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Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Titel: Dark Village 02 - Dreht euch nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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wusste es nicht. Jedenfalls war er weg.
    Eline schoss durch die Küche, wie ein Sonnenstrahl, der zwi schen zwei Glasscheiben gefangen ist, hierhin und dorthin. Schwuppdiwupp! Fröhlich und lieb und glücklich, dass sie ihm einen Gefallen tun konnte.
    Ich habe nichts für dich getan , dachte er. Begreifst du das nicht? Vielleicht habe ich dich sogar so sehr im Stich gelassen, wie man einen anderen Menschen nur im Stich lassen kann.
    Eline schnitt zwei Scheiben Brot ab und drückte Ketchup drauf. Sie verteilte ihn mit dem Messer und belegte die Schei ben mit Schinken und Käse.
    „Ist das okay?“, fragte sie. „Magst du das so?“
    „Mhm.“ Er lächelte angestrengt.
    „Welches Gewürz willst du haben?“
    Er zuckte die Schultern. „Such du was aus.“
    „Grillgewürz?“ Sie hielt eine rote Streudose hoch. „Magst du Grillgewürz?“
    „Ja klar.“
    Eline schüttelte die Dose vorsichtig über den Brotscheiben. Es kam jedoch nichts raus. Sie sah die Dose an, drehte am De ckel und schüttelte wieder, diesmal kräftiger. Eine rote Staub wolke legte sich auf Käse und Schinken.
    „Ups.“
    Die Dielenbretter im Flur knarrten. Eine Gestalt erschien in der Türöffnung. Eline versuchte, das Grillgewürz von den Scheiben zu pusten.
    „Guten Morgen, Nick“, sagte Werner.

2
    Trine wurde wach. Sofort meldete sich der Kater und im Bauch spürte sie ein mulmiges Gefühl: Was hatte sie gestern Abend getan?
    Sie hatte mit Trym rumgemacht, natürlich, das wusste sie noch. Aber was hatte sie gesagt? Hatten sie sich verabredet? Musste sie sich mit ihm treffen?!?
    Die Vorstellung, ihn vielleicht heute wiederzusehen, war un erträglich. Er war hübsch und nett, aber das war es auch schon!
    Nein , dachte sie, nachdem sie ein paar Minuten so dagelegen hatte, die Bettdecke über dem Kopf. Sie hatte nichts verspro chen und nichts abgemacht, gar nichts. Totale Krise war also nicht angesagt. Aber trotzdem … Trym?!? Sie überlegte und versuchte, nicht gleichzeitig an Vilde zu denken, was schwierig war.
    Trym und Vilde.
    Trym oder Vilde.
    Vergiss Vilde und kümmere dich später um die Sache mit Trym!
    Sie spürte, wie sich in ihrem Kopf alles zusammenzog. Ihr Gehirn war dabei, einen Riesenknoten zu bilden.
    Reg dich ab, du musst überhaupt nichts tun, du brauchst nicht mal was zu sagen. Ihr habt im Suff ein bisschen rumgemacht, mehr war es doch nicht! Alle knutschen im Suff, das ist ganz normal! Total normal!
    Das half ein bisschen – ein klitzekleines bisschen –, und das war gerade genug, dass sie es schaffte aufzustehen.

3
    Nick war wieder dort. Zurück in dem Zimmer, in der Nacht, mit dem Revolver hinter dem Rücken.
    „Werner, Werner. Das hättest du nicht tun sollen, Werner.“
    „Wovon redest du? Du verschwindest auf der Stelle! Es reicht, verdammt!“
    „Ich habe sie gesehen“, sagte Nick.
    Er hielt den Revolver immer noch hinter dem Rücken ver borgen, jetzt krümmte er den Finger um den Abzug. Er griff nach einem Kissen, das auf einem Stuhl neben der Tür lag. Das würde den Schuss dämpfen.
    „Die Zeichnungen. Ich habe sie gesehen, Werner. Ich weiß Bescheid.“
    „Die Zeichnungen?“ Werner blickte ihn im schmutzig gelben Licht der umgekippten Lampe an. „Was zum Teufel …“
    Nick trat einen Schritt vor, das Kissen in der einen Hand, den Revolver in der anderen hinter dem Rücken.
    „Die Zeichnungen“, wiederholte er. „Die Eline gemacht hat.“
    Zwei Strichmännchen, eins, das stand, und eins, das lag. Die stehende Figur war ein Mann, groß und bedrohlich. Sein Gesicht war leer, abgesehen von zwei Punktaugen und einem Mund mit herabgezogenen Mundwinkeln. Ein böser Mann. Ein gewalttäti ger Mann. Die liegende Figur war ein Mädchen. Eline hatte zwei Rundungen auf den Oberkörper gemalt, Brüste. Die Beine des Mädchens waren gespreizt und überall war es rot. Blut.
    „Sie hat einen Missbrauch gemalt, Werner.“
    „Nick, bist du …“
    „Ich habe so was schon gesehen, ich weiß Bescheid. Bist du das? Hast du ihr das angetan?“
    „Warte.“ Werner hob die Hände und räusperte sich. „Warte, Nick, warte. Wir können das klären. Wenn wir miteinander reden. Nicht wahr? Das ist ein Missverständnis und ich kann das aufklären. Ich will keinen Ärger. Ich will keine Schwierig keiten. Und ich nehme es dir nicht übel, falls du gekommen bist, weil du glaubst, das hilft Eline irgendwie. Ich kann das ver stehen und ich respektiere das. Aber du musst mir glauben: Ich habe nichts dergleichen

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