Dark Village 02 - Dreht euch nicht um
schnappen? “, fragte Wolfman .
„Er soll dafür büßen.“
„Ich geh nicht zu ihm und schlag ihn zusammen.“
„Nein, natürlich nicht.“
„Ich bin kein Gorilla. Ich hab’s nicht im Bizeps.“
„So hab ich das auch nicht gemeint. Aber du könntest dir was überlegen, oder? Einen Plan.“
„Klar.“ Er grinste und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Ich hab’s eher hier oben.“ Er nahm sich vor, Synnøve Viksveen nach diesem Nick zu fragen. Ob es wohl derselbe Typ war, mit dem sie sich traf?
Benedicte schaukelte leicht mit dem Oberkörper vor und zu rück. Sie kicherte. Ihr Kopf war so leicht und durch sie hin durch wehte eine kühle Brise.
Sie beugte sich über Wolfman , fuhr ihm mit der Zunge über die Unterlippe. „Ich weiß eine Stelle, wo du’s auch noch gern hast.“
8
Er lag auf dem Bett und wartete auf die Dunkelheit, darauf, dass es im Haus still wurde. Damit er abhauen konnte, ohne gesehen zu werden.
Und die ganze Zeit hörte er Synnøve Viksveens Stimme wie ein Echo im Kopf: Katie lebt. Deine Schwester lebt, Nick. Ich weiß, wo sie ist.
Dieser Satz hatte ihn so rasend gemacht, darum hatte er sie geschubst. Sie hatte stets gewusst, wie sie ihn kriegen konnte, und wenn sie nicht über ihre eigenen Füße gestolpert und mit dem Kopf durch den Glastisch geknallt wäre, hätte er vielleicht weiter nach ihrer Pfeife getanzt. Denn dass Katie möglicher weise lebte, dass sie irgendwo da draußen war, dass er sie viel leicht wiedersehen konnte, dass er sie doch nicht getötet hatte, seine eigene Schwester – das war so unendlich viel wert …
Aber es konnte nicht wahr sein! Er war wütend auf sich selbst. Die Viksveen hatte weiter Macht über ihn. Sie lag blut überströmt und tot in ihrem Haus tief im Wald, aber sie hatte ihn immer noch unter Kontrolle! Er tat genau, was sie wollte. Er glaubte ihr, er glaubte an die Chance, dass seine Schwester lebte und ihm endlich vergeben konnte.
„Verdammt!“
Er fuhr hoch. Das Bett knarrte. Er spürte, wie die Erinnerun gen an seiner Seele zerrten: Wir sind hier, komm zu uns! Aber er musste vergessen! Er durfte nicht an Katie denken, nicht jetzt! Jetzt musste er hier in der Gegenwart sein und einen Ausweg aus dem ganzen Schlamassel finden!
Er setzte sich auf, schwang die Beine aus dem Bett und rieb sich die feuchten Augen. Dann stand er auf und wanderte rast los durch das kleine Zimmer.
Eigentlich gab es so gut wie keine Lösung. Vilde würde ein knicken. Sicher, sie war stark. Sie traute sich, ganz sie selbst zu sein, sie kümmerte sich nicht darum, was andere dachten. Aber hier ging es um Totschlag. Um einen Menschen, der direkt vor ihren Augen gestorben war. Sie würde es nicht schaffen, dicht zuhalten. Keine Chance.
Nick wusste, wie überwältigend der Drang sein konnte zu reden. Dieses intensive, alles beherrschende Gefühl: Wenn du es einfach sagst, wenn du den Mund aufmachst und die Worte einfach rauslässt, tut es tief in dir drin nicht mehr so weh.
Oh ja. Vilde würde umfallen, ganz egal, wie stark sie war. Es war nur eine Frage der Zeit. Und wenn es so weit war, musste er weg sein. Nick blieb stehen. Sein Blick wanderte zu der Tasche, die fertig gepackt neben der Tür stand. Er besaß nicht viel. Er blickte zum Fenster. Bald würde es dunkel sein. Er hatte genug Geld, um eine Bahnfahrkarte nach Oslo zu kaufen. Dort konnte er untertauchen.
Und trotzdem … was für ein hoffnungsloses Gefühl. Gut möglich, dass er sich in Sicherheit bringen konnte, aber dann musste er das Einzige aufgeben, was ihm wirklich wichtig war im Leben, das Einzige, worauf er sich freute, wenn er morgens aufwachte. Das Einzige, was ihn tief im Herzen berührte.
Nora zu sehen. Nora in den Armen zu halten. Nora zu küs sen. Nora zu lieben.
7 Tage vor dem Mord
You can touch,
You can play,
If you say
„I’m always yours“
Barbie girl, Aqua
1
Dienstagmorgen.
Die Welt war hart und kantig und schwer zu begreifen – für alle vier.
Trine wachte mit einem Traum im Kopf auf. Sie spürte, dass er sie glücklich gemacht hatte, aber alles, woran sie sich erin nerte, waren Bilder einer nackten, flüsternden Vilde: Ich liebe dich, liebe dich.
Genau so hätte es sein können , dachte Trine. Und sie schaffte es, das gute Gefühl – das intensive, süße Glücksgefühl – noch ein paar Minuten zu bewahren. Sie merkte nicht, dass sie weinte, bis sie eine salzige Träne im Mundwinkel schmeckte.
Nora wachte lange vor dem Weckerklingeln auf. Sie lag
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