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Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Titel: Dark Village 02 - Dreht euch nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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bin wegen deiner Mutter früher nach Hause gekommen. Ich habe heute im Laufe des Tages ein paarmal versucht, sie anzurufen, aber sie ist nicht ans Telefon gegangen. Sie ist ja selten unterwegs, deshalb habe ich mir Sorgen gemacht. Also bin ich nach Hause gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Sie lag im Wohnzimmer und schlief. Völlig weggetreten. Ich konnte sie erst gar nicht wach kriegen, aber irgendwann habe ich es doch geschafft. Anscheinend hatte sie zu viele Tabletten genommen.“
    „Hat sie …“, stammelte Benedicte, „ich meine, hat sie ver sucht, sich …“
    „Nein, nein. Um Gottes willen, Liebes, so etwas darfst du nicht denken. Nein, es war ein Versehen.“ Er strich ihr über die Wange. „Sie hat vergessen, dass sie ihre Tabletten schon eine Stunde zuvor genommen hatte, also hat sie dieselbe Dosis noch mal geschluckt. Das hat die Wirkung verdoppelt und sie völlig umgehauen.“
    „Aber ist das nicht gefährlich?“
    „Keine Sorge.“
    „Hast du das Krankenhaus angerufen?“
    „Nein, habe ich nicht“, sagte ihr Vater mit ruhiger Stimme. „Es besteht keine Gefahr. Du weißt doch, dass ich eine Ausbil dung als Krankenpfleger habe.“
    „Aber bist du dir sicher?“
    „Sie muss sich nur mal richtig ausschlafen. Wir können nicht mehr tun.“
    „Wir können ihr die Pillen wegnehmen!“ Benedicte machte sich von ihm los. „Wir können den ganzen Scheiß einfach ins Klo werfen!“
    „Na, na“, sagte ihr Vater.
    „Wieso nicht?“, schrie Benedicte.
    „Sie braucht Antidepressiva“, sagte ihr Vater.
    „Sie frisst das Zeug wie Bonbons!“
    „Benedicte.“
    „Sind das Pillen von dir, oder was?“
    Benedicte kannte die Anwort. Die Pillendosen im Schrank ihrer Mutter sahen haargenau so aus wie die aus dem Sortiment, das ihr Vater in seinem Vertreterkoffer hatte. Benedicte hatte das noch nie angesprochen, noch nie danach gefragt. Es war ihr immer wie ein Geheimnis vorgekommen, irgendwie gefährlich. Etwas, worüber man nicht sprach. Papa versorgt Mama mit Dope.
    „Benedicte“, sagte ihr Vater wieder. Etwas schärfer diesmal, und mit seinen großen blauen Augen versuchte er, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen.
    Aber Benedicte gab nicht klein bei. Ein Streit passte ihr heute gut in den Kram. Er konnte sich seine Spaghetti mit Spezialsoße sonst wohin stecken! Von ihm war sowieso keine Hilfe zu er warten, sie konnte nicht mit ihm über Wolfman reden.
    „Hat sie die von dir?“, fragte sie. „Oder vom Arzt?“
    „Selbstverständlich bekommt sie nur die Medikamente, die der Arzt ihr verschreibt …“
    „Aber du gibst ihr noch ein bisschen was extra, oder? Ist ja nicht schlimm, solange es dieselbe Art Medikament ist, die auf dem Rezept steht?“
    „Was ist denn los mit dir?“, fragte ihr Vater.
    Sie hörte, dass er ärgerlich wurde.
    „Was mit MIR los ist?“, erwiderte Benedicte. „Mama liegt oben und schläft ihren Rausch aus, was du offenbar völlig nor mal findest, und du fragst, was mit MIR los ist?“
    „Da komme ich nun extra nach Hause und koche Spaghetti und alles“, sagte ihr Vater. „Ich bin hier. Ihr beklagt euch doch andauernd, dass ich nie zu Hause bin. Jetzt bin ich zu Hause, jetzt bin ich hier.“
    „Aber zu spät!“, schrie Benedicte. „Begreifst du das nicht? Es ist zu spät, du hättest vor fünf Jahren zu Hause sein sollen!“
    „Jetzt bist du ungerecht“, sagte ihr Vater.
    „Bin ich nicht!“
    „Doch, du benimmst dich kindisch. Wer soll denn sonst den Lebensunterhalt für uns verdienen? Denkst du, das Geld wächst auf Bäumen? Guck dich mal im Spiegel an! Was glaubst du wohl, wie viel das kostet, was du anhast!“
    „ Fuck you “, zischte Benedicte.
    Da hörte sie plötzlich einen Knall und spürte ein Brennen auf der Wange. Ihr Vater starrte überrascht auf seine Hand.
    „D-das habe ich nicht gewollt“, stammelte er. „Benedicte, ich, ich …“
    Sie machte auf dem Absatz kehrt.
    „Benedicte! Bitte!“
    Sie rannte aus der Küche, durch den Flur und die Treppe hin auf. Sie riss die Tür zu ihrem Zimmer auf und schlug sie so hef tig hinter sich zu, dass der Rahmen wackelte. Schwer atmend blieb sie stehen. Ihre Wange war immer noch heiß. Es tat nicht besonders weh, aber die Ohrfeige hatte etwas Schwarzes, Düs teres in ihrem Kopf geweckt und es pochte in ihren Schläfen.
    Sie hob die Hände und betrachtete sie. Sie zitterten.
    Benedicte wartete, bis das Zittern aufhörte. Dann machte sie ihren Computer an, öffnete iTunes und suchte einen der engli

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