Dark Village 02 - Dreht euch nicht um
warum warst du denn bei der Viksveen, Vilde?
„Wenn du es nicht machst“, sagte Nick, „dann tu ich es.“
„Stopp!“ Vilde hielt ihn am Ärmel zurück. „Misch du dich da nicht ein!“
Er schnitt eine Grimasse. „Als ob ich nicht bis zum Hals mit in der Scheiße stecken würde.“
„Ich kümmere mich darum“, sagte Vilde. „Versprochen. Aber ich brauche ein bisschen, um das zu planen. Okay?“
„Ja, schon gut.“
„Gib mir einfach Zeit, dann bringe ich das in Ordnung!“
„Gut, dann sag Bescheid“, sagte Nick. „Wenn du es getan hast.“
Ich muss Trine warnen , dachte Vilde. Bevor ich mit Nora rede, muss ich Trine warnen, damit sie weiß, was Sache ist.
Laut sagte sie: „Ja. Ich sage dir Bescheid, wenn alles geregelt ist …“
4 Tage vor dem Mord
Though nothing
Will keep us together
We could steal time
Just for one day
Heroes, David Bowie
1
Freitagmorgen.
Charlene schlurfte in Shorts und einem riesigen T-Shirt durch die Küche und schnitt Brot für Vilde und ihren kleinen Bruder ab. Sie hatte ihren iPod voll aufgedreht und sang mit Zwei-Uhr-nachts-Karaoke-Stimme: „ Maybe we’re lying, then you better not stay. But we could be safer, just for one day. “
Sie warf zwei Lunchpakete auf den Küchentisch und zog an den Kabeln ihrer Kopfhörer, sodass sie aus den Ohren ploppten. Sie lachte mit roten Lippen und schneeweißen Zähnen, spielte einen Luftgitarren-Riff und grölte: „ And that’s a fact! “
Sie war groß und blond und irritierend perfekt, sogar früh morgens mit ungekämmten Haaren. Sie war genauso, wie jede Cheerleaderin mit zwanzig sein wollte. Charlene war Jessica Simpson mit Hirn.
Charlenes ärmelloses T-Shirt war am Hals so weit, dass manchmal eine Schulter hervorblitzte, und wenn sie sich vor beugte, waren in ihrem Ausschnitt ihre Brüste als zwei vage Schatten zu erkennen.
Vilde musste sich zusammenreißen, damit ihre Fantasie nicht mit ihr durchging. Sie machte große Augen.
Charlene fing ihren Blick auf. Vilde wurde rot und sah weg.
Sie murmelte crazy Texan , um ihre Verlegenheit zu überspielen.
„Bowie“, lachte Charlene. „As good as it gets. Bowie in the seventies. The Berlin years!“ Sie sang wieder: „ Standing by the wall … “ Und machte gleich ihren eigenen Background-Chor: „ By the wall! “
„Hu-huu!“ Vildes Mutter steckte lächelnd ihren Kopf zur Kü chentür herein und winkte. Sie war auf dem Weg zur Arbeit. „Tschüssie!“
„Schuss, Sonia!“, rief Charlene und winkte zurück.
Vilde und ihr kleiner Bruder stöhnten. Schräger Gesang und überdrehtes Geträller vor halb acht morgens …
„Wouldn’t hurt you to say Schuss“, sagte Charlene und sah die beiden vorwurfsvoll an. „You’re lucky, you know. Your mother is nice.“
Ja, ja , dachte Vilde. Und wie nice, extrem nice, besonders zu verheirateten männlichen Kollegen. Kein Wunder, dass sie es eilig hat, zur Arbeit zu kommen!
Etwas später, als Vilde ihren Rucksack schulterte, um zur Bushaltestelle zu gehen, sagte Charlene: „I’m not here when you guys get home today.“
„Wieso?“
„Aslow, sightseeing. Ick fahr mit die Sug.“
„Oslo?“, fragte Vilde. „Was gibt’s denn da zu sehen?“
„I haven’t been there, so I wouldn’t know, would I?“ Charlene strich Vildes Jackenkragen glatt. „Bin suruck in die Abend. Ick fahr …“
„I know“, grinste Vilde. „Du fährst mit die Sug.“
2
Es machte schnell die Runde. Tommy prahlte damit herum, dass der Mongo eine Abreibung bekommen sollte. Auch Trym hörte davon, dass sie ihm gleich nach der Schule unten am Einkaufs center auflauern wollten, wegen der Sache mit der Viksveen.
Alle wussten, dass Greg nach dem Unterricht immer dorthin ging, bevor er zum Essen nach Hause musste.
Wegen der Sache mit der Viksveen? , dachte Trym. Wie blöd kann man eigentlich sein? Glauben die wirklich, dass Greg was damit zu tun hat?
Er sagte Nick Bescheid.
Nick sah ihn an. „Wegen der Viksveen?“
„Sie glauben, er hat es getan.“
„Aha.“
„Aber er war’s nicht!“ Trym seufzte. „Ich kenne Greg, seit ich denken kann. Er ist nicht verrückt, nicht auf die Art.“
„Auf die Art?“, echote Nick. „Ist Viksveens Mörder auf eine spezielle Art verrückt?“
„Du weißt, was ich meine.“
„Hm.“
Nick hätte ihm am liebsten gesagt, dass er die Klappe halten sollte. Er wusste, was kommen würde, er konnte es riechen, und das Letzte, was er gebrauchen konnte, waren noch mehr Pro bleme. Hau ab! Ich
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