Dark Village 02 - Dreht euch nicht um
„Ihr zwei, ihr werdet miteinander spielen, und ich sehe zu.“
Mit zwei großen Schritten war Nick bei ihr. Er packte sie an den Oberarmen. Der Wein im Glas schwappte über und klatschte auf den Boden.
„Es ist vorbei“, sagte Nick.
„Sagt wer?“
„Sage ich!“
„Jetzt werd mal nicht frech.“ Synnøve Viksveen grinste ihm ins Gesicht. „Ich habe euch beide in der Hand. Ihr haltet den Mund und tut, was ich sage, sonst erzähle ich allen, was ich über euch weiß.“
Nick schüttelte sie. „Du bist krank! Du bist so was von krank!“
Viksveen schwieg. Sie lehnte sich in seiner Umklammerung zurück, schlaff und unbekümmert – Ich weiß, dass du mir nichts tun kannst –, und lachte höhnisch.
„Lächerlich“, sagte sie. „Du bist so lächerlich, Nick.“
Er ließ sie los und wandte sich ab. Sein Gesicht verzog sich vor Abscheu. Er blickte zu Vilde und flüsterte: „Zieh dich an.“
„Hör nicht auf ihn.“
„Zieh deine Sachen an und hau ab!“
„Er traut sich nicht, selber wegzulaufen“, sagte Viksveen. „Das sollte dir zu denken geben.“
„Schau mich an“, sagte Nick. Er ging zu Vilde und legte seine Hand auf ihre nackte Schulter. „Schau mich an!“
Seine Gesichtszüge waren verzerrt, die Augen dunkel und voller Schmerz. Vilde wich zurück.
„Da siehst du es“, sagte er bitter. „Ich bin fertig. Seit einer Ewigkeit habe ich mich von ihr benutzen lassen. Willst du genau so werden? Wenn du ihr nur ein einziges Mal nachgibst, hört es nie, nie mehr auf. Lauf jetzt, das ist die einzige Chance, die du hast!“
„Keiner läuft irgendwohin.“ Synnøve Viksveen ging betont langsam zur Weinflasche im Regal und füllte ihr Glas auf.
„Es ist vorbei!“, rief Nick.
„Katie lebt“, sagte Viksveen.
„Was?“
„Oh, entschuldige. Sorry. Hatte ich das wirklich noch nicht erwähnt?“ Sie kicherte. „Deine Schwester lebt, Nick. Und ich weiß, wo sie ist.“
„Das kann nicht sein …“, begann Nick.
„Nichts ist vorbei“, sagte Viksveen lächelnd, „gar nichts. Es hat gerade erst angefangen.“
„Du lügst!“
„Willst du wetten? Ich weiß, wo Katie ist, Nick. Ich weiß es.“
„Nein!“
„Tu, was ich sage, dann erzähle ich es dir.“
„Fahr zur Hölle!“
Er ging zwei Schritte auf die Lehrerin zu, legte beide Hände auf ihren Brustkorb und stieß sie weg. Nicht sehr kräftig, aber für die Lehrerin kam es unerwartet.
Sie taumelte einen Schritt zurück und noch einen. Erst sah es so aus, als hätte sie das Gleichgewicht wiedergefunden, aber dann stolperte sie über ihre eigenen Füße. Die Arme ruderten in der Luft, das Weinglas flog gegen die Wand, und sie fiel rück wärts.
Aber nicht auf den Fußboden, sondern gegen den Couch tisch.
Nacken und Hinterkopf knallten auf die Glasscheibe, die in einer Wolke aus glitzernden Scherben explodierte. Viksveens Kopf fiel weiter, durch einen Regenbogennebel aus Glas, dann schlug er mit einem dumpfen Knall auf dem Boden auf. Ihre Augen waren weit geöffnet und ihre Lippen zu einem über raschten Oh! aufgerissen.
Eine Sekunde lang glaubten Vilde und Nick, es wäre alles gut gegangen, dass es schlimmer ausgesehen hätte, als es in Wirk lichkeit war, aber dann sickerte plötzlich Blut aus den unzäh ligen Wunden in Viksveens Nacken und Hals und Hinterkopf und Gesicht.
Eine Sekunde später schien die Haut an ihrem Hals aufzu reißen und ein langer, spitzer Glassplitter kam zum Vorschein, nass von Blut. Augenblicklich färbte sich der Fußboden dun kelrot.
Viksveens Beine zuckten, ihre Finger griffen ins Leere. Und dann war sie tot.
4
Ich habe das nicht gewollt. Du hast doch gesehen, dass es keine Absicht war? Nick wandte sich mit einer hilflosen Geste an Vilde.
Vilde starrte erst ihn an, dann die Viksveen und die Blutla che, die immer größer und größer und größer wurde.
Ruckartig drehte Nick sich wieder zu Viksveen um. Oder habe ich es doch gewollt? Ich habe mir hundert Mal vorgestellt, sie zu töten! Er ging ein paar Schritte näher an sie heran. Er fühlte den starken Drang, sie zu berühren, sie anzufassen, um ganz sicher zu sein.
Synnøve Viksveen lag auf dem Rücken. Die großen, schweren Brüste pressten sich gegen den Stoff der tief ausgeschnittenen Bluse. Die Beine waren gespreizt, der Rock hatte sich weit die Schenkel hinaufgeschoben. Und über ihr stand Nick, böse und groß und stark, mit einem harten Lächeln im Gesicht.
Er betrachtete sich selbst wie von außen. Er verstand nicht, wo das herkam,
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