurik schnaubte. »Keine Beweise? Diese Hexe von einer Königin hat verkündet, dass sie von allen, die ihr folgen, die Plage nehmen kann.«
»Ja«, sagte Dorian, »aber sie ist sehr vorsichtig mit ihrer Wortwahl. Sie sagt nicht, dass sie die Plage verursacht hat. Sondern nur, dass sie sie beenden kann – wenn wir das Knie beugen.«
»Kein Unterschied«, grollte Rurik.
»Da sind wir uns einig, nur ist das irrelevant«, sagte Dorian. »Wir wissen nicht genug über ihre Magie, um das sauber voneinander abzugrenzen.«
Die Lösung traf mich wie ein Schwall kaltes Wasser. »Volusian«, sagte ich.
Die anderen sahen mich fragend an. »Was ist mit ihm?«, fragte Dorian. »Ich nehme an, er ist
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