Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
auszuliefern. Unser König schickt uns mit einem Bittgesuch hierher.«
Die Reiter wechselten fragende Blicke miteinander. »Es stimmt … Ihr seht nicht aus wie der übliche Pöbel«, gab die Sprecherin zu. Dass wir aber auch nicht nach Adel aussahen, wies deutlich darauf hin, wie mitgenommen wir aussahen. Wir hatten definitiv mehr von Dienern als von Herren. »Aus welchem Königreich kommt ihr?«
»Aus dem Fliederland«, sagte Dorian rasch. Das wurde mit leeren Blicken quittiert, wohl vor allem darum, weil es dieses Königreich meines Wissens nicht gab. »Wir kommen von weither. Wir sind schon lange unterwegs und möchten schlicht und einfach unser Land von dem Fluch befreien.«
Die Reiter berieten sich leise miteinander und gelangten zu einer Entscheidung. »Wir werden euch bis zur Grenze eskortieren«, sagte die grauhaarige Frau. »Nur um sicherzugehen. Sobald ihr jedoch in das nächste getreue Reich überwechselt … lasst euch warnen. Vielleicht werdet ihr dort nicht so freundlich empfangen. Das Limettenland und seine Einwohner sind nicht auch nur annähernd so entgegenkommend.«
Das jetzt gerade war freundlich und entgegenkommend? Das ließ für das nächste Königreich nichts Gutes ahnen. Außerdem fand ich es traurig, dass eine Gegend, die Limettenland hieß, unfreundlich sein sollte. Wo der Name doch so nach Cocktailparty klang.
»Vielen Dank«, sagte Dorian in dem demütigsten Tonfall, den ich bei ihm je gehört hatte. »Dürfen wir hier kurz rasten? Wir werden auch nicht lange brauchen, versprochen. Wir möchten Eure kostbare Zeit keinesfalls verschwenden, holde Dame.« Dann konterkarierte er seine Unterwürfigkeit etwas, indem er sie mit seinem charmanten, einladenden Lächeln bedachte. Zu meiner Verblüffung wurde sie tatsächlich rot. Nicht zu fassen.
Uns wurde eine Pause zugestanden, aber es sprang bei Weitem nicht das ausgedehnte Bad dabei heraus, auf das ich gehofft hatte. Ich konnte mir gerade mal den schlimmsten Reiseschmutz abwaschen; darum beschloss ich, die Kleidung anzubehalten, die ich schon trug. Kiyos Bericht zufolge waren wir noch nicht ganz aus der Plage heraus; da brachte es noch nichts, auf die warmen Sachen zu verzichten. Tatsächlich musste unser Trupp einige kniffelige Manöver durchziehen, um sie auf der restlichen Reise rasch aus- und anzuziehen. Für das Buchenland waren die Wintersachen zu dick, wurden aber dringend benötigt, sobald uns die Straße wieder in die Plage führte. Nach vielleicht drei Wechseln kamen wir aus dem Buchenland in ein neues Königreich. Es war inzwischen Abend, und ich konnte in der Dunkelheit nicht viel erkennen. Die Hitze und die Feuchtigkeit waren jedoch sofort wahrnehmbar. Sie erinnerten mich ziemlich an Ohio.
»Dies ist das Limettenland«, erklärte die Buchenfrau. Wir wussten immer noch nicht, wie sie hieß, obwohl Dorian immer wieder versucht hatte, ihr durch schamloses Flirten ihren Namen zu entlocken. »Und hier trennen sich unsere Wege. Wenn die Straße sich so verhält wie in der letzten Zeit, dann dürftet ihr nicht noch einmal in die Plage überwechseln.«
»Ich danke Euch«, sagte Dorian mit einer Verneigung. »Eure Freundlichkeit wird unvergessen bleiben. Eure Schönheit ebenfalls. Das Strahlen Eurer Augen und der Glanz Eures Haars werden mich bis in meine Träume verfolgen.«
Sie grunzte nur, doch als die Reiter kehrtmachten, bekam ich kurz mit, wie sie sich in einem zaghaften Stylingversuch die Haare zurückstrich. »Das war Quatsch«, sagte ich zu Dorian, als sie weg war. »Diese Sorte Frau lässt sich nicht von dir einwickeln.«
»Im Gegenteil«, sagte Dorian. »Gerade eine Frau wie sie lässt sich davon einwickeln. Ich weiß, wie es in solchen Kriegerinnen ausschaut, weißt du. Sie führen ein hartes Leben voller Kälte und müssen ständig aufpassen, dass sie mit den Männern mithalten … wo sie doch in Wahrheit nur jemanden brauchen, der ihnen das Gefühl gibt, eine Frau zu sein. Und das ist – wie nicht anders zu erwarten – ein Gebiet, auf dem ich brilliere wie kein anderer. Wäre ich nur zehn Minuten allein mit ihr gewesen – «
Ich ächzte, musste aber lachen. »Hör auf. Ich will es gar nicht erst hören.« Dorian grinste mich an und war über die Maßen zufrieden mit sich.
»Wir müssen ein Lager aufschlagen«, sagte Kiyo barsch und wirkte ganz und gar nicht amüsiert. Tatsächlich schaute er regelrecht missbilligend. »Und Wachposten aufstellen, wenn es stimmt, was sie gesagt hat und dieses Land feindselig
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