Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Trällern eines Vogels. Er widmete sich wieder seinen Notizen, die den Grundstein für seinen neuen Roman legen sollten.
»Sammy, Sammy, Sammy. Ich werde dich holen …« In seinem Kopf hallte eine Stimme. Aber vielleicht ist sie gar nicht in meinem Kopf. Vielleicht kommt sie aus dem Zimmer der Kinder.
Plötzliche Sorge machte sich in seiner Magengrube breit.
Sam erhob sich von seinem Stuhl und trabte vorsichtig den Flur entlang, öffnete die Tür zum Zimmer seiner Kinder und … sah nichts.
»Es ist noch nicht vorbei. Es wird nie vorbei sein. Nie.«
Die Stimme schien nun wieder aus seinem Büro zu kommen. Sam eilte zurück und starrte auf seinen Schreibtisch. Der mahagonifarbene Tisch schien zu pulsieren. Passierte das tatsächlich?
»Ich bin immer noch hier.« Sprach der Schreibtisch wirklich mit ihm?
Dann überkam Sam der absurde aber sichere Gedanke, dass der Schreibtisch das letzte verbliebene Artefakt war, das ihn mit Flagstaff, dem Sommer 1987 und den damaligen Geschehnissen verband. Dann schoss ihm durch den Kopf, als Isaac geschossen und somit Jasper Sampson ausgeschalten hatte. Mit der letzten Kugel. Eine Kugel aus der Vergangenheit. Die letzte Verbindung. Genau wie dieser Schreibtisch hier.
Er verdrängte die Stimme, die immer lauter wurde, räumte den Tisch frei, marschierte hinaus in den Garten, betrat den Geräteschuppen und kam mit einer Axt in der Hand wieder zurück.
»Tut mir leid, Dad«, sagte Sam mit Tränen in den Augen. Dann hob er die Axt weit über seinen Kopf und ließ sie auf den Schreibtisch niederschmettern. Das alte Holz zerbarst unter der schweren Klinge. Immer und immer wieder schlug er auf das Möbelstück ein, bis nur noch Kleinholz übrig blieb. Als er fertig war mit seiner Arbeit, konnte er nicht fassen, dass er das tatsächlich getan hatte. Er hatte ein Stück seiner eigenen Geschichte vernichtet. Aber es musste sein.
Sam trug die Relikte seines einstigen Arbeitsplatzes in den Garten, goss Benzin darüber und zündete sie an. Gebannt starrte Sam in die unbarmherzigen Flammenzungen, wie sie leckten und gierig fraßen. Er war sich sicher, das Richtige getan zu haben.
Die Flammen züngelten, tanzten, bis sie keine Nahrung mehr fanden und nichts als Asche übrig war.
»Sammy? Sam? Brennt da etwas?«
Es war die hysterische Stimme von Saskia. Kurz darauf erschien sie im Garten, die Zwillinge an den Händen.
Sam blickte sie an und lächelte erleichtert.
»Sam? Ist alles in Ordnung? Was machst du denn da?« Zuerst starrte sie fassungslos auf den Gluthaufen, dann zu Sam.
»Hausputz.«
Saskias Unverständnis schien zu wachsen. »Du siehst furchtbar aus, Schatz«, sagte sie.
»Ich freu mich auch, euch zu sehen«, sagte Sam, ging auf seine Familie zu und drückte sie.
»Ich liebe euch.«
Ein neues Kapitel
Es stellte sich heraus, dass den Schreibtisch zu verbrennen, die richtige Entscheidung gewesen war. Seit er es getan hatte, hörte er keine unheimlichen Stimmen mehr, und das Monster unter dem Bett seiner Kinder war wohl in ein anderes Haus gezogen. Sam glaubte, dass das Möbelstück die Verbindung zu seiner dunklen Vergangenheit dargestellt hatte.
Er erzählte Saskia nichts von Geschehnissen. Er erwähnte lediglich, dass sein Aufenthalt ihn dazu inspiriert hätte, ein neues Buch zu schreiben.
Die folgenden Wochen nach seiner Rückkehr hatte Sam die Homepage von LNNC täglich besucht. Außer dem seltsamen Tod von Nick Zubarsky, der in seinem Wohnzimmer erstickt war und dem schrecklichen Unfall auf dem Schrottplatz mit zwei weiteren Toten, berichtete der lokale Nachrichtensender von einem grausamen, doch nun endlich abgeschlossenen Kapitel in der Kriminalgeschichte Nebraskas.
Stolz verkündeten Bart Callahan und sein Vater Joe (die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben), dass die verschwundenen Kinder endlich gefunden worden waren. Auch wenn sie tot waren, so hatten die Eltern endlich Gewissheit, was geschehen war und konnten Ruhe finden. Auch der Sarg von Luke Smitsky blieb nicht länger leer.
Außerdem fand man heraus, dass das Verließ auch die sterblichen Überreste der in Elwood und Lexington verschwundenen Kinder beherbergte.
Der vermeintliche Kindermörder Jasper Sampson werde bereits in allen Staaten per Haftbefehl gesucht. Auch wenn man nicht wusste, ob er nicht schon längst gestorben war.
Außer den Gebeinen der Kinder, fand man auch den Leichnam desjenigen Mannes, der es überhaupt erst möglich gemacht hatte, den
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