DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Schwester Widona aus dem Kloster der heiligen Brigantia, und man hat mich hergeschickt, um nach einem Kind zu sehen, das Louise heißt. Sie soll sich eine Lungenentzündung zugezogen haben.«
Tephanie kommt näher, bis ich die Spitzen ihrer schlichten, braunen Schuhe unter ihrem Rock hervorlugen sehen kann. »Keine Lungenentzündung, nein. Aber sie hustet die ganze Zeit und ihre Lungen scheinen schwach zu sein. Wir wären sehr dankbar für alle Heilkünste, die Ihr uns anbieten wollt.«
»Aber natürlich«, sage ich, während ich die Tür hinter mir schließe und dann langsam aufschaue.
Es ist Louise, die mich als Erste erkennt. Sie springt von dem Sofa, wo sie mit ihrer Puppe gespielt hat, und kommt herbeigelaufen, um sich auf mich zu stürzen. Ich ziehe sie fest an mich und genieße das Gefühl ihrer kleinen Arme, die um meinen Hals geschlungen sind. Sie ist dünn und zerbrechlich geworden und auf ihren Wangen zeichnet sich eine ungesunde Röte ab. Tephanie beobachtet das Geschehen mit einer Mischung aus Überraschung und Entsetzen, bis ihr erschrockener Blick zu meinem Gesicht hinaufwandert. Der Unterkiefer klappt ihr herunter und ihre Hand fliegt an ihr Gesicht. »Gnädiges Fräulein!«
Ich halte den Finger an die Lippen und bete, dass sie mir und den Mädchen gegenüber loyal ist.
Langsam erhebt Charlotte sich vom Sofa und ihre ernsten braunen Augen sind fest auf mein Gesicht gerichtet. »Ich wusste, dass du kommen würdest«, sagt sie, und ich breite die Arme aus, um auch sie an mich zu ziehen. Steif kommt sie auf mich zu, aber sie stürzt sich nicht auf mich wie Louise. Sie war immer förmlicher, daher strecke ich die Hände aus und ziehe sie an mich. Erst dann entspannt sie sich in meinen Armen.
Tephanie schaut zur Tür. »Gnädiges Fräulein. Es ist hier nicht sicher für Euch. Sie sagen … sie sagen die schrecklichsten Dinge über Euch.«
Ich lächele sie an. »Einige davon könnten sogar wahr sein«, erwidere ich. »Aber für den Moment bin ich gekommen, um die Mädchen in Sicherheit zu bringen.«
Tephanie bekreuzigt sich. »Dann waren meine Gebete nicht vergebens.«
»Ihr müsst mit uns kommen, Tephanie, oder aber man wird Euch schwer für ihr Verschwinden bestrafen.«
Sie sieht mich ernst an. »Gnädiges Fräulein, ich würde Euch überallhin folgen.«
»Gut. Dann folge uns in die Sicherheit.« Ich stelle die Mädchen vor mich hin, aber Louise schwankt auf den Füßen. Ich lasse Charlottes Hand los und hebe Louise hoch, um sie in den Armen zu tragen. »Nehmt ihre Umhänge mit. Und Stiefel. Und alles, was Ihr an warmer Kleidung schnell finden könnt. Wir haben nicht viel Zeit.«
Sie nickt und eilt zu der Truhe auf der gegenüberliegenden Seite des Raums.
Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf die Mädchen. »Wir müssen sehr, sehr leise sein. Wenn uns jemand erblickt, wird er versuchen, uns aufzuhalten, und wir werden einander vielleicht nie wiedersehen. Versteht ihr das?«
Beide nicken feierlich, und Tephanie kommt zurück, die Arme voller Kleidungsstücke. »Soll ich sie ihnen jetzt anziehen, gnädiges Fräulein?«
»Nein, es wird Zeit genug dafür sein, wenn wir in Sicherheit sind. Könnt Ihr all das tragen?«
»Ja, aber was ist mit Euch? Könnt Ihr Louise den ganzen Weg tragen?«
»Das wird nicht notwendig sein.« Gerade als wir zum Gehen bereit sind, erklingt ein Geräusch an der Tür. Ich wirbele herum und sehe Jamette, die uns anstarrt.
»Ihr seid zurück? Ich hatte gehofft, Ihr würdet nie mehr zurückkommen.«
»Noch eine Minute und ich werde nie wieder hier sein«, entgegne ich. »Die Mädchen und ich gehen fort und Ihr werdet mich nie wiedersehen müssen.«
Unentschlossenheit huscht über ihr hübsches, oberflächliches Gesicht, und ich stelle fest, dass all der Hass, den ich einst für sie empfunden habe, erloschen ist. »Kommt mit uns, wenn Ihr möchtet. Ihr braucht nicht hierzubleiben.«
»Nein.« Sie speit das Wort förmlich aus. »Ich werde meinen Vater nicht verraten. Oder Euren.«
Plötzlich habe ich Angst um sie, Angst, dass die volle Wucht des Zorns unseres Vaters die dumme Gans treffen wird. »Seid keine Närrin, denn sie begegnen Euch nicht mit der gleichen Loyalität und würden Euch wohl eher den Hals umdrehen, als auf Euer Geplapper zu hören. Kommt mit uns. Ihr könnt ein neues Leben haben, frei von all diesen Lügen und dem Verrat.«
Bitterkeit blitzt in ihren Augen auf, und sie kommt einen Schritt näher, die Hände in ihre Röcke gekrallt. »Ich
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