Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
so charmant wie eh und je, auch wenn ich das nicht wissen kann, da du so große Mühen darauf verwendet hast, ihn von uns fernzuhalten.«
Ich ignorierte die Spitze. »Volusian stammt aus dem Eibenland. Dort ist er verflucht worden. Das ist lange her, aber offensichtlich verfügt man dort immer noch über sehr beachtliche Magie. Vielleicht weiß er irgendwas.«
Jasmine beugte sich eifrig vor. »Siehst du? Ich hab doch gewusst, dass du dir etwas einfallen lässt.«
»Einfallen lassen ist zu viel gesagt. Aber nun wissen wir wenigstens, wo wir anfangen können.« Ich stand auf und rief die Beschwörungsformel. Die vertraute Kälte breitete sich im Raum aus, aber dieses eine Mal war sie leicht abzuschütteln. Nachdem ich durch diese arktische Einöde draußen getrottet war, fühlte sich Volusians Ausstrahlung total soft an. Einen Moment später war er da. Er neigte den Kopf in meine Richtung.
»Willkommen zurück, Herrin.«
Um mich herum bewegten sich die anderen unbehaglich. Roland hatte von Anfang etwas gegen Volusian gehabt und war damit ausnahmsweise einmal derselben Meinung wie die Feinen. Die konnten meinen Hilfsgeist auch nicht leiden. Dorian hatte mir sogar seine Mithilfe dabei angeboten, ihn zu verbannen, da der Fluch von einer einzigen Person nicht zu brechen war.
Ich lehnte mich zurück. »Volusian, wir müssen uns mit dir über das Eibenland unterhalten.«
Seine Miene blieb unverändert, aber ich hatte auch jetzt wieder den Eindruck, dass sein einstiges Heimatland nichts war, über das er gern redete. »Jawohl, Herrin.«
»Ist das Eibenland für die Plage verantwortlich?«
Eine Pause. Dann: »Höchstwahrscheinlich, Herrin.«
Die anderen sahen sich erstaunt an. Mir ging es auch nicht anders. Bei Volusian waren solche direkten Antworten selten. Obwohl er gezwungen war, mir zu gehorchen, hatte er es immer total drauf, einen Dreh zu finden, der Wahrheit auszuweichen.
»Das ist nicht ganz dasselbe wie ein Ja«, betonte ich.
»Wohl wahr«, gab Volusian mir recht. »Ich bin seit Jahrhunderten nicht im Eibenland gewesen. Ich habe nie mit Königin Varia gesprochen. Ich war nicht dabei, als der Zauber gewirkt worden ist. Also kann ich schlecht behaupten: Jawohl, sie waren es. Der Zauber, der diese Plage verursacht hat, fühlt sich genauso an wie die Zauber der Eibenleute. Gut möglich, dass sich jemand anders ihre Magie angeeignet hat – aber unwahrscheinlich. Deshalb meine Antwort: höchstwahrscheinlich.«
»Gut, in Ordnung«, sagte ich. Volusians Argumentation konnte ermüdend sein. »Dann weißt du vermutlich auch nicht, wie man den Zauber brechen kann.«
Volusians Stimme blieb ausdruckslos. »Selbstverständlich weiß ich das, Herrin. Ich weiß es seit geraumer Zeit.«
Ich sprang fast aus meinem Sessel auf. Rurik tat es wirklich.
» Was? «, rief ich. »Warum zum Teufel hast du das nicht längst irgendjemandem gesagt?«
Sicher konnte ich mir nicht sein, aber ich glaubte, das allerwinzigste Zucken von Volusians Schultern zu sehen.
»Weil Ihr mich nie gefragt habt, Herrin.«
Kapitel 13
»Gott. Ver. Dammich.«
Es war einer dieser Momente – und ehrlich, es hatte schon etliche davon gegeben – , in denen ich mir wünschte, ich könnte Volusian wirklich einfach in die Unterwelt schießen. Und normalerweise kamen diese Momente immer genau dann, wenn ich ihn dringend brauchte. Diesmal war keine Ausnahme.
In den Gesichtern der anderen stand fassungsloser Zorn. Ich kannte das Gefühl und musste mir in Erinnerung rufen, dass das hier die typische Vorgehensweise von Volusian war. Nach den Bedingungen seiner Knechtschaft hatte er tatsächlich nichts falsch gemacht. Obwohl ich ihn oft gebeten hatte, mir nützliche Informationen von sich aus zu geben, war er nicht verpflichtet, mit Neuigkeiten rauszurücken, nach denen ich nicht ausdrücklich gefragt hatte. Und hätte ich ihm den Dauerbefehl erteilt, mir alles Wichtige umgehend mitzuteilen, hätte er mich garantiert die ganze Zeit vollgequatscht, aus reiner Boshaftigkeit. Sein Hass auf mich und auf das Eibenland musste ihn in eine ganz schöne Zwickmühle getrieben haben. Wen sollte er am meisten nerven?
Ich bleckte die Zähne. »Na schön, Volusian. Erzähl uns von dem Zauber.«
»Er entspringt dem Eibenland«, sagte er. »Das versteht sich von selbst. Und von dort aus wird er auch aufrechterhalten. Ich bin mit Königin Varia nicht vertraut, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie einen Zauber von dieser Größenordnung allein wirkt.
Weitere Kostenlose Bücher