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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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nicht.“
    Vilde stand auf und ging in ihr Zimmer. Sie legte das Handy auf den Schreibtisch, dann setzte sie sich und starrte es an.
    Sie begriff einfach nicht, warum Trine sich nicht meldete.
Scheiße.
Sie nahm das Telefon und tippte eine Nachricht:
LOVE U.
    Nein. No way. Sie löschte die SMS.
C.U.
Nein. Das war so krampfig, dass es einfach nur blöd wirkte.
    Sie legte das Handy wieder zurück. Sie fühlte sich nicht müde, ging aber trotzdem über den Flur zum Badezimmer, um sich für die Nacht fertig zu machen. Sie öffnete die Tür – und lief fast in Charlene rein, die vor dem Spiegel stand und sich mit Bodylotion eincremte. Sie hatte obenrum nichts an. Ihre Haut glänzte. Sie war wunderschön.
    „Oh.“ Vilde lief leicht rot an.
    „Hi“, sagte Charlene.
    Sie machte keine Anstalten, sich zu bedecken. Im Gegenteil: Sie lächelte und sagte: „Come in, won’t be long.“ Als wäre es das Natürlichste der Welt, dass Mädchen einander halb nackt gegenüberstünden. Für viele war es das wahrscheinlich auch.
    Aber nicht für Vilde. Sie trat einen Schritt zurück und wollte die Tür schließen, aber Charlene lächelte noch immer.
    „I’m done, Wilde. Really. It’s all yours.“
    Charlene zog sich nichts über, sondern verteilte den Rest der weißen Lotion auf ihrem Oberkörper. Sie betrachtete sich im Spiegel, griff nach ihrem T-Shirt, das auf dem Korbstuhl in der Ecke lag, und warf es sich über die Schulter. Dann räumte sie ihre Cremetuben, Zahnseide und Zahnbürste zusammen.
    Ihre Brüste schaukelten. Sie waren größer, als Vilde erwartet hatte, weich und schön geformt. Noch lange, nachdem Charlene das Bad verlassen hatte, musste sie daran denken.

5
    Benedicte schloss ihre Zimmertür ab, um alles vorzubereiten. Das hatte sie schon oft getan und es war nicht schwer, aber sie musste sehr genau sein.
    Sie richtete die Kamera aus und stellte den Selbstauslöser auf ein Intervall von fünf Sekunden ein. Dann zog sie sich aus, machte ihre Haare zurecht und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel.
    Sie drapierte ein paar Sachen, die sie mit auf dem Foto haben wollte, startete die Aufnahme und setzte sich aufs Bett. Im Stillen zählte sie:
einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig,
dann kam der Blitz.
Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig.
Und wieder blitzte es.
    Sie hielt jede Pose für mindestens zwei Bilder. Als sie müde wurde, stoppte sie die Aufnahme und guckte sich die Fotos im kleinen Display der Kamera an.
    Sie waren ganz gut geworden. Viel besser als die letzten. Ein paar waren sogar sehr gut.
    Aber mit drei oder vier Posen war sie nicht zufrieden, also versuchte sie es noch mal.
    Es ging immer leichter. Mit der Zeit begann sie zu improvisieren, wählte fantasievollere Posen und dachte sich neue Sachen aus. Sie ließ sich gehen. Es machte Spaß. Und es fühlte sich gut an.
    Sie lachte in sich hinein und dachte:
Das hätte ich schon längst tun sollen!

6
    Nora fuhr mit dem Fahrrad zum Einkaufszentrum.
    Es war zehn vor acht, als sie dort ankam, und sie rannte schnell hoch in die erste Etage, wo die Buchhandlung war. Auf Anhieb fand sie nichts, was sie ansprach, und die zehn Minuten, die ihr bis Ladenschluss blieben, vergingen schnell.
    Als die Frau an der Kasse langsam ungeduldig wurde, griff Nora nach dem ersten Band einer neuen Taschenbuchserie und bezahlte.
    Sie radelte nach Hause und versuchte zu lesen.
    Es ging nicht. Das Buch war eigentlich nicht so schlecht. Jede Menge Liebe und Intrigen und alles, was dazugehörte, aber sie konnte sich nicht konzentrieren. In ihrem Kopf mahlten dieselben Gedanken wie am Morgen: Nick und Benedicte und die Lüge – und die Rache, die sie sich ausdenken sollte …
    Sie warf das Buch in die Ecke. Sie konnte doch hier nicht total apathisch rumhängen. Sie musste Ordnung in die Sache bringen. Schließlich war sie die Einzige, die das konnte!
    Sie hatte den unbändigen Drang, das alles irgendjemandem zu erzählen, es sich von der Seele zu reden:
Guck dir bloß an, in was ich da reingeraten bin.
Sie brauchte Rat und Vergebung.
    Aber sie hatte niemanden.

7
    Benedicte loggte sich in ihrem E-Mail-Account bei c2i.no ein.
    Den benutzte sie nur sehr selten. Ihr Vater hatte ihn ihr vor ewigen Zeiten mal eingerichtet. Er war aus seinen Initialen zusammengesetzt. Wenn sie diese Adresse benutzte, konnte niemand ihre E-Mails zurückverfolgen.
    Sie hängte drei Fotos an. Appetithäppchen.
    Auf dem einen trug sie eine Kappe, die sie tief ins Gesicht gezogen hatte,

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