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Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Titel: Dark Village 02 - Dreht euch nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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getan.“
    „Du …“, begann Nick. Aber plötzlich kamen ihm Zweifel. Von einer Sekunde auf die andere. Es war so einleuchtend ge wesen. Eline und die Zeichnungen mit dem grausamen Motiv. Die Stimmung im Haus. Die Erinnerungen an Katie. Es hatte gepasst – und er hatte endlich die Chance gehabt, alles wiedergutzumachen.
    „Es ist nicht so, wie du glaubst“, sagte Werner. Er saß im Bett, die Decke bis zum Hals hochgezogen, seine Haare standen wirr ab und er blinzelte durch das Halbdunkel. Und trotzdem, er war stark und klar und gelassen. Er strahlte eine Autorität aus, wie Nick sie noch nicht erlebt hatte. Er war beeindruckend.
    „Ich schwöre“, sagte Werner. „Bei allem, was mir lieb ist, Junge. Ich habe Eline nie auch nur ein Haar gekrümmt. Wenn sie so ein Bild gemalt hat, wie du sagst, kann das viele Gründe haben. Sie kam als Pflegekind zu uns, sie hat es nicht leicht ge habt. Wer weiß, was alles vorgefallen ist – in ihrem früheren Leben, um es mal so auszudrücken –, wovon wir nichts wissen.“
    Natürlich. Nick wich zurück. Er blieb erst stehen, als er die Türklinke im Kreuz spürte. Das konnte sein. Gut möglich, dass es so war, wie Werner sagte.
    Oder er bluffte, vielleicht war er auch nur ein verdammt guter Lügner.
    Aber solange Nick Zweifel hatte … Er konnte nicht einfach so einen Mann erschießen!
    „Tut mir leid“, presste er hervor.
    „Schon gut“, sagte Werner. „Schon gut, ist okay.“
    „Ich wollte nur reden“, log Nick.
    „Du wolltest Eline helfen“, sagte Werner. „Das kann ich ver stehen. Aber jetzt sprechen wir nicht mehr davon. Das ist eine Sache zwischen dir und mir, und wir haken das ab, wir verges sen das einfach. Wir tun so, als wäre es nie passiert, und fangen morgen neu an.“
    „Ja“, flüsterte Nick.
    Er ließ das Kissen fallen, öffnete die Tür und schlüpfte schnell aus dem Zimmer, ohne dass Werner den Revolver sehen konnte.
    Draußen auf dem Flur lehnte er sich gegen die Wand. Er schnappte nach Luft und kämpfte mit den Tränen, die ihm in die Augen stiegen und den Blick verschleierten.
    Er hätte es beinahe getan, beinahe hätte er Werner erschos sen! Wenn er nicht aufgewacht wäre, wenn er noch ein paar Sekunden länger geschlafen hätte, dann …
    Der Revolver brannte wie Feuer in seiner Hand. Halb blind stolperte er zurück in sein Zimmer.
    Er lag stundenlang da und wartete auf den Schlaf. Als er end lich kam, war er traumlos und kurz. Nick wachte im Morgen grauen auf und starrte auf die Schublade, in der er den Revolver verwahrte.
    Ich muss ihn loswerden. Das Ding muss weg, bevor ich etwas Schreckliches damit anstelle!
    Jetzt lag er auf dem Grund des Sees, an der tiefsten Stelle. Und er und Werner hatten kein Wort mehr über den Abend verloren. Werner hatte sein Versprechen gehalten, und Nick be griff nicht, wieso.
    „Sigrid hat angerufen“, sagte Werner, ging zur Kaffeemaschine und goss sich eine Tasse ein. Er sah zu Nick. „Willst du auch?“
    „Nein danke.“
    „Ja, also sie hat angerufen“, fuhr Werner fort und setzte sich an den Küchentisch. „Die Operation ihrer Schwester ist gut verlaufen. Das Schlimmste ist überstanden. Aber Sigrid wird wohl noch ein paar Tage dort bleiben. Eine knappe Woche, denke ich.“
    „Ein Glück“, sagte Nick leise, „dass mit der Operation alles gut gegangen ist.“
    „Ja.“ Werner nickte.
    Er griff nach der Zeitung, die auf dem Tisch lag, und schlug sie schwungvoll auf. Er sog den Kaffeeduft ein und sagte mehr zu sich selbst: „Manchmal ist ein bisschen Glück nicht schlecht.“

4
    War das …? Shit. SMS von Trym. Ach du Schande!
    Trine brach innerhalb von zwei Sekunden der Schweiß aus. Sie schielte unauffällig aufs Display und überflog den Text: Lust, was zu unternehmen? Kater streicheln?
    Nur das. Sechs Worte! Sie war platt. Sicherheitshalber las sie die Nachricht noch einmal. Und ärgerte sich. Was unterneh men? Kater streicheln? Was sollte das denn heißen? Dass er knutschen wollte? Was unternehmen – was denn?!? Konnte er sich nicht vernünftig ausdrücken, wenn er ihr schon eine SMS schickte?
    Aber jetzt musste sie natürlich antworten. Sie holte tief Luft und überlegte. Dann tippte sie: Hab ein Spiel. Und das stimmte. Auswärts. Das stimmte auch. Dauert den ganzen Tag! Das war gelogen. Und nun? Sollte sie noch mehr schreiben? Was Freundlicheres zum Schluss? Ich melde mich oder so was? Sie wollte sich auch nicht alle Möglichkeiten verbauen. Es war ja gestern schön gewesen

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