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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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ist.«
    Die Leichtigkeit war dahin, und wir waren wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Schon allein die Plage bewies deutlich genug, dass wir Varia und ihre Spießgesellen besser nicht unterschätzten. Wir verdoppelten unsere Nachtwache, und selbst diejenigen, die nicht auf Posten waren, schliefen so rasch nicht ein. Die tropische Landschaft war voller Nachtgeräusche, und ich fuhr bei jedem einzelnen Insekt oder Blätterrascheln auf, weil ich schon einen von Varia ausgesandten Kombattanten dahinter witterte.
    Und doch kam ohne Zwischenfälle der Morgen. Ich wusste nicht, ob unsere Anwesenheit unbemerkt geblieben war oder ob die Einwohner des Limettenlandes doch nicht so gefährlich waren, wie die Hauptfrau des Buchentrupps behauptet hatte. Da dieses Land anscheinend nicht an Länder grenzte, die von der Plage betroffen waren, bestand vielleicht auch kein sonderlich großer Bedarf, es gegen Flüchtlinge zu sichern. Jedenfalls fanden wir, dass wir dann ruhig einmal richtig Pause machen und in einem nahe gelegenen See ein ausgedehntes Bad nehmen konnten. Das taten wir – auch wenn die meisten Feinen das albern fanden – nach Geschlechtern getrennt; während die einen badeten, sammelten die anderen Nahrung. Im Limettenland wuchsen die Früchte nicht gleich an der Straße, aber besonders anstrengen musste man sich bei der Suche auch nicht gerade.
    Sobald ich ausgezogen und im Wasser war, konnte ich mir zum ersten Mal seit einer ganzen Weile meinen Körper richtig anschauen. Von meiner Schwangerschaft war nicht mehr viel zu sehen. Leider lag das hauptsächlich an der strikten Lebensmittelrationierung der letzten Wochen. Zwar schauten bei mir die Rippen nicht so durch wie bei den anderen, aber Fitnesstraining wäre eindeutig der bessere Weg zu meiner alten Figur gewesen, als beinahe zu verhungern. Egal; vorausgesetzt, wir überlebten dieses Abenteuer, dann gab es auch bald wieder anständig zu essen, und ich konnte zu meiner alten Form zurückkehren. Die Narbe von meinem Kaiserschnitt war immer noch deutlich zu sehen, aber das würde wohl für den Rest meines Lebens so bleiben. Fürs Erste reichten dieser Moment des Friedens und der Luxus, mich ins Wasser sinken lassen zu können.
    »Eugenie.«
    Jasmines Stimme klang seltsam, als ich wieder auftauchte und meine nassen Haare zurückwarf. Blinzelnd schaute ich zu ihr rüber und sah, dass Keeli und sie sich auf etwas am Ufer konzentrierten. Ich folgte ihren Blicken und sah zunächst nichts. Dann offenbarte eine leichte Bewegung eine geschmeidige Frauengestalt. Ich hatte sie nicht bemerkt, weil sie sich buchstäblich in ihre Umgebung einfügte.
    Anscheinend verfügte sie über dieselben Vorzüge wie jede attraktive Menschen- oder Feinenfrau. Aber das Bemerkenswerte an ihr waren die Farben. Sie hatte kräftig smaragdgrüne Haare und Augen und nussbraune Haut. Angezogen war sie lediglich mit einem kurzen Kleid aus Blättern und Blumen. Sie sah nervös zu uns herüber, wie ein Reh, das jeden Moment fliehen würde.
    »Eine Dryade«, stellte Keeli fest. »Normalerweise harmlos.«
    In der Menschenwelt waren Dryaden selten, aber gelegentlich schaffte es mal eine hinüber. Ich selbst war noch nie einer begegnet, wusste aber, dass ›normalerweise harmlos‹ eine zutreffende Beschreibung darstellte. Dryaden waren Baumnymphen und zogen es vor, dass man sie in ihren Wäldern in Ruhe ließ. Wurden sie bedroht, konnten sie aggressiv werden. Ansonsten waren sie eher scheu, und die größte Gefahr drohte ihnen durch zufällig vorbeikommende Männer, die von ihrer andersweltlichen Schönheit angezogen wurden. Dryaden schätzten solche Annäherungsversuche wenig und konnten sehr feindselig auf das andere Geschlecht reagieren.
    »Ich frage mich, ob sie uns vielleicht Informationen über dieses Land geben kann«, sagte Jasmine. Ich zog eine Augenbraue hoch. Die Idee war gut, und es überraschte mich, dass sie von Jasmine kam, die doch eher zu Radikallösungen neigte.
    »Viel dürfte sie nicht wissen. Es ist unwahrscheinlich, dass sie auf Varias Seite steht«, fügte Keeli hinzu. »Dryaden halten sich normalerweise aus unseren Angelegenheiten heraus.«
    Wir sagten gerade ganz schön oft ›normalerweise‹, aber es war einen Versuch wert. Ich setzte ein hoffentlich freundliches Lächeln auf und machte ein paar Schritte aufs Ufer zu. »Hallo da drüben«, sagte ich. »Wir wollen dir nichts tun. Wir sind nur auf der Durchreise.«
    Jasmine beschloss, sich ebenfalls nützlich zu machen.

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